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Im Wedding was Neues:
Leo lohnt sich: Kommt ein Lidl in den Karstadt?

23. September 2024
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Der neue Eigen­tü­mer von Gale­ria, ehe­mals Kar­stadt, geht in Ber­lin neue Wege. In Char­lot­ten­burg und am Her­mann­platz wer­den Lidl-Filia­len und wohl auch IKEA-Abhol­sta­tio­nen ein­zie­hen. Zwi­schen den Kauf­häu­sern und den Lidl-Märk­ten sol­len Durch­gän­ge ent­ste­hen, sodass die Fir­men von der Kund­schaft der jeweils ande­ren pro­fi­tie­ren. An der Mül­lerstra­ße im Wed­ding soll es sogar noch schnel­ler gehen. 

Foto­mon­ta­ge des Lidl-Logos auf der Kaufhausfassade

Die Stadt­teil­ver­tre­tung Mül­lerstra­ße hat durch den Sanie­rungs­bei­rat davon schon erfah­ren: Was an zwei ande­ren Stand­or­ten in Ber­lin Wirk­lich­keit wird, soll auch am Leo statt­fin­den. Danach wür­de in die inzwi­schen voll­kom­men leer­ste­hen­de ehe­ma­li­ge Kar­stadt­fi­lia­le zunächst ein Lidl ein­zie­hen. Des Wei­te­ren ist eine Bespie­lung durch Künstler:innen geplant, um den leer ste­hen­den Raum zu nut­zen. Das Bezirks­amt soll hier­bei die Ver­tei­lung der Flä­chen pla­nen. Schon vor Wochen hieß es, dass ein mög­li­cher Start­ter­min der Okto­ber wäre. Zumin­dest äußer­lich getan hat sich bis­her noch nichts. Den wei­te­ren Plä­nen, ein Haus der Hil­fe ein­zu­rich­ten, in dem Sucht­kran­ken und Obdach­lo­sen gehol­fen wird, wur­de dage­gen eine Absa­ge erteilt. Für die Ver­si­che­rungs­kam­mer aus dem fer­nen Süden passt das nicht zum Image einer leer­ste­hen­den Immobilie.

Wenn nun also Lidl kommt: Han­delt es sich dabei dann nur um eine Zwi­schen­nut­zung, bis die Bau­ar­bei­ten am Gebäu­de begin­nen? Immer­hin wur­de im Rah­men eines Wett­be­werbs ein moder­ner Umbau des Kauf­haus­ge­bäu­des aus­ge­lobt, ein Gewin­ner­ent­wurf gekürt. Oder soll Lidl, so wie am Her­mann­platz auch, dau­er­haft Teil der Han­dels­flä­che sein? Bleibt die Filia­le an der obe­ren Mül­lerstra­ße, Nähe Kame­ru­ner Stra­ße, erhalten?

Was bedeutet das für die Umbaupläne?

Was besorg­nis­er­re­gend ist: Bis der Umbau los­geht, könn­te es mög­li­cher­wei­se doch län­ger dau­ern als geplant. Lidl wird sicher nicht nur pro­vi­so­risch für die “Gel­tungs­dau­er eines Wochen­pro­spekts” ein­zie­hen. Die bis­her geschätz­ten zwei bis drei Jah­re Leer­stand könn­ten womög­lich län­ger dau­ern, befürch­tet die Stadt­teil­ver­tre­tung Mül­lerstra­ße. Grund­sätz­lich sei es gut, dass Lidl an den Leo kommt. Aber um den Ort auch ein­la­dend zu gestal­ten und nicht als Fremd­kör­per wahr­ge­nom­men zu wer­den, spie­le auch die Wahr­neh­mung nach außen eine Rol­le. Dazu gehört die Nut­zung der Schau­fens­ter, die eben­falls Initia­ti­ven und Künstler:innen zur Ver­fü­gung gestellt wer­den könn­ten. Nur ein Schau­fens­ter mit Lidl-Auf­kle­ber pro Stra­ßen­sei­te soll­te rei­chen.

Auch die Suche nach Flä­chen für das soge­nann­te Haus der Hil­fe läuft schon seit Jah­ren. Aber die unre­gu­lier­ten Gewer­be-Immo­bi­li­en­prei­se machen eine Anmie­tung unmög­lich. Eine Idee, die des­halb auf­ploppt: Der Bezirk kön­ne teil­wei­se in die Räum­lich­kei­ten des Kar­stadt (tem­po­rär) und im Rat­haus das Haus der Hil­fe ein­rich­ten, so die Stadtteilvertretung.


Auch wenn in Zuge des­sen momen­tan nie­mand weiß, wann der Umbau beginnt – bis jetzt wird zumin­dest an den alten Plä­nen fest­ge­hal­ten – , spä­tes­tens am Tag der Neu­eröff­nung wird der Wunsch des Bezirks nach „Flä­chen für Gemein­nüt­zig­keit“ wie­der aktu­ell wer­den. Denn was Gemein­nüt­zig­keit bedeu­tet, ist gar nicht defi­niert. Ein Tanz­stu­dio wäre gemein­nüt­zig, Haus­auf­ga­ben­hil­fe wäre gemein­nüt­zig, mög­li­cher­wei­se aber auch ein Well­ness-Spa-Bereich mit Dampf­sauna. Gemein­wohl­ori­en­tiert wäre hier das Zau­ber­wort gewe­sen. Viel­leicht hät­te man das aber in Bay­ern erst gar nicht verstanden.

In Sachen Kauf­haus scheint eini­ges in Bewe­gung zu sein. Frü­her wäre es undenk­bar gewe­sen, dass ein Kauf­haus mit einer ent­spre­chend zah­lungs­kräf­ti­gen Käu­fer­schicht einem Dis­coun­ter wie Lidl Unter­schlupf bie­tet. Doch heu­te, und nicht nur im Wed­ding, hofft der neue Gale­rie-Eigen­tü­mer, von der preis­be­wuss­ten Kund­schaft des Han­dels­rie­sen zu pro­fi­tie­ren. Man darf gespannt sein, ob und wie das im Wed­ding funktioniert.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

Andaras Hahn

Andaras Hahn ist seit 2010 Weddinger. Er kommt eigentlich aus Mecklenburg-Vorpommern. Schreibt assoziativ, weiß aber nicht, was das heißt und ob das gut ist. Macht manchmal Fotos: @siehs_mal
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1 Comment

  1. Ach­ja, das The­ma wird hier wohl noch über die nächs­ten 20 Jah­ren für Fut­ter Sor­gen 😀 Aber für LIDL sind das doch zwei Flie­gen mit einer Klap­pe. Am Leo sind sie noch zen­tra­ler, direkt am U‑Bahnhof, haben mit Pen­ny nur eine ein­zi­ge Kon­kur­renz statt drei (Ede­ka, Kauf­land, Aldi) direkt gegen­über. Wenn sie der Eigen­tü­mer des Stand­orts bei der Kame­ru­ner Str. sind dann kön­nen sie das dann ver­äu­ßern oder mit Immo­bi­li­en bebau­en, ist ja eine rie­si­ge Flä­che die da für den fla­chen Lidl-Bau und Park­platz ver­schwen­det wird. Wäre also Win-Win für LIDL. Dar­an dass es jemals ein Kon­zept oder einen Umbau, vor­al­lem äußer­lich, geben wird, glau­be ich per­sön­lich nicht, ist mir aber auch ehr­lich­ge­sagt voll egal, von mir aus kön­nen sie das Ding ver­fal­len las­sen. Das ein­zi­ge wor­über ich mich freu­en wür­de wär­ne mehr Frei­zeit­an­ge­bo­te, denn das ist das ein­zi­ge, wo der Wed­ding wirk­lich abso­lut unter­ver­sorgt ist. Wäre zu schön wenn wie­der eine Bow­ling­bahn rein­kä­me oder ne Kart­bahn oder sowas.

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