Das Sommertheater um die Weddinger Kinderfarm
Da haben sich zwei Gegner aneinander festgebissen und danach ganz gehörig verspekuliert. Bundesweite und regionale Medien freuen sich klammheimlich über diese Steilvorlage, wenn sie über die Ereignisse in der Weddinger Kinderfarm genussvoll als „Posse“ oder „Groteske“ berichten können. Die Weddinger, egal auf welcher Seite der beiden Kontrahenten sie stehen mögen, sind zumindest entsetzt. Und die wirklich Leidtragenden sind die Kinder und die Tiere, die unter die sprichwörtlichen Räder geraten.
Auf dem Rücken der Kinder
Ein erfahrener Träger mit einem streitbaren Projektleiter (vom Bezirksamt nur mit Herrn K. bezeichnet) nimmt es mit der Abrechnung der öffentlichen Mittel trotz mehrfacher Aufforderung nicht so genau, was das Bezirksamt als Kündigungsgrund sieht – und ein vorläufiges Ende scheint mit der polizeilichen Räumung des Kinderbauernhofs im Juni erreicht. Doch der Verein schlägt zurück, wirft dem Bezirk systematische Versäumnisse in der Jugendhilfe vor und denkt nicht daran, sich vertreiben zu lassen. So meldet der jahrzehntelang tätige Projektleiter kurzerhand seinen Wohnsitz auf dem Farmgelände an, auf dem sich die Gebäude in Vereinsbesitz befinden.
Der Gerichtsvollzieherin bleibt nichts anderes übrig, als dem neuen Bewohner einen weiß markierten Weg durchs Gelände zuzuweisen, dessen Beachtung ein vom Bezirk beauftragter Wachschutz (für viel Geld) garantieren soll. Damit war Spott und Hohn aller Außenstehenden Tür und Tor geöffnet. Die Kinder, die durch die Kinderfarm eigentlich erreicht werden sollen, sind nur Zaungäste der absurden Szenerie. Pikant ist, dass ausgerechnet zwei frühere Mitarbeiter den neuen Trägerverein Kinderbunter Bauernhof gegründet haben, der die Kinderfarm seit Juni – weiße Linie hin oder her – im bezirklichen Auftrag betreibt. Und Mitglieder des früheren Trägervereins fallen derweil negativ dadurch auf, dass sie sich öffentlich in einem politisch fragwürdigen Milieu äußern.
Ring frei zur nächsten Runde
Eine gesichtswahrende Lösung für beide Kontrahenten ist nunmehr unmöglich geworden. Am 1. September entschied der Bezirk, den Zugang zur „Wohnung“ bis zur Beendigung der juristischen Auseinandersetzungen nicht mehr über das Gelände des Kinderbunten Bauernhofes zu gewähren. „Ab Montag, dem 5. September 2016, wird der Zugang über die Triftstraße erfolgen können. Herr K. wird heute über den geänderten Zugang informiert“, so eine Pressemitteilung der Bezirksstadträtin. Ist der Weg durch den Hintereingang nur der nächste Schachzug in diesem Kleinkrieg? Von den Tieren und den Kindern redet übrigens schon lange keiner mehr. Kein Kindergarten könnte dieses Niveau noch unterbieten …
Nachtrag: im Dezember begann der Prozess vor dem Amtsgericht Wedding. Dabei soll geklärt werden, ob Herr K. tatsächlich auf dem Gelände wohnt.