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Kiez global oder Vom Ursprung der Kokosmilch

6. April 2016
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Gemeinsames Kochen im Freizeiteck in der Graunstraße. Die brasilianische Küche und Kultur ist hier das Thema. Foto: U. Wronski
Gemein­sa­mes Kochen im Frei­zeit­eck in der Graun­stra­ße. Die bra­si­lia­ni­sche Küche und Kul­tur ist hier das Thema.

Die Bra­si­lia­ne­rin Eve­ly­ne Lean­dro lebt im Brun­nen­vier­tel, ist aber deutsch­land­weit als Refe­ren­tin für glo­ba­les Ler­nen unter­wegs. Hier erklärt sie, wie jeder am Koch­topf die Welt ken­nen­ler­nen kann. Die nächs­te Gele­gen­heit dazu besteht am 8. April.

Kokos­milch, Palm­öl, Fisch, Gar­ne­len und Gemü­se – das sind die wich­tigs­ten Zuta­ten für den bra­si­lia­ni­schen Fisch­ein­topf Moque­ca. Wäh­rend die Frau­en im Nach­bar­schafts­treff Frei­zeit­eck in der Graun­stra­ße Zwie­beln schnei­den und Reis kochen, erzäh­le ich, wie man in Bra­si­li­en lebt und isst. Oder was die Küche mei­ner Hei­mat mit Afri­ka und Asi­en zu tun hat. Die Kokos­milch zum Bei­spiel brach­te die frü­he­re Kolo­ni­al­macht Por­tu­gal von Asi­en über Afri­ka nach Bra­si­li­en. Die Fak­ten und Geschich­ten aus mei­ner Kul­tur brin­gen Wür­ze in den Vor­mit­tag. Das ist glo­ba­les Ler­nen. Es muss nicht kom­pli­ziert sein. Haupt­sa­che ist, dass sich die Teil­neh­mer ein Bild vom The­ma machen, mit­dis­ku­tie­ren kön­nen und beim Kochen, Essen, Spie­len oder Lesen Spaß haben.

Das Ziel von glo­ba­lem Ler­nen ist, glo­ba­le Zusam­men­hän­ge dar­zu­stel­len und die Län­der des Südens und des Nor­dens ein­an­der näher­zu­brin­gen. Wel­che Pro­duk­te kom­men aus Gha­na? War­um ist es bes­ser, fair pro­du­zier­te und fair gehan­del­te Pro­duk­te zu kau­fen? War­um isst man in Bra­si­li­en Palm­öl oder in Afri­ka Kokos­milch? Was haben wir mit der Armut in Ban­gla­desch zu tun? Sol­che Fra­gen kön­nen durch glo­ba­les Ler­nen beant­wor­tet werden.

Evelyne Leandro zeigt ein farbenfrohes Motiv aus ihrer Heimat Brasilien. Foto: Ulrike Wronski
Eve­ly­ne Lean­dro zeigt ein far­ben­fro­hes Motiv aus ihrer Hei­mat Bra­si­li­en. Foto: Ulri­ke Wronski

In Work­shops, Semi­na­ren, Koch­kur­sen, beim Spie­len und in Thea­ter­pro­jek­ten gewin­nen die Teil­neh­mer neue Per­spek­ti­ven und Ein­sich­ten, den­ken über die eige­ne Rol­le in der glo­ba­li­sier­ten Welt nach. Kul­tu­rel­le Unter­schie­de zwi­schen Län­dern, nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung und poli­ti­sche The­men wie Armuts­be­kämp­fung, Men­schen­rech­te, Inte­gra­ti­on und Kli­ma­wan­del ste­hen im Mittelpunkt.

Seit ver­gan­ge­nem Jahr arbei­te ich deutsch­land­weit als Refe­ren­tin für glo­ba­les Ler­nen. Ich gehe in Schu­len und Welt­lä­den, um über das Leben in Bra­si­li­en oder über Armuts­krank­hei­ten und nach­hal­ti­gen Kon­sum zu spre­chen. Neu­lich war ich in einer Mäd­chen­schu­le zu Gast und habe vor über 70 neu­gie­ri­gen Schü­le­rin­nen über Armuts­krank­hei­ten gespro­chen. Denn Den­gue-Fie­ber, Mala­ria und Lepra gibt es lei­der immer noch. Davon kann ich aus eige­ner Erfah­rung berichten.

Und genau das ist das Inter­es­san­te für die Teil­neh­mer: Die Refe­ren­ten haben unter­schied­li­che Erfah­run­gen in Län­dern des Südens gesam­melt. Ent­we­der weil sie dort als Ent­wick­lungs­hel­fer und Frei­wil­li­ge gear­bei­tet haben oder weil sie dort gebo­ren und auf­ge­wach­sen sind. Heu­te leben, arbei­ten oder stu­die­ren sie in Deutsch­land und erzäh­len von ihren Erfah­run­gen. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ent­wick­lung und wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit för­dert das glo­ba­le Ler­nen unter ande­rem über das Pro­gramm Bil­dung trifft Entwicklung.

Die Ver­an­stal­tun­gen wer­den von Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten wie mir in Schu­len, Kin­der­gär­ten, Kir­chen, Ver­ei­nen, Welt­lä­den, Hoch­schu­len und Senio­ren­zen­tren ange­bo­ten. Wich­tig ist, dass die­se ent­wick­lungs­po­li­ti­sche Bil­dung dazu bei­trägt, Aus­gren­zung zu ver­mei­den, Vor­ur­tei­le abzu­bau­en und neue Per­spek­ti­ven ein­zu­neh­men. Im Brun­nen­vier­tel geht die kuli­na­ri­sche Rei­se um die Welt wei­ter: Bewoh­ne­rin­nen stel­len im Frei­zeit­eck, Graun­stra­ße 28, regel­mä­ßig Gerich­te aus ihren Hei­mat­län­dern vor und laden zum Kochen ein. Los geht es immer um 10.30 Uhr. Am 8. April ist das The­ma das deut­sche Essen, es kocht Elvi­ra Hil­de­gardt. Am 14. Mai steht Maja Lasic am Koch­topf, um kroa­tisch zu kochen.

Der Text wur­de von Eve­ly­ne Lean­dro geschrie­ben und zuerst im brun­nen-Maga­zin ver­öf­fent­licht. Die Fotos sind von Ulri­ke Wron­ski von der Bür­ger­re­dak­ti­on Brun­nen­vier­tel gemacht worden.

Gastautor

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