Das Strandbad Plötzensee hat sich auf den Weg gemacht, weniger (und hoffentlich irgendwann fast gar keinen) Müll mehr zu produzieren. Doch das riesige Gelände bietet noch mehr Potenzial, auch tatsächlich ein Ort für Artenvielfalt zu sein. Wir haben uns mit Florian Menke, einem der Betreiber, unterhalten, der uns erklärt hat, wie ein so großer Betrieb ein Vorbild für Umweltschutz im Wedding werden könnte.
In welchem Zustand war das Gelände, als ihr das Strandbad 2019 übernommen habt?
FM: Zunächst einmal haben wir hier Unmengen von Müll vorgefunden! Das war für unser kleines Team nicht allein zu bewältigen. Aber dank der Unterstützung unzähliger Weddingerinnen und Weddinger haben wir kurz vor der Eröffnung im Juni 2019 Müll und Unrat gesammelt. 20 Container sind damals zusammengekommen! Für die Helfer vor Ort war das auch eine tolle Gelegenheit, uns kennenzulernen und das Strandbad wieder als Teil des Wedding “zurückzuerobern”.
Wie bekommt man den neu entstehenden Müll heute in den Griff?
FM: Wir haben dafür ein Team aus vier Mitarbeitern, die sich darum kümmern, den Müll vom Strand und aus dem Park abzufahren. Auf dem Gelände gibt es sage und schreibe 50 Mülleimer, die täglich geleert werden müssen. .
Aber muss denn so viel Müll überhaupt entstehen?
FM: Wir versuchen schon, auf Plastikbecher zu verzichten. Dafür haben wir Becher aus Maisgranulat, die kompostiert werden können, angeschafft. Alle Getränke in der Strandbar werden in diese Recycling-Becher gefüllt. Gemeinsam mit den Gastronomiepächtern arbeiten wir an einer Low Waste-Strategie und es gelingt allen immer öfter, Verpackungen auf Naturprodukte umzustellen. Auch bei den Kassenbons gehen wir neue Wege. Sie werden auf sogenannte Green Bills umgestellt.
Auf der riesigen Fläche gibt es ja noch mehr, was man für die Natur tun kann. Kann man dazu etwas erfahren?
FM: Wir haben auch tierische Bewohner des Geländes. Neben den Schwänen wohnt hier zum Beispiel auch eine Fuchsfamilie. Wir haben bereits im Frühjahr den Eingang zum Fuchsbau für Badegäste versperrt, damit die Jungfüchse in Ruhe aufgezogen werden können. Auf dem hinteren Wiesengelände haben wir von Anfang an mehrere hundert Quadratmeter renaturiert. Dort haben sich wieder heimische Wildblumen angesiedelt. Baumstämme bieten Lebensraum für Insekten. Und nicht zuletzt achten wir gemeinsam mit einem befreundeten Künstlerkollektiv darauf, dass wir Baumaterial mehrfach verwenden. Im Rahmen von Upcycling nehmen wir uns alles vor, was noch irgendwie verwertbar ist.
Das gegenüberliegende Seeufer ist ja offiziell nicht zum Betreten und Baden freigegeben. Wie steht ihr dazu?
FM: Das Baden im Plötzensee ist offiziell nur außerhalb des Landschaftsschutzgebiets, also von unserem Strand aus, erlaubt. Wir wissen aber auch, dass sich nicht jeder und jede Badende ein Tagesticket bei uns leisten kann und will. Es gibt mehrere Wildbadestellen, die an heißen Tagen auch entsprechend frequentiert werden. Unsere Rettungsschwimmer haben zum Glück den ganzen See im Blick, und es ist schon oft vorgekommen, dass sie auch Badende gerettet haben, die nicht von unserem Strand aus in den See gegangen sind. Wichtig ist uns, dass die abbröckelnden Ufer der anderen Seeseite nicht zertrampelt werden, weil dadurch die Standfestigkeit des Ufers gefährdet ist. Auch Tiere und Pflanzen haben dann keinen Lebensraum mehr. Daher mein Appell: Wer vom Strandbad aus in den See schwimmt, respektiert den Schutz der Plötzenseelandschaft immer noch am besten.
Gibt es etwas, was ihr den Weddingern immer schon mal sagen wolltet?
Was die wenigsten wissen: Die Einnahmen aus dem Eintrittsgeldern reichen nicht, um die Personalkosten der Rettungsschwimmer zu decken. Ohne Gastronomie oder sonstigen Einnahmen können wir nicht überleben. Wenn wir alle Kosten auf den Eintritt umlegen müssen, würde der Eintritt 10–15 € pro Person kosten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Tolles Projekt, tolle engagierte Leute. Ich bin stolz und glücklich mit meiner Fahrrad Service Station Plötzensee ein Teil davon zu sein. Es wird echt eine Menge getan von allen Projekten auf dem Gelände und den Betreibern, um das Strandbad Plötzensee zu einem echten Wohlfühlort für alle Bevölkerungsgruppen im Wedding zu erhalten und weiter zu entwickeln. Das Strandbad ist in guten Händen.. Sport, Kultur, Freizeit, Kunst, Einbindung verschiedenster Gruppen aus unserem Stadtteil. Wirklich ein tolles soziokulturelles Projekt und nicht nur eine Badeanstalt. Mehr solches privat wirtschaftliches Engagement mit viel Herzblut würde Berlin sehr gut tun.