Am 30. Juni ab 18.30 Uhr findet die dritte Unverblümt Kulturexpedition in diesem Jahr statt. Los geht es diesmal in der Galerie Wedding in der Müllerstraße. Hier gibt es die Gelegenheit, die Gruppenausstellung „Berlin Wedding. Ein Stadtteil – 16 fotografische Positionen“ zu besuchen, die an diesem Tag mit der Veröffentlichung des durch Crowdfunding finanzierten Fotobuches endet.
Eingefleischte Unverblümt-Fans werden in der Ausstellung sicher einiges wiedererkennen, aber auch ganz viel Neues entdecken. „Die Fotografien […] sind fein beobachtete, zeitlose wie sozialkritische Reportagen, Essays und Porträts, die sich multiperspektivisch mit den unterschiedlichen Aspekten des Weddings beschäftigen“, schreibt Julia Boek, die zusammen mit Axel Völcker die Ausstellung initiiert hat, im begleitenden Text.
Was den Wedding ausmacht, das sind die Menschen, die hier Leben und ihren Bezirk (teilweise aktiv) gestalten. Eine schnelle und recht unkomplizierte Methode ist beispielsweise das wilde Gärtnern auf trostlosen Verkehrsinseln, brachliegenden Grundstücken oder vor der eigenen Haustür. Eigentlich illegal, wird Guerilla Gardening in Berlin von den meisten Grünflächenämtern jedoch toleriert, da für Neubepflanzung und Instandhaltung wenig bis gar kein Geld vorhanden ist. Auch Sabine Jahnke, eine Weddinger Künstlerin, gehört zu den Gartenpiraten. Seit drei Jahren verbringt sie einen Großteil ihrer Freizeit auf dem Maxplatz/Leopoldplatz. Was sie schon alles gemacht hat und wie an sie unterstützen kann, wird sie bei der zweiten Unverblümt-Station (Nazarethkirch-/Maxstraße) und einer gemeinsamen Pflanzaktion erzählen.
Mit Musik geht alles besser, auch Blümchen pflanzen. Das Junge Ensemble Berlin hat sich wiederholt als bestes Berliner Blasorchester beim Landesorchesterwettbewerb die Krone gesichert und ist aus dem Orchesterleben der Hauptstadt nicht mehr wegzudenken. Es wird geleitet von Henning Strassburger und umfasst in seiner vollen Besetzung zirka 60 Musiker aus Berlin und der ganzen Welt. Neben klassischer Sinfonik haben sie bei Unverblümt auch ein paar Gassenhauer dabei. Vorsicht, Schunkelalarm!
Vom Leopoldplatz geht es in die Malplaquetstraße zum Utrechter Platz, den es eigentlich gar nicht gibt. Zumindest nicht offiziell. Er befindet sich zwischen Malplaquetstraße und Utrechter Straße. Seit Kurzem ist dort der Projektraum des gemeinnützigen Vereins Kulturen im Kiez e. V., der vor zehn Jahren das Weddinger Kiezmütter-Projekt initiiert hat, das viele bestimmt kennen werden. Was der Verein heute so macht und wie der neue Raum genutzt wird, erzählt Gottfried Uebele, bevor es dann weitergeht mit der Singer-Songwriterin Jana Mendelski.
Unter dem Künstlernamen Deeryona tritt sie seit fünf Jahren auf kleinen und großen Bühnen in Bars, Wohnzimmern und auf Festivals auf. In St. Petersburg geboren und in Berlin zu Hause, spielt sie sich mit Gitarre, Loopstation und unverwechselbaren Vocals in die Herzen der Zuhörer. Zwischen laut und leise, kraftvoll und still, hat sie einen ganz eigenen Stil entwickelt, der noch lange nachklingt. Die wunderschön warme Stimme von Deeryona im Ohr, geht es weiter, die Malplaquetstraße hoch, zum nächsten Konzert in die Nummer 25.
Der Schnaps, der Schnaps, der muss getrunken werden! Wenn ich keinen Schnaps habe, tut mir das Herz weh. (Liedzeile aus „Palenc“)
2007 trafen sich Uta und Paul bei einem Festival an der polnischen Grenze, Paul stand auf der Bühne und Uta im Publikum. Spontan sang sie das sorbische Volksklied „Palenc“ (Schnaps) mit und „Berlinska Dróha“ war geboren. Seitdem tourt das Antifolk-Punk-Chanson-Duo durch die Republik und manchmal auch durch die Welt, von der Ukraine bis nach Marokko. Mit ihrem ungewöhnlichen Sound auf Keys und fünfsaitiger Violine ziehen sie das Publikum in ihren Bann. Ihre Lieder tanzen zwischen Melancholie und Kabarett, die Textsprache ist größtenteils Sorbisch (genauer hornjoserbšćina, Obersorbisch) – neben Deutsch ihre zweite Muttersprache.
Auftreten werden die beiden im Café Morena, dort, wo sonst der Billardtisch steht und die Dartpfeile fliegen. Seit Chrissie die Kneipe vor ein paar Jahren übernommen hat, finden hier regelmäßig Konzerte statt und in den Nebenräumen, wo früher ein Puff war, befindet sich die Galerie Montagehalle. Wie es sich für eine echte Weddinger Eckkneipe gehört, gibt es eines allerdings nicht – Cola light. Dafür ganz viel Herz und Seele!
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist wie immer frei.
Zeitplan
Start/Treffpunkt 18.25 Uhr vor der Galerie Wedding – Raum für zeitgenössische Kunst, Müllerstraße 146⁄147
18.30 Uhr Finissage der Ausstellung „Berlin-Wedding. Ein Stadtteil – 16 fotografische Positionen“ und Book Release, Galerie Wedding, Müllerstraße 146⁄147
19.30 Uhr Unverblümen II: Guerilla-Gardening mit der Weddinger Künstlerin Sabine Jahnke, hinterer Leopoldplatz (Nazarethkirch-/Maxstraße)
19.40 Uhr Junges Ensemble Berlin | Blasorchester, hinterer Leopoldplatz (Nazarethkirch-/Maxstraße)
20.30 Uhr Deeryona (Singer Songwriterin) und Kulturen im Kiez e. V., Utrechter Platz, Utrechter Straße/Malplaquetstraße
21.30 Uhr Gruppenausstellung “Zusammenstellung”, kuratiert von Josh Zielinski, Galerie Montagehalle, Malplaquetstraße 25
21.45 Uhr Berlinska Dróha (Antifolk-Punk-Chanson-Duo), Café Morena, Malplaquetstraße 25 (Raucherkneipe! Zutritt erst ab 18 Jahren)
Weitere Infos gibt es auf der Unverblümt-Facebookseite.
Text: georg+georg