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Weihnachten, Wedding und Bücher

14. Dezember 2020

Büchertauschregal-kibo-BüchertauschEs weih­nach­tet schon, las­sen wir uns nicht von der ziem­lich mie­sen Lage run­ter­zie­hen und kon­zen­trie­ren wir uns lie­ber auf schö­ne und berei­chern­de Ideen zum Ver­schen­ken an unse­re Lie­ben. Heu­te gibt es ein paar Tipps zu ver­schie­de­nen Büchern über den Wed­ding, vom Roman über eine geschicht­li­che Repor­ta­ge bis hin zu Kurz­ge­schich­ten. Der Wed­ding ist in der Lite­ra­tur gut ver­tre­ten. Hier sechs Tipps für eure Weihnachtsliste:

1. „Vom Wedding verweht“ von Heiko Werning

Das Cover des neuen Buches von Heiko Wernig.Ich fan­ge gleich mit mei­nem Favo­ri­ten an: „Vom Wed­ding ver­weht“ von Hei­ko Wer­ning aus den Brau­se­boys. Kna­cki­ge Kurz­ge­schich­ten im Wed­ding zum Tot­la­chen. Liest sich sehr zügig, obwohl die Wort­wahl sehr aus­ge­klü­gelt ist und eins zum Ziel hat: (Selbst)-Ironie. Als neu­en Vor­satz für das neue Jahr könn­te man sich eine Geschich­te pro Abend vor­neh­men und so hat man die Garan­tie, den Tag mit einer posi­ti­ven Note abzu­schlie­ßen. Jeder Wed­din­ger erkennt sich in die­sen Geschich­ten wie­der, ob der Hips­ter, der vor kur­zem oder vor lan­gem Zuge­zo­ge­ne oder aber auch der alt­ein­ge­ses­se­ne Wed­din­ger. Alle Alters­grup­pen wer­den ver­tre­ten und erschei­nen mal in einem Geschäft der Mül­lerstra­ße, mal auf der Tram-Pro­me­na­de der See­stra­ße oder in einem her­un­ter­ge­kom­me­nen Hin­ter­hof. Wer am Ende des Buches immer noch nicht genug davon hat, kann zum Bei­spiel mit einem frü­he­ren Band wei­ter­ma­chen: „Im wil­den Wed­ding“ (2014 erschienen).

Ver­lag TIAMAT, 2017 erschie­nen, 192 Sei­ten, ISBN 978–3893202188, 14€

2. „Gott wohnt im Wedding“ von Regina Scheer

Cover Regina Scheer Gott wohnt im WeddingTrotz sei­ner 416 Sei­ten liest sich das Buch von Regi­na Scheer ziem­lich schnell, lasst euch also von die­sem dicken Buch aus dem Grund nicht abschre­cken. Es beginnt mit einem unge­wöhn­li­chen Mono­log, dem Mono­log eines Hau­ses in der Utrech­ter Stra­ße im Leo­pold­kiez, das uns sei­ne Ein­drü­cke und Gefüh­le über sei­ne oft wech­seln­den Bewohner*innen mit­teilt. Es sieht alles und weiß am Bes­ten über alle Gescheh­nis­se. Uns ver­rät es end­lich, was es denkt. Und so beklagt es sich oder reflek­tiert immer mal wie­der zwi­schen zwei Erzäh­lun­gen von Hausbewohner*innen mit anschei­nend ganz unter­schied­li­chem Hin­ter­grund, so dass wir mit jeder Sei­te, mit jeder Geschich­te immer mehr mit­be­kom­men, was in die­sem Haus seit den 30er Jah­ren alles pas­siert ist. Trotz der Ver­schie­den­hei­ten sind aber alle durch das Haus und den Kiez ver­bun­den. Die Erzäh­lun­gen des jüdi­schen Opas Leo, der jun­gen Sin­ti Lei­la oder der alten Ger­trud über­schnei­den sich und am Ende ergibt sich ein gan­zes Bild vom Wed­ding, so bunt wie er heu­te gewor­den ist.

Regi­na Scheer ist eine ech­te Ber­li­ne­rin, nach der Wen­de in den Wed­ding zuge­zo­gen. Wohin denn sonst? Im Bür­ger­saal der Wohn­an­la­ge vom Karl-Schr­a­der-Haus hat sie das Erzähl­ca­fé Wed­ding über meh­re­re Jah­re hin­weg mode­riert, in dem Per­so­nen von ihrem viel­fäl­ti­gen Leben bei Kaf­fee und Kuchen berich­tet haben. Nach der 100sten Aus­ga­be ende­te die Ver­an­stal­tung im Jahr 2016.

Pen­gu­in Ver­lag, 2019 erschie­nen , 416 Sei­ten ‚ISBN 978–3328600169, 24€

3. „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada

Seid ihr schon durch die Ams­ter­da­mer Stra­ße gelau­fen? Oft? Habt ihr jemals auf das Schild auf dem Haus Num­mer 10 neben der Eri­ka-Mann-Grund­schu­le geach­tet? Es ist total unschein­bar, hin­ter Ästen und Zaun ver­steckt. Wenn man sich auf die Fuß­spit­zen stellt und sein Fern­glas aus der Tasche raus­zieht, kann man auf der wei­ßen Gedenk­ta­fel lesen: Otto und Eli­se Ham­pel. Das Ehe­paar wohn­te in die­sem Haus. Es gehör­te kei­ner Wider­stands­grup­pe an, ver­teil­te aber Post­kar­ten gegen das Nazi-Regime und wur­de 1943 im Gefäng­nis Plöt­zen­see hin­ge­rich­tet. Hans Fal­la­da ver­ewigt die­se Geschich­te in sei­nem Buch, wobei er den Ort nach Pan­kow ver­legt. Wenn ihr lie­ber Fil­me schaut, könnt ihr sogar eine der bei­den Ver­fil­mun­gen aus den Jah­ren 1975 oder 2013 („Alo­ne in Ber­lin“ mit Dani­el Brühl) verschenken.

Auf­bau Taschen­buch, 1948 erschie­nen, 704 Sei­ten, ISBN 978–3746628110, 12,99€

4. „Geschichten aus der Müllerstraße“ von den Brauseboys

„Geschich­ten aus der Mül­lerstra­ße“ prä­sen­tiert das Best of der Brau­se­boys. Knap­pe Geschich­ten über das hek­ti­sche Epi­zen­trum des Wed­dings auf lus­ti­ge Art und Wei­se prä­sen­tiert. Durch die ver­schie­de­nen Stil­rich­tun­gen wird es nie lang­wei­lig. Eins haben sie alle gemein­sam: Die Mül­lerstra­ße und die skur­ri­len Ein­woh­ner des Wed­dings. Die Autoren neh­men jeden auf den Arm, gele­gent­lich und ger­ne auch sich sel­ber. Mehr dazu im Arti­kel über das Buch.

be.bra ver­lag, 2015 erschie­nen, 144 Sei­ten, ISBN: 978–3898091084, 9,95€

5.“Barrikaden am Wedding“ von Klaus Neukrantz

Die­ses Buch schil­dert die Ereig­nis­se vom Blut­mai 1929, die in der eher unbe­kann­ten Wed­din­ger Kös­li­ner Stra­ße (zwi­schen Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße und Pan­ke) abspie­len. Es ist heu­te kaum zu glau­ben, aber in die­ser ruhi­gen L‑förmigen Stra­ße, wur­den nach dem Erschie­ßen eines Arbei­ters durch einen Poli­zis­ten Bar­ri­ka­den für meh­re­re Tage auf­ge­baut. Als ein­zi­ges Über­bleib­sel kann man eini­ge Schrit­te wei­ter Rich­tung Pan­ke auf der Wal­ter-Röber-Brü­cke einen Gedenk­stein an die 19 Opfer die­ses Aus­nah­me­zu­stan­des erspä­hen. Der Autor des Buches, Klas Neu­krantz, schrieb für die kom­mu­nis­ti­sche Zeit­schrift „Die Rote Fah­ne“ und berich­tet über die­se drei­tä­gi­gen Kra­wal­len und ihre Zusam­men­hän­ge aus­führ­lich. Eine genaue Doku­men­ta­ti­on für alle Geschichts­in­ter­es­sier­ten des Wed­dings. Eine kur­ze Anspie­lung die­ses his­to­ri­schen Ereig­nis­ses ist übri­gens in der ARD-Serie „Ber­lin Baby­lon“ zu sehen.

Mani­fest Ver­lag, 2014 erschie­nen, 264 Sei­ten, ISBN 978–3961560691, 11,90€

6. „Allein ist man weniger zusammen“ von Paul Bokowski

Wahr­schein­lich der bekann­tes­te Autor aus dem Wed­ding: Paul Bokow­ski, ein wei­te­rer Jun­ge der Brau­se­boys, der Jüngs­te sogar. Sei­ne humor­vol­le Art bezau­bert. Die Tex­te schei­nen auf den ers­ten Blick nicht zusam­men­hän­gend zu sein, eins haben sie aber gemein­sam: Die Sati­re. Paul Bokow­ski ber­li­nert, spricht aber auch Pol­nisch und manch­mal sogar auch Hoch­deutsch. Für rich­ti­ge Fans gibt es eine gan­ze Rei­he von sei­nen span­nen­den Büchern: „Haupt­sa­che nichts mit Men­schen“ oder „Bit­te neh­men Sie da mei­ne Hand weg“ zum Bei­spiel. Hör­bü­cher ste­hen im Übri­gen auch zur Verfügung.

Man­hat­tan Ver­lag, 2015 erschie­nen, ISBN 978–3442547579, 160 Sei­ten, 12,99€

Text: Elsa

Übri­gens blei­ben auch wäh­rend des “har­ten Lock­downs” ab 16. Dezem­ber die Buch­hand­lun­gen offen. Zum Bei­spiel das Bel­le-et-tris­te in der Ams­ter­da­mer Straße.

Gastautor

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