Die Integrationslotsinnen in der Putbusser Straße weisen Zugewanderten den Weg durch die Behördenwelt.
„Guten Morgen, Zahra“, begrüßt Selda Sanli ihre Klientin zu Beginn des vereinbarten Termins, und sofort machen sich die beiden Frauen an das Ausfüllen eines komplizierten Formulars. Selda erklärt, was in die einzelnen Zeilen eingetragen werden muss, Zahra schreibt.
Selda Sanli ist eine von acht Integrationslotsinnen des Projekts „die brücke“, die ihr Büro in der Putbusser Straße haben. Sie helfen Migranten zu verstehen, wie die deutschen Behörden funktionieren. Sie sprechen mehr als zehn Sprachen, vor allem Türkisch, Arabisch, Persisch (Farsi), Griechisch, Englisch und Französisch. Werden weitere Sprachen benötigt, springen Mitarbeiter aus den anderen Büros in Mitte ein.
Die Lotsinnen sind Sprach- und Kulturmittlerinnen zwischen ihren Klienten und der öffentlichen Verwaltung, bei Bedarf begleiten sie sogar zum Amt. Eine Beratung etwa in Rechtsfragen bieten sie jedoch nicht an, und auch Dolmetscherdienste gehören nicht zu ihren Aufgaben. Die Unterstützung durch die Lotsen ist für die Klienten kostenlos. „Viele meiner Kunden kommen immer wieder“, sagt Selda Sanli. Ziel sei es aber, die Hilfesuchenden zu befähigen, Formulare selbst auszufüllen, ihnen das Selbstvertrauen zu geben, es allein zu schaffen. „Denn irgendwann muss die Unterstützung durch die Lotsen enden“, erklärt Sanli.
Der Bedarf ist groß, die Fragestellungen sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Die meisten Anliegen haben mit Finanzfragen zu tun, zum Beispiel helfen die Lotsen bei der Beantragung von ALG II oder unterstützen bei Problemen mit Handyverträgen, Miete, Strom- oder Gasrechnungen. Die Lotsinnen sind selbst Zugewanderte. Sie nehmen an Basisqualifizierungen teil und erhalten Schulungen etwa vom Bezirksamt Mitte. Durch ihre vielen Praxiserfahrungen wissen die Integrationslotsen manchmal sogar besser Bescheid als die Ämter. „die brücke“ ist ein Projekt der bildungsmarkt waldenser gmbh und wird von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen gefördert.
Zahras Formular ist ausgefüllt, Kopien von allen wichtigen Unterlagen sind fertig. Selda spricht ihrer Klientin Mut zu: „Mach dir keine Sorgen! Du gehst gut vorbereitet ins Amt.“ Zahra lächelt erleichtert.
Putbusser Straße 27, Montag bis Freitag von 9 bis 15.30 Uhr geöffnet, Telefon (030) 50 34 41 48, E‑Mail: [email protected]
Der Text stammt aus der Frühlingsausgabe des Kiezmagazin brunnen. Autorin ist Susanne Bürger, die Fotos von Michael Becker.