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Der Müll im Wedding muss einfach weg!

6. April 2017
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Strohhalme sind für den kleinen Weddinger nur npch Müll. Foto: Hensel
Stroh­hal­me sind für den klei­nen Wed­din­ger nur noch Müll. Foto: Hensel

Kolum­ne „Möch­test Du einen Stroh­halm“, frag­te die net­te Kell­ne­rin den klei­nen Wed­din­ger und stell­te das Glas mit dem Gin­ger Ale vor ihm ab. Wir saßen am Was­ser, die Son­ne lach­te uns an, wir waren in Kuchen­stim­mung. Stroh­halm gehört auch beim klei­nen Wed­din­ger stets zum Getränk. Doch er zeig­te plötz­lich sein ent­setz­tes Gesicht. Einen Stroh­halm will er natür­lich nicht. Nein, auf kei­nen Fall will er einen Stroh­halm! Seit ich neu­lich vom Work­shop im Baum­haus erzähl­te, durch­lebt er die ver­schie­de­nen Pha­sen einer Müll­pho­bie. Stroh­halm ist gestrichen.

Wäh­rend ich noch über­le­ge, wo ich in mei­nem All­tag viel­leicht ein wenig Plas­tik ein­spa­ren könn­te ohne dass es mei­ne Gewohn­hei­ten zu sehr stört, hat der Nach­wuchs im Kopf schon eine Lis­te erstellt, die er nun kon­se­quent umsetzt. Man könn­te den­ken, der klei­ne Wed­din­ger war beim Zero-Was­te-Work­shop und nicht ich.

Einen Stroh­halm brau­chen wir nun also nicht mehr. Der klei­ne Wed­din­ger ist da stand­haft. Auch wenn man merkt, dass ihn die­ser Punkt schon schmerzt. Leich­ter war das für ihn beim Geburts­tags­ge­schenk für den Schul­freund. „Das packen wir aber nicht ein“, erklär­te er reso­lut. Nicht aus Faul­heit, son­dern wegen Zero Was­te. Als ich noch grü­bel­te, was man der Lieb­lings­oma zum Geburts­tag schen­ken könn­te, war für ihn schon längst klar: Oma kriegt einen Cof­fee-to-go-Becher aus Bam­bus! Da sie für ihr Wohl­be­fin­den täg­lich bestimmt zehn Kaf­fees zum Mit­neh­men benö­tigt und eben­so vie­le Ein­weg­be­cher ver­braucht, ist das wirk­lich eine gute Idee.

Carlotta gab im Baumhaus in der Gerichtstraße Tipps zur Müllvermeidung. Foto: Hensel
Car­lot­ta gab im Baum­haus in der Gericht­stra­ße Tipps zur Müll­ver­mei­dung. Foto: Hensel

Nein sagen zu Plas­tik­tü­ten und Co., Müll redu­zie­ren, wie­der­ver­wen­den und repa­rie­ren, recy­celn, kom­pos­tie­ren – das sind so in etwa die Haus­auf­ga­ben, die ich im Baum­haus bekam. Ich schaue mich in mei­ner Küche, im Bad und im Wohn­zim­mer um und mir ist klar: ich habe noch viel zu tun für mein See­len­heil. Ich bin unsi­cher, ob ich das schaf­fe. Für mein Kind scheint das dage­gen über­haupt kei­ne schwie­ri­ge Auf­ga­be zu sein. Er han­delt nach dem Mot­to: Pro­blem erkannt, Pro­blem gebannt.

So macht er das: altes Spiel­zeug wird sofort ver­kauft – das spart Platz und füllt das Spar­schwein. Plas­tik­ver­pa­ckun­gen sind viel zu kom­pli­ziert, hin­dern nur am unmit­tel­ba­ren Süß­kram-Genuss und wer­den des­halb abge­lehnt. Und natür­lich hat er eine Brot­büch­se und einen Trink­be­cher fürs Unter­wegs­es­sen. „Ist doch nicht schwer“, schmet­tert er mir ent­ge­gen als ich von Zero-Was­te-Umset­zungs­pro­ble­men spre­che. Oh, du plas­tik­rei­ne Kinderseele!

War­um ich es so schwer fin­de, Müll und ins­be­son­de­re Plas­tik­müll zu redu­zie­ren, weiß ich auch nicht genau. Der klei­ne Wed­din­ger rät mir dies­be­züg­lich: „Dann machst du eben noch einen Work­shop und passt dann bes­ser auf, Mama“. Und er ergänzt ganz cool: „Und nimm die Nach­barn gleich mit. Dann schmei­ßen die viel­leicht nicht immer alles auf die Stra­ße…“ Halleluja!

Text und Fotos: Domi­ni­que Hensel

Ver­wand­ter Bei­trag: Das ver­pa­ckungs­ar­me Café im Himmelbeet

10 Comments Leave a Reply

  1. Und:

    Gibt es eigent­lich kei­nen gesun­den Men­schen­ver­stand mehr, um das Abfall­pro­blem zu lösen?? 🙂

    Statt­des­sen wer­den ” work­shops ” veranstaltet 🙂

    • So sind wir moder­nen Men­schen. Es gibt ja auch Work­shops, in denen man das rich­ti­ge Atmen erler­nen kann. Viel­leicht gibt es auch Work­shops zum The­ma gesun­der Menschenverstand? 😉

  2. Viel­leicht soll­te man kei­nen Kaf­fee kau­fen in einem Laden der in Deutsch­land kei­ne Steu­ern bezahlt aber den Steu­er­zah­ler ihre Müll­ent­sor­gung bezah­len läßt. Star­bucks und Co.

  3. Dan­ke für die­se amü­san­te Mor­gen­lek­tü­re, Domi­ni­que! Ich habe mich köst­lich amü­siert. An der Frei­en Uni­ver­si­tät müs­sen die Stu­den­ten 10 Cent mehr für ihren Kaf­fee im Ein­weg­be­cher zah­len. Es ist zwar nicht viel aber ich habe beob­ach­tet, dass doch eini­ge sich für die Tas­se ent­schei­den (so auch ich), die ich dann aber kon­se­quent mit mir rum­schlep­pe und am Ende des Tages in die Geschir­rab­la­ge stel­le. Ich konn­te mich noch nicht durch­rin­gen, einen Cof­fe-to-go Becher zu kau­fen, bei mei­ner Sorg­lo­sig­keit habe ich dann vom schmut­zi­gen Becher mei­ne gesam­ten Unter­la­gen in der Tasche ein­ge­saut. 🙂 🙂 Es macht auch mehr Spaß, in den Kaf­fees den­sel­ben zu trin­ken als unter­wegs. Außer­dem kann man sich so etwas vom Streß des Tages erholen.
    Einen son­ni­gen Tag wünscht dir Susanne

    • Dan­ke, Susan­ne! Ich bin auch gespannt, wie die Oma mit dem Bam­bus­be­cher zurecht kommt. Es gibt übri­gens auch Läden, in denen man sogar 30 Cent Rabatt bekommt, wenn man den Mehr­weg­be­cher mit­bringt. Aber da kos­tet der Kaf­fee auch 5 Euro …

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