„Die Bereitschaft, sich zu engagieren ist hier in der Nachbarschaft sehr groß“, sagt Dovile Babeckaite. Die junge Frau ist Koordinatorin für die Freiwilligenarbeit im Zukunftshaus Wedding in der Müllerstraße. Aktuell engagieren sich 35 Menschen ehrenamtlich im Zukunftshaus, weitere 15 sind es im Refugium, eine Gemeinschaftsunterkunft für besonders schutzbedürftige Geflüchtete. Den freiwillig Helfenden hat das Team aus den verschiedenen Einrichtungen im Paul-Gerhardt-Stift am 8. September ganz offiziell gedankt.
„Für uns alle was das ein sehr schwieriges Jahr mit vielen Einschränkungen. Aber es hilft ja nichts, zu jammern. Es hilft nur, die Ärmel hochzukrempeln und zu tun, was zu tun ist. Das haben sie getan. Ich danke ihnen dafür“, sagte Pfarrer Martin von Essen bei der Veranstaltung im Klosterhof. Als Geschäftsführer der Paul Gerhardt Stift Soziales gGmbH sprach er auch im Namen der Einrichtungen im Stift, die von der Arbeit der Freiwilligen profitieren. Gleichzeitig war es auch der Moment, um der “Aktion Mensch” zu danken, die das Projekt Philos und damit die Koordinierung der Ehrenamtsarbeit fünf Jahre lang finanziert hat. „Das Projekt ist jetzt ausgelaufen, aber wir haben uns entschlossen, wir führen die Arbeit weiter und übernehmen die Finanzierung für die Ehrenamtskoordination. Frau Babeckaite kann ihre Arbeit fortführen“, sagte Martin von Essen.
“Es wäre unmöglich ohne Freiwillige”
Dovile Babeckaite arbeitet seit Juni 2020 im Zukunftshaus. Ihre Aufgaben sind das Finden von Freiwilligen, ihre Betreuung, das Koordinieren der Einsätze in den Einrichtungen im Paul-Gerhardt-Stifts, Weiterbildungen zu organisieren und Dankeschön-Abende wie dem Anfang September. „Ich achte auch darauf, dass sich die Freiwilligen abgrenzen können, dass ein Ehrenamt nicht zu weit geht, dass sie sich nicht zu viel zumuten“, sagte Dovile Babeckaite. „Aufgaben, die von professionellen Sozialarbeitern gemacht werden sollten, sollten nicht von Freiwilligen erledigt werden“, sagt sie. Ein Ehrenamt solle ein Mehrwert für Freiwillige sein, sie sollen keine regulären Jobs ersetzen. Auch darauf achtet sie. Doch der Bedarf an Freiwilligen sei sehr groß im Paul-Gerhardt-Stift. „Es wäre unmöglich ohne Freiwillige. Sie schließen Lücken, die sonst nicht zu schließen wären und sie machen es mit viel Herz“, sagt die Koordinatorin.
Viele Einsatzbereiche für Jung und Alt
Viele der Freiwilligen seien früher Besucher auf dem Gelände gewesen, entwickeln dann eigene Ideen und setzen sie nun um. Manche verkaufen ein Mal im Jahr Kuchen beim Flohmarkt, andere begleiten dauerhaft eine Flüchtlingsfamilie, wieder andere bieten einen Kurs im Zukunftshaus an. Die Einsatzbereiche der Freiwilligen sind vielfältig: Es gibt Digitalpatenschaften für Senioren, einen Nachbarschaftstreff, eine Spielgruppe für farbige Kinder, Papiertheater, Hausaufgabenhilfe, Arabisch-Kurse, einen Nachbarschaftschor und vieles mehr. Die meisten, die sich für ein Engagement entscheiden, bleiben nach Dovile Babeckaites Beobachtung aber länger dabei, manchmal über zehn Jahre. „Der jüngste Freiwillige derzeit ist 15 Jahre alt und betreut die mobile Bibliothek“, sagt die Freiwilligenkoordinatorin. Die ältesten Aktiven sind über 80 Jahre alt.
Beim Dankeschön-Abend am 8. September kamen einige der Freiwilligen zusammen. Sie saßen am reich gedeckten Tisch und aßen gemeinsam, tauschten sich aus und hörten die Dankesworte von den Mitarbeiterinnen aus den verschiedenen Bereichen des Paul-Gerhardt-Stifts sowie des Geschäftsführers. Bei einem Tape Art-Workshop mit Kerim Yilmaz von Kollektiv „Tape That“ aus Neukölln konnten sie im Anschluss gemeinsam kreativ werden. Ein geklebtes Bild zeigte am Ende die Skyline des Wedding (mit Plötzensee), ein anderes bunte Hände, die helfend ineinander greifen – so wie die Hände der Freiwilligen im Paul-Gerhardt-Stift.
Selbst aktiv werden
Wer Lust hat, sich ehrenamtlich zu engagieren, kann sich an Dovile Babeckaite vom Zukunftshaus Wedding wenden. Sie ist telefonisch unter (0163) 3 90 23 93 oder per E‑Mail unter [email protected] errreichbar.