“Hier geht es zum Humboldthain” titelte ein Plakat im Sommer 2015. Es hing am nördlichen Ende des Parks am Nordbahnhof an einem Zaun, der den Weg über die Liesenbrücken versperrt. Das Bündnis “Grünzüge für Berlin” will die Absperrung öffnen. Antje Henning vom Bündnis sagt: “Wir setzen uns seit sechs Jahren für eine Restaurierung und Erhaltung der Liesenbrücken und eine Grünverbindung vom Park am Nordbahnhof zum Volkspark Humboldthain über die Liesenbrücken ein”. Gleichzeitig will ein Investor seit 2009 ein Hotel auf den eindrucksvollen Brücken zwischen Alt-Mitte und Wedding einfügen.
Der Plan für ein Hotel
Die Berliner Woche hatte berichtet, dass der Investor die Architekten Ana Salinas und Gilbert Wilk beauftragt habe. Auf der Webseite der Architekten sind Grafiken zu sehen, die ein gläsernes Hotel auf den riesigen, heute rostigbraunen Brücke zeigen. Dass der Investor 2015 den Bauvorbescheid auf beide Brücken erweitern ließ, kommentierte die Berliner Woche mit: “Jetzt kommt Bewegung in die Sache.”
Der Antwort des Baustadtrats Carsten Spallek (CDU) auf eine Kleine Anfrage der SPD ist zu entnehmen, dasss 2009 ein erster Bauvorbescheid für ein Hotel nur für die größere der beiden Rostbrücken erteilt worden ist. Bauvorbescheide würden regelmäßig verlängert.
Der Fachbegriff Bauvorbescheid kann einfach übersetzt werden als Versprechen des Bezirkes, einen identischen Bauantrag zu einem späteren Zeitpunkt zu genehmigen. Das heißt, ein genehmigter Bauvorbescheid verhindert eine Ablehnung des eigentlichen Bauantrages.
Der Plan für eine grüne Brücke
Antje Hennig vom “Berliner Netzwerk für Grünzüge” sagt: “Es ist die Zeit der mühevollen und leider fürchterlich komplexen Kleinarbeit.” Das Netzwerk wünscht eine grüne Verbindung zwischen dem Park am Nordbahnhof und dem Humboldthain. Dazu kontaktiert das Netzwerk Politiker auf Bezirks- und auf Landesebene. Antje Hennig sagt, das Netzwerk habe auch mit Bezirksbürgermeister Christian Hanke gesprochen: “Er wollte Workshops einrichten. … Solche Workshops wären eine sehr gute Sache, weil das Thema so komplex ist.”
Eine Sanierung und ein Umbau zu einer grünen Brücke würde viel Geld kosten. Die durch die Bahn nicht genutzten Brücken sind denkmalgeschützt. Die nötige Finanzkraft hat wahrscheinlich nur das Land Berlin. Der Bezirk ist allerdings zuständig für Baugenehmigungen. Sein Entscheidungsraum ist aber gering. Frank Bertermann, Vorsitzender des Ausschuss für Stadtentwicklung im Bezirk Mitte, sagt über mögliche Einflussmöglichkeiten des Bezirks: „Die spannende Frage wäre, welche planungsrechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Grünzug im Flächennutzungsplan) hier gelten.“ Die Frage sei, ob es sich bei den Brücken „um ein normales Grundstück“ handelt. Wenn nein, dann könne der Bezirk dem Investor vielleicht doch Auflagen erteilen.
Geschichte der Liesenbrücken
Errichtet wurden die Brücken 1890 – 1896 in der als Kaiserreich bezeichneten Boomzeit. 1952 endete der Bahnverkehr auf der Stettiner Bahn genannten Strecke. Möglicherweise hat die ehemalige Deutsche Reichsbahn den Abriss der Brücken in den 1960er Jahren nur deshalb verpasst, weil sie über der Grenze und damit über der Mauer schwebten. Die beiden monumentalen Brücken sind unter der Objektnummer 09030292 in der Berliner Denkmaldatenbank eingetragen.
LINK
Netzwerk Grünzüge für Berlin.
Artikel in der Berliner Woche zum Hotel auf den Liesenbrücken.
Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD zum Thema Liesenbrücken.
Beschreibung der Liesenbrücken in der Berliner Denkmalliste.
Ältere Beiträge auf dem weddingweiser zum Thema: Liesenbrücken (2015), Liesenbrücken (2014).
Text und Foto oben: Andrei Schnell
Foto Mitte und unten: Dominique Hensel
[…] sich dabei um den Vorbescheid für ein Hotel handelt, über das der Weddingweiser im Artikel „Zwei gegensätzliche Pläne für die Liesenbrücken“ […]