Nach jahrelanger Diskussion um den Umgang mit dem postkolonialen Erbe des Afrikanischen Viertels in Berlin-Wedding wurde im Juni 2012 am U‑Bahnhof Rehberge eine Informations- und Gedenkstele aufgestellt. Die Tafel trägt einen Text der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin-Mitte auf der Vorder- und einen Text von Nichtregierungsorganisationen auf der Rückseite. In diesen Texten wird aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Geschichte des Afrikanischen Viertels, des deutschen Kolonialismus in Afrika und des afrikanischen Widerstands eingegangen. Eigentlich sollten die Texte gleichrangig auf der Tafel zu sehen sein. Da durch die unglückliche Platzierung nun eine Vorder- und Rückseite – und damit eine Hierarchie – entstanden ist, regte sich Protest unter einigen Teilnehmenden. Einen gemeinsamen Konsens-Text hat man jedenfalls nicht zustandebekommen.
Die Stele ist der erste Schritt auf dem Weg der Umgestaltung des größten deutschen Kolonialviertels zum postkolonialen Lern- und Gedenkort, dessen Realisierung der Bezirk Berlin-Mitte 2011 beschlossen hat.
Neben Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke (SPD) und Kulturstadträtin Sabine Weißler (Bündnis 90/Die Grünen) waren auch Vertreter des Afrika-Rates Berlin-Brandenburg, des Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlages (BER), der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) und AfricAvenir dabei.
Youtube-Video der Enthüllung der Info-Stele
Standort der Info-Stele an der Müllerstraße/Ecke Otawistraße am Zugang des U‑Bahnhofs Rehberge (U 6)
Die ungewöhnlichen Straßennamen des Afrikanischen Viertels
[…] Rathaus Tiergarten ab 11:00 Uhr in Erfahrung gebracht werden. Auch, was in Zukunft mit den bereits Informationsstelenerrichteten und teils kaum noch lesbaren passieren soll, darf und soll hier Thema […]
[…] ist übrigens nicht überliefert. Seit Jahren schon werden besonders seitens der Community mehr Informationstafeln im Viertel gefordert. Seit Jahren schon geht es, wenn überhaupt, nur mühsam […]
[…] werden. Später wurde aus dem projektierten Tierpark der Volkspark Rehberge – die kolonialen Straßennamen aus der Kaiserzeit sind aber […]
[…] Hinweis auf den Namensgeber ist bis heute nicht zu finden. Ganz anders hingegen gestaltet sich die Informationsstele am Eingang des Afrikanischen Viertels, auf der sich sogar zwei Texte aus unterschiedlichen Perspektiven dem Thema (Post-)Kolonialismus […]
[…] Symbol für eine nur zögerlich aufgearbeitete Kolonialgeschichte Deutschlands verstehen. Mit der Info-Stele an der Otawi-/Ecke Müllerstraße wurde 2012 ein erster Schritt für den kritischen Umgang mit dem kolonialen Erbe getan. Nun haben […]
[…] sondern auch der “Lern- und Erinnerung-Ort” Afrikanisches Viertel, für den es eine Infostele an – wo sonst? – der Müllerstraße […]
[…] Kolonialherrschaft befreienden afrikanischen Staaten. Seit Mai 2012 informiert eine doppelseitige Infotafel der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin-Mitte am U‑Bahnhof Rehberge (Ecke Otawistraße) über […]
[…] des Spanischen Erbfolgekrieges erinnern, erscheint die Diskussion um die Straßennamen im Afrikanischen Viertel wenig […]
[…] einer langen Diskussion wurde im letzten Jahr im Afrikanischen Viertel eine Infostele zur Erinnerung an die koloniale Vergangenheit eingeweiht. Sicher ist eine Auseinandersetzung mit […]
Die Umbenennungsgegner treten noch mal nach, schreibt das Berliner Abendblatt am 30.06.: “Die Initiative „Pro Afrikanisches Viertel“ greift Befürworter von Straßenumbenennungen im Afrikanischen Viertel massiv an. Yonas Endrias, einem der Redner bei der Enthüllung der Informationsstele am 8. Juni, wirft sie vor, „hetzerisch gegenüber deutschen Bürgern“ gesprochen und Gegner der Umbenennungen als „Rassisten“ bezeichnet zu haben. Yonas Endrias hatte alsVertreter derjenigen Organisationen eine Rede gehalten, die eine Umbenennung der Petersallee, der Lüderitzstraße und des Nachtigalplatzes fordern. Er hat in seiner Rede seine Enttäuschung darüberzum Ausdruck gebracht, dass die Umbenennung vor der Wahl in weiten Teilen der SPD Konsens gewesen war, danach aber aufgegeben wurde. Dafür gab es einen Grund: Die SPD brauchte zur Wiederwahl ihres Bürgermeisterkandidaten Christian Hanke die Stimmen der CDU, und die ist gegen die Umbenennungen.”
Dass sich bei der Einweihung “Protest unter einigen Teilnehmenden” regte hab ich nicht gesehen. Es war eine Person, die sich laut schimpfend bescherte und damit sehr stark in Szene setzte. Aus den Reihen der NGOs hat darauf niemand reagiert. Im Gegenteil. Der Kompromiss beim Text der Stele ist doch gelungen. Dass die Fraktion Bündnis 90/Die Grüne im Bezirks sich nun mit einer Anfrage dazu profilieren will, halte ich für eine opportunistische Peinlichkeit.
Die beiden Texte und auch der Verbindungstext sind tatsächlich sehr gelungen. Lediglich die Form der Stele mit einer Vorder- und einer Rückseite bietet Anlass zur Kritik.