Auch ein kleiner Garten macht Arbeit – aber vor allem viel Freude. Im Sommer gibt es selbst gezogene Tomaten, die Blumen schnuppern gut und ein Besuch ist immer wie ein kleiner Urlaub. Christine hat seit vielen Jahren einen Kleingarten in der Kolonie Panke im Soldiner Kiez. Im Kiezmagazin Soldiner und auf dem Weddingweiser erzählt sie davon.
Mein Garten an der Panke
Vor ziemlich genau 20 Jahren hatte ich mich entschlossen, Kleingärtnerin zu werden. Da ich im Brunnenviertel arbeite und der Garten in Arbeitsnähe sein sollte, habe ich mich bei der Kolonie Panke um eine Parzelle beworben und ziemlich schnell einen Garten bekommen. Dank meines Sohnes ging es so schnell, denn Familien mit Kindern wurden und werden bei der Vergabe bevorzugt.
Mein Garten ist nicht so wie andere Gärten – ein Fleckchen Erde mit ein paar Beeten und viel Rasen drumherum. Ich habe einen Hanggarten mit vielen Obstbäumen und nur ein kleines bisschen Rasen. Ich liebe es, mein eigenes Obst zu ernten, Kräuter, Tomaten, Chilis. Und ich liebe es auch, an meinen Rosen zu schnuppern … Auch die vielen Tiere im Garten mag ich sehr. Bei mir nisten viele Vögel. Besonders stolz macht mich mein Zaunkönig, welcher jedes Jahr im Johannisbeerstrauch nistet (weswegen ich den Strauch auch nicht beschneide). In meinem Garten leben auch Kröten, Frösche, Molche, Libellen und Schmetterlinge. Wenn ich sie sehe, bin ich glücklich und denke: „Mensch, und ditt mitten in Berlin!“
Traurig macht mich, wenn ich so manche Gärten sehe, welche nur noch aus Rasen und einer großen Parabolantenne für den Fernsehempfang bestehen. Da frage ich mich dann oft, ob nicht ein etwas größerer Balkon die bessere Wahl gewesen wäre. Aber ich habe Hoffnung in die neue Gartenbewegung gewonnen, welche sich in Berlin entwickelt. Gerade in Berlin, wo überall gebaut wird und das Grün so rasant schnell verschwindet, sind schöne Gärten umso wichtiger.
Die Kolonie Panke
Die Kolonie Panke ist fast 100 Jahre alt. Sie wurde am 21. November 1920 als Kleingartenverein ins Vereinsregister eingetragen. Der immer noch gültige Pachtvertrag mit dem heutigen Bezirksamt Mitte besteht bereits seit dem Jahr 1929. Die Kolonie ist relativ groß, sie besteht aus 180 Parzellen. Sie wird umschlossen von der Koloniestraße, der Zechliner Straße, der Heubuder Straße und der Panke. Auf deren seit der Maueröffnung 1989 durchgängigen Grünzug gehen auch oft Touristen spazieren.
Im Jahr 1960 waren die Grundbesitzer das Land Berlin, Erich Puppel und die Brunnenhof AG. Seit 1995 gehört die Kolonie dem Grundstücksamt Mitte (33.667 Quadratmeter), dem Grünflächenamt Mitte (7.200 Quadratmeter) und dem Vaterländischen Bauverein (6.638 Quadratmeter). Insgesamt ist die Kolonie 47.505 Quadratmeter groß.
Die Kolonie war oft durch Bebauungspläne von verschiedenen Investoren in Gefahr. Die Baugrube zu einem der Projekte im Jahr 1929 war schon ausgehoben – doch dann wurde das Bauvorhaben aufgegeben. Der Baugrund war wegen der Panke zu sumpfig. Zurückgeblieben ist die Baugrube, in der ich heute einen Hanggarten habe. Vor nicht allzu langer Zeit wollte der Vaterländische Bauverein auf seinem Grundstück Wohnungen bauen. Auch sollte ein drittes Pankeauffangbecken auf dem Gelände der Kolonie gebaut werden. Der Plan wurde aber vom Wasserwirtschaftsamt fallen gelassen.
Nach vielen Aufs und Abs, über fast 100 Jahre, ist unsere gesamte Kolonie jetzt als Dauerkleingartenanlage gesichert. Hoffentlich bleibt es auch so, denn Gesetze können ja auch wieder geändert werden … Übrigens wurden erst 1992 in der gesamten Kolonie Erdkabel verlegt, so dass jede Parzelle heute einen Stromanschluss hat.
Kleingartenkolonie Panke e.V., Koloniestraße 47–56 und 58⁄59, 13359 Berlin, Telefon (030) 4 91 83 02 (Bürozeiten variieren)
Wir haben den Text aus dem Kiezmagazin Soldiner übernommen. Text und Fotos stammen von Christine Nitzsche. Vielen Dank an die Bürgerredaktion!