Meinung Irgendwo zwischen dem Virchow und der Müllerstraße kommt der Verkehr im Wedding durch Baustellen dauerhaft zum Erliegen. Nicht nur in den Stoßzeiten an Werktagen, sondern inzwischen auch am Wochenende. Alternative Verkehrsmittel? Eine Aktion des Klima-Bündnisses der europäischen Städte kommt gerade zur rechten Zeit: Stadtradeln.
Der tägliche Verkehrswahnsinn
Ein alter Witz lautet: Was heißt BVG?– Bin Vorsichtshalber Gelaufen. Zu spät kommt die Tram, zu langsam ist der Bus, oder es fährt überhaupt gar nichts. Auch die Luxemburger Straße ist baubedingt in jeder Richtung zur einspurigen Straße mutiert. An der ungleich breiteren Seestraße sind in jeder Richtung Fahrspuren gesperrt, die Gleise der Straßenbahn im Mittelstreifen werden noch bis Oktober total saniert, und schon verwandelt sich die Haupteinflugschneise in einen einzigen Dauerstau. Auch umsteigen auf den Ersatzverkehr ist da keine Option: Denn die Busse stecken fest, weil es nicht überall Platz für eine Busspur gibt. Und da, wo die Straßenbahn noch fährt, endet sie mitten im Nichts. Allein das Umsteigen zum U‑Bahnhof Seestraße wird zum beschwerlichen Fußmarsch von mehreren hundert Metern über mehrere Ampeln.
Klar, das ist alles notwendig, muss irgendwann gemacht werden und sicher hat sich jemand Gedanken gemacht, wie das am besten organisiert werden sollte. Doch der Ersatzverkehr wird keinen Autofahrer motivieren, auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Und wer wiederum auf die Öffentlichen angewiesen ist, verliert einfach unfassbar viel Zeit im Stau.
Alternative: Fahrrad
Bleibt das gute alte Fahrrad. Im Wedding haben wir es mit durchgehenden Fahrradrouten nämlich gar nicht so schlecht getroffen. Man vergleiche das mal mit einer Fahrt durch Kreuzberg oder Neukölln. Als Alternative zur U‑Bahn-Linie U 6 fährt es sich ziemlich bequem durch die Togo‑, Antwerpener sowie Tegeler Straße und durch den Nordhafenpark nach Mitte. Wer die Brunnenstraße meiden will, kommt super durch die Swinemünder Straße. Auch die Seestraße hat einigermaßen akzeptable Radwege, auf denen man bequem am Stau vorbeiradelt. Die Triftstraße und die Gerichtstraße bieten relativ ruhige Querverbindungen zwischen Wedding und Gesundbrunnen; über die Behmbrücke geht’s flott in den Prenzlauer Berg.
Aktion Stadtradeln: Radeln für ein gutes Klima
Also: Lasst das Auto stehen! Um das Radfahren auszuprobieren, bietet sich vor allem der Zeitraum vom 3. bis 23. Juni an. Dann läuft in Berlin nämlich die Aktion Stadtradeln. Man kann sich im Internet allein oder als Gruppe registrieren lassen, möglichst viele geradelte Kilometer eintragen und das eingesparte Kohlendioxid ausrechnen lassen. Zu gewinnen gibt es auch etwas, und ein paar Challenges warten ebenfalls auf neugierige Teilnehmer. Organisiert wird die Aktion von Klima-Bündnis der europäischen Städte. Berlin hat sich bereits vor 25 Jahren diesem Bündnis angeschlossen und nimmt jetzt zum zweiten Mal am Stadtradeln teil. Nach Aussagen des Bündnisses ist Berlin ohnehin ein Vorreiter, denn Radfahren liegt im Trend: Derzeit werden 13 Prozent der Wege in der Stadt mit dem Fahrrad zurückgelegt. Darüber hinaus hat Berlin als erstes Bundesland ein Mobilitätsgesetz erarbeitet. Insofern ist die Aktion Stadtradeln, die den Radverkehrsanteil steigern und Kohlendioxid-Emissionen vermeiden will, in Berlin Rückenwind für den allgemeinen Trend.
“Radeln für ein gutes Klima”, so lautet das Motto der Aktion Stadtradeln. Denkt man an Staus, Baustellen und Ersatzverkehr, ist das Rad-Motto für alle staugeplagten Weddingerinnen und Weddinger an jedem Tag im Jahr: Radeln für mehr Entspannung.
Mitten in die Stadt: die Sternfahrt
Ein Mal im Jahr ist die halbe Stadt ohnehin auf den Rädern. Passend, aber wohl eher zufällig zum Start der Aktion Stadtradeln, findet in diesem Jahr am Sonntag, den 3. Juni die Sternfahrt statt. Die größte Fahrrad-Demonstration der Welt hat eine lange Tradition. Es gibt sie bereits seit 1977. In diesem Jahr gibt es 18 Routen und eine Kinderroute (7 Kilometer). Die Tour, die durch den Wedding führt beginnt um 10.30 Uhr am S‑Bahnhof Jungfernheide und ist gegen 11 Uhr am Bahnhof Wedding. Alle Routen enden beim Umweltfestival am Brandenburger Tor. Organisator der Sternfahrt ist der ADFC.
Und wenns geht liebe StadtradlerInnen .….….….….meidet die Bürgersteige.….….….…denkt an die noch Schwächeren als ihr.….….….…Fußgängerinnen.….….….….….….….danke!