Anfang Oktober hatten wir Euch ungewöhnliche Sportarten im Wedding vorgestellt, darunter Lacrosse, Cricket, Disc Golf und American Football. Von KiezSportLotsin Susanne Bürger wurden wir sofort darauf hingewiesen: Es gibt noch mehr davon! Deshalb haben wir sie gleich um einen Gastbeitrag gebeten. Und jetzt erfahrt ihr alles über Korbball, Radball und vieles mehr.
Korbball
Die Spielidee wurde 1896 als eigenständige deutsche Variante des Basketballs entwickelt. Die Körbe stehen jedoch frei im Spielfeld, es gibt kein Zielbrett. Zwei Mannschaften versuchen, den Ball so oft wie möglich in den gegnerischen Korb zu werfen und Treffer in den eigenen Korb zu verhindern. Jeder Korb wird dabei von einer Korbhüterin bewacht, die nicht größer als 1,78 Meter sein darf. In Deutschland wird Korbball als Wettkampfsport ausschließlich von Frauen und Mädchen gespielt.
In Berlin ist Korbball nur durch den Sportverein „Berliner Turnerschaft“ vertreten. Trainingsort ist die Sporthalle der Gottfried-Röhl-Grundschule (Ungarnstraße 75). Im Sommer wird auch draußen im Schillerpark gespielt.
Radball
Die Sportart ist 1883 von Kunstradfahrern erfunden worden. Gespielt wird Radball mit einem speziellen Fahrrad, erkennbar am hohen Lenker mit langen gebogenen Lenkerholmen und der langen waagerechten Sattelstütze. Der Sattel befindet sich ganz weit hinten, dort wo auf einem normalen Rad der Gepäckträger wäre. Durch die starre Nabe ist das Stehen im Tor erst möglich, der Spieler kann auch rückwärtsfahren. Der Ball ist aus Stoff und wiegt 500 bis 600 Gramm.
Beim Zweier-Radball besteht eine Mannschaft aus zwei Spielern, dem Torwart und Feldspieler. Der Torhüter darf im Feld spielen und umgekehrt. Der Ball darf nur gespielt werden, wenn Hände am Lenker sind und Füße auf den Pedalen stehen. Kopfbälle sind erlaubt.
Bei der Radsport-Vereinigung Nord Berlin e.V. wird im Wedding in der Sporthalle der Erika-Mann-Grundschule (Utrechter Straße 25 ‑27) trainiert, außerdem noch in Moabit in der Sporthalle der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule (Neues Ufer 6, 10553 Berlin).
Faustball
Das Spiel sieht ein bisschen so aus wie Volleyball. Wichtigster Unterschied: Der Ball darf nach jeder Ballberührung auf dem Boden aufprallen. Je Spielzug wird der Ball meist dreimal von einem Team gespielt (Annahme, Zuspiel, Angriff). Statt eines Netzes gibt es ein rot-weißes breites Band in zwei Metern Höhe.
Ein Team besteht aus fünf Feldspielern. Das Spielfeld ist 20 x 25 Meter groß, die Spieler laufen zum Teil weite Wege, um den Ball zu erreichen. Ziel ist es, den Ball so über das Band zu spielen, dass das gegnerische Team den Ball nicht zurück spielen kann.
Im Wedding ist die Sportart durch den Wedding-Cup bekannt, das weltgrößte Turnier, das von der Faustballabteilung der Berliner Turnerschaft im Schillerpark veranstaltet wird. Der 35. Wedding-Cup ist für das Wochenende 17./18.04.2021 geplant.
Die Trainingsorte von „BT“ liegen allesamt im Wedding: Sporthalle der Gottfried-Röhl-Grundschule (Ungarnstraße 75), nur im Sommer auf dem Hanne-Sobek-Sportplatz (Osloer Str. 42 – 62), nur im Winter Sporthalle des OSZ Gesundheit (Schwyzerstr. 8) und ganzjährig in der Louise-Schroeder-Halle (Louise-Schroeder-Platz).
Wasserball
Wer erfolgreicher Wasserballspieler werden möchte, muss sehr gut und möglichst schnell schwimmen können. Die bevorzugten Techniken sind Kraulen und Wassertreten. Wasserball wird in einem abgegrenzten Feld im Wasser gespielt. Zwei Mannschaften versuchen, den Ball durch geschicktes Taktieren und Abspielen in das gegnerische Tor zu werfen. Ziel des Spieles ist es, mehr Tore als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Im Spielfeld schwimmen sechs Feldspieler und ein Torhüter, dazu kommen sechs (oder acht) weitere Auswechselspieler. Jeder Spieler muss eine Kappe mit einer Nummer tragen, die Kappe des Torhüters ist rot. Es darf beliebig oft gewechselt werden. Ein Spiel dauert viermal acht Minuten.
Der Schwimm-Club Wedding Berlin hat eine Jugendabteilung für Wasserball (7 – 13 Jahre), das Männerteam spielt in der zweiten Wasserball-Liga, Hashtag #nurderkiez. Trainings- und Spielort ist das Hallenbad des Kombibad Seestraße.
Synchronschwimmen
Beim Synchronschwimmen zeigen die Schwimmerinnen Choreografien mit anmutigen und akrobatischen Figuren im Wasser, synchron zur Musik und alle gleichzeitig. Die Sportart kann als Solo, Duett oder in der Gruppe ausgeführt werden.
Beherrscht werden müssen Elemente aus dem Bodenturnen und Tanzen, viele Figuren werden unter Wasser geschwommen. Das macht Synchronschwimmen zu einer sehr kräftezehrenden und anspruchsvollen Sportart. Die Bewegungen mit Armen und Beinen sind sehr komplex. Für Sprünge und Flugfiguren dürfen die Schwimmerinnen unter Wasser zum Bespiel nicht den Boden des Schwimmbeckens berühren. Die Sportart ist sehr leistungsorientiert.
Synchronschwimmen – ursprünglich eine Männersportart – wird heute fast ausschließlich von Frauen betrieben. 2015 gab es eine Regeländerung, die auch Männern die Teilnahme an internationalen Wettbewerben erlaubt.
Beim Schwimm-Club Wedding Berlin können Mädchen ab 6 Jahren Synchronschwimmen lernen, müssen mindestens den Freischwimmer haben. Trainiert wird im Hallenbad des Kombibad Seestraße, jedoch auch im Stadtbad Märkisches Viertel und in der Schöneberger Sportschwimmhalle.
Rollkunstlauf
Kunstvolle Sprünge, Pirouetten und Schrittfolgen können auch auf Rollschuhen ausgeübt werden. Rollkunstläufer*innen tragen jedoch besondere Rollschuhe. Sie bestehen aus einem Schuh (oder Stiefel), einem Gestell, vier Rollen und einem Stopper. Jeder Bestandteil wird nach unterschiedlichen Anforderungen, je nach Disziplin, für verschiedene Bodenarten und je nach Empfinden sowie Leistungsniveau des/der Läufer*in ausgewählt.
Beim WERC – dem Weddinger Eislauf- und Rollsport-Club können Anfänger*innen im Freizeitsport die Grundlagen des Rollschuhlaufens erlernen und mit Elementen des Rollkunstlaufs „aufpeppen“. Alle, die mehr wollen, können beim WERC auch Leistungssport mit Leistungsnachweisen und Wettkämpfen betreiben.
Trainingsorte sind die Sporthalle der Albert-Gutzmann-Schule (Schönstedtstraße 4, 13357 Berlin-Gesundbrunnen) sowie die Rollsportanlage in Moabit (Lehrter Straße 59, 10557 Berlin) und die Halle Turmstraße 86 (10551 Berlin-Moabit).
Eine Änderung der Trainingszeiten kann sich jedoch demnächst ergeben: Die Sporthalle des OSZ KIM (Koloniestraße/Osloer Straße) wurde umfangreich saniert. Sie verfügt über spezielle Markierungen auf dem Hallenboden (Grundkreise und Schlingen), damit Figuren gelaufen werden können. Der WERC wird sicherlich Trainingszeiten in dieser Sporthalle bekommen und dafür andere Zeiten abgeben.
Eisstockschießen
Eisstocksport wird ganzjährig betrieben, im Winter auf Eis, im Sommer auf anderen Bahnen wie Asphalt oder Kunststoff. Die Laufsohlen des „Stocks“ sind austauschbar (Sommer- und Winterlaufsohlen). Je weicher die Beschichtung der Platte ist, desto langsamer gleitet der Eisstock. Ein „Stock“ wiegt zwischen 2,73 und 3,83 Kilogramm.
In der Wintersaison könnt ihr Eisstockschießen beim Berliner Schlittschuh-Club im Erika-Heß-Eisstadion im Wedding ausprobieren. Gäste sind willkommen – unter Beachtung des – und Hygienekonzepts des Deutschen Eisstock-Verbands
Nachtrag
In Zeiten der Corona-Pandemie ist alles anders. Die Regeln, unter denen der Sportbetrieb in den Sportvereinen stattfinden darf, sind immer wieder anders und unterscheiden sich je nach Sportart. Während dieser Artikel geschrieben wurde (November 2020), waren z. B. alle Sporthallen, Eishallen und Schwimmbäder behördlich geschlossen. Der Amateursport ruhte weitestgehend. Nur Profisport darf stattfinden und Kinder bis 12 Jahren dürfen in festen Gruppe zu 10 Personen trainieren.
Ob alle diese ungewöhnlichen Sportarten auch weiterhin im Wedding betrieben werden können, hängt davon ab, wie die Sportvereine diese Zeit überstehen. Deshalb: Bleibt euren Vereinen treu und unterstützt sie weiterhin!
Autorin: Susanne Bürger, KiezSportLotsin für den Bezirk Mitte (bwgt e.V.)