Karstadt Müllerstraße bekommt eine Standortgarantie für vorerst drei Jahre. „Ein guter Tag für den Einzelhandelsstandort Berlin“, frohlockte der Regierende Bürgermeister heute auf der Pressekonferenz im Roten Rathaus. Gemeinsam mit Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) durfte er den Abschluss einer Absichtserklärung, eines Letters of Intent, verkünden, die Berlin mit dem Eigentümerkonzern Signa und den Vermietern von zumindest vier Warenhäusern erreicht hat.
Darunter ist auch der Karstadt am Leopoldplatz im Wedding. Bei den Gesprächen ging es laut Müller nicht nur um den Erhalt der Standorte für die Versorgung und die Entwicklung der umliegenden Quartiere, sondern um die Rettung der Arbeitsplätze. Auch wenn die Kaufhäuser Anker für die Kieze seien, betonte die Wirtschaftssenatorin Pop, müssen jetzt auch Millionen in die Hand genommen werden, um die Warenhäuser zu modernisieren und weiterzuentwickeln.
Kommentar
In Bezug auf die geretteten Arbeitsplätze erwartet der Regierende Bürgermeister Verlässlichkeit vom Kaufhauskonzern. Das ist zu begrüßen, hängen doch viele berufliche Existenzen, vor allem von Frauen, am Karstadt Müllerstraße. Akut war die Schließung zwar erst wegen der Corona-Pandemie geworden, doch sind die Probleme des Systems Kaufhaus und von Galeria Karstadt Kaufhof schon lange bekannt. Zu altmodisch, zu wenig kundenfreundlich, zu sehr aus der Zeit gefallen: Die Diskussionen der vergangenen Wochen zeigten, dass viele Kundinnen und Kunden schon längst auf andere Geschäfte oder den Online-Handel ausgewichen sind. Auch und gerade im Wedding!
Jetzt muss Karstadt zeigen, dass es die Gnadenfrist von drei Jahren auch für sich nutzt. Viele Ideen sind in den letzten Monaten durchgespielt worden, die weiterverfolgt werden sollten. Der Bezirk Mitte hat Geld für die Fassadensanierung versprochen. Ein Standort für ein Café oder einen Gemeinschaftsgarten auf dem weitgehend verwaisten oberen Parkdeck wurde ins Spiel gebracht – vielleicht die kurzfristig zu klärende Lösung für das bald heimatlose Himmelbeet! Regionale Produkte und Lebensmittel nicht nur beim Weddingmarkt, sondern dauerhaft auch bei Karstadt – warum gab es das noch nicht? Beratung und ein Angebot, das den Unterschied zum Online-Handel ausmacht – der Ideenreichtum der Verantwortlichen und der Beschäftigten ist gefordert! Ein Weiter so darf es jetzt nicht geben, denn drei Jahre sind schnell vergangen.
Super, bitte kein weiter so, sondern den Standort kreativ nutzen! Insbesondere das Dach!