Der neue Eigentümer von Galeria, ehemals Karstadt, geht in Berlin neue Wege. In Charlottenburg und am Hermannplatz werden Lidl-Filialen und wohl auch IKEA-Abholstationen einziehen. Zwischen den Kaufhäusern und den Lidl-Märkten sollen Durchgänge entstehen, sodass die Firmen von der Kundschaft der jeweils anderen profitieren. An der Müllerstraße im Wedding soll es sogar noch schneller gehen.
Fotomontage des Lidl-Logos auf der Kaufhausfassade
Die Stadtteilvertretung Müllerstraße hat durch den Sanierungsbeirat davon schon erfahren: Was an zwei anderen Standorten in Berlin Wirklichkeit wird, soll auch am Leo stattfinden. Danach würde in die inzwischen vollkommen leerstehende ehemalige Karstadtfiliale zunächst ein Lidl einziehen. Des Weiteren ist eine Bespielung durch Künstler:innen geplant, um den leer stehenden Raum zu nutzen. Das Bezirksamt soll hierbei die Verteilung der Flächen planen. Schon vor Wochen hieß es, dass ein möglicher Starttermin der Oktober wäre. Zumindest äußerlich getan hat sich bisher noch nichts. Den weiteren Plänen, ein Haus der Hilfe einzurichten, in dem Suchtkranken und Obdachlosen geholfen wird, wurde dagegen eine Absage erteilt. Für die Versicherungskammer aus dem fernen Süden passt das nicht zum Image einer leerstehenden Immobilie.
Wenn nun also Lidl kommt: Handelt es sich dabei dann nur um eine Zwischennutzung, bis die Bauarbeiten am Gebäude beginnen? Immerhin wurde im Rahmen eines Wettbewerbs ein moderner Umbau des Kaufhausgebäudes ausgelobt, ein Gewinnerentwurf gekürt. Oder soll Lidl, so wie am Hermannplatz auch, dauerhaft Teil der Handelsfläche sein? Bleibt die Filiale an der oberen Müllerstraße, Nähe Kameruner Straße, erhalten?
Was bedeutet das für die Umbaupläne?
Was besorgniserregend ist: Bis der Umbau losgeht, könnte es möglicherweise doch länger dauern als geplant. Lidl wird sicher nicht nur provisorisch für die “Geltungsdauer eines Wochenprospekts” einziehen. Die bisher geschätzten zwei bis drei Jahre Leerstand könnten womöglich länger dauern, befürchtet die Stadtteilvertretung Müllerstraße. Grundsätzlich sei es gut, dass Lidl an den Leo kommt. Aber um den Ort auch einladend zu gestalten und nicht als Fremdkörper wahrgenommen zu werden, spiele auch die Wahrnehmung nach außen eine Rolle. Dazu gehört die Nutzung der Schaufenster, die ebenfalls Initiativen und Künstler:innen zur Verfügung gestellt werden könnten. Nur ein Schaufenster mit Lidl-Aufkleber pro Straßenseite sollte reichen.
Auch die Suche nach Flächen für das sogenannte Haus der Hilfe läuft schon seit Jahren. Aber die unregulierten Gewerbe-Immobilienpreise machen eine Anmietung unmöglich. Eine Idee, die deshalb aufploppt: Der Bezirk könne teilweise in die Räumlichkeiten des Karstadt (temporär) und im Rathaus das Haus der Hilfe einrichten, so die Stadtteilvertretung.
Auch wenn in Zuge dessen momentan niemand weiß, wann der Umbau beginnt – bis jetzt wird zumindest an den alten Plänen festgehalten – , spätestens am Tag der Neueröffnung wird der Wunsch des Bezirks nach „Flächen für Gemeinnützigkeit“ wieder aktuell werden. Denn was Gemeinnützigkeit bedeutet, ist gar nicht definiert. Ein Tanzstudio wäre gemeinnützig, Hausaufgabenhilfe wäre gemeinnützig, möglicherweise aber auch ein Wellness-Spa-Bereich mit Dampfsauna. Gemeinwohlorientiert wäre hier das Zauberwort gewesen. Vielleicht hätte man das aber in Bayern erst gar nicht verstanden.
In Sachen Kaufhaus scheint einiges in Bewegung zu sein. Früher wäre es undenkbar gewesen, dass ein Kaufhaus mit einer entsprechend zahlungskräftigen Käuferschicht einem Discounter wie Lidl Unterschlupf bietet. Doch heute, und nicht nur im Wedding, hofft der neue Galerie-Eigentümer, von der preisbewussten Kundschaft des Handelsriesen zu profitieren. Man darf gespannt sein, ob und wie das im Wedding funktioniert.
Achja, das Thema wird hier wohl noch über die nächsten 20 Jahren für Futter Sorgen 😀 Aber für LIDL sind das doch zwei Fliegen mit einer Klappe. Am Leo sind sie noch zentraler, direkt am U‑Bahnhof, haben mit Penny nur eine einzige Konkurrenz statt drei (Edeka, Kaufland, Aldi) direkt gegenüber. Wenn sie der Eigentümer des Standorts bei der Kameruner Str. sind dann können sie das dann veräußern oder mit Immobilien bebauen, ist ja eine riesige Fläche die da für den flachen Lidl-Bau und Parkplatz verschwendet wird. Wäre also Win-Win für LIDL. Daran dass es jemals ein Konzept oder einen Umbau, vorallem äußerlich, geben wird, glaube ich persönlich nicht, ist mir aber auch ehrlichgesagt voll egal, von mir aus können sie das Ding verfallen lassen. Das einzige worüber ich mich freuen würde wärne mehr Freizeitangebote, denn das ist das einzige, wo der Wedding wirklich absolut unterversorgt ist. Wäre zu schön wenn wieder eine Bowlingbahn reinkäme oder ne Kartbahn oder sowas.