2019 hat Berlin den Frauentag, den 8. März, als gesetzlichen Feiertag eingeführt. Anlass, um mit der Unternehmerin Clarissa Meier zu sprechen. Sie möchte, dass ihr geschäftlicher Erfolg mit dem Seniorendomicil an der Panke und dem Hotel Big Mama nicht als Erfolg einer Frau verstanden wird, sondern als ihr persönlicher Erfolg als Mensch.
Sie hadern mit der Bitte um ein Interview über Frauen in der Geschäftswelt. Warum?
Clarissa Meier: Ich gebe zu, ich musste mich erst einmal nachlesen, worum es beim 8. März geht. Ich befürchte, ich bin nicht der richtige Ansprechpartner für Sie. Denn für mich persönlich war meine Rolle als Frau in der Geschäftswelt nie ein Thema. Ich habe mich nie als etwas Besonderes gesehen. Ich sehe mich als Mensch. Ich finde, wir könnten langsam in eine Normalität kommen und das nicht immer als etwas Außergewöhnliches sehen, dass ich als Frau Erfolg im Geschäftsleben habe. Ich möchte als Mensch erfolgreich sein.
Am 8. März geht es um Gleichberechtigung. Können Sie mit diesem Ziel etwas anfangen?
Clarissa Meier: Nun, für mich selbst kann ich sagen, ich war schon immer emanzipiert. Aber es stimmt schon: Wenn ich in Fortbildungen für Frauen in Führungspositionen bin, dann muss ich sagen, dann sehe ich, welche Probleme Frauen haben können. Sie verhalten sich nicht so, wie sie als Person sind. Sie machen sich anders. Und das spüre ich und das spüren Männer. Ich bin da anders. Ich habe keine Angst vor Männern. Ich habe nicht das Gefühl, ich müsste irgendwie gleichziehen. Da ist bei mir eine Selbstverständlichkeit drin, die bei manchen Frauen offenbar nicht da ist. Das scheint ein dickes Problem zu sein. Aber ich selbst bin nicht so, ich mache keine diplomatischen Züge, ich bin auf den Punkt, ich sage, was ich denke. Ich bin auch nicht geduldig. Ich glaube, viele Frauen müssen aufhören, sich selber in Frage zu stellen.
Sehen Sie sich als Ausnahme, als Glücksfall?
Clarissa Meier: Glück gehört im Leben immer dazu. Denn ja, ich bin ein lauter Typ. Ich gehe immer nach vorn. Mein Temperament finden nicht immer alle toll. Mit 17 habe ich Tankwart gelernt, weil ich es toll fand, dreckig zu sein. Mit 21 war ich alleinerziehend. Da habe ich versucht, stets beides zu sein: Vater und Mutter. Vielleicht war dadurch auch im Berufsleben dieses Mann-Frau-Thema für mich nicht wichtig. Ich bin eben keine typische Frau.
Was meinen Sie mit dem Satz “Ich sehe mich als Mensch in der Geschäftswelt”?
Clarissa Meier: Meine Rolle als Frau in der Geschäftsleben, das war für mich selber nie ein Thema. Ich habe nie gedacht, ich bin etwas Besonderes, weil ich diese Dinge mache wie das Seniorendomizil zu leiten oder Hotels zu leiten. Ich denke, ich bin in erster Linie als Mensch und nicht als Frau darauf stolz, dass ich mich durchgesetzt habe, dass ich Selbstbewusstsein bewiesen habe.
Der Frauentag, der 8. März, soll auch auf Ungleichheiten außerhalb des Berufslebens aufmerksam machen …
Clarissa Meier: Ich finde, es ist eine Selbstverständlichkeit, dass man, wenn ein Baby kommt, als Paar eine Lösung findet. Das ist gut, dass die Frauenbewegung dahin will, dass es keine Diskussion ist, dass ein Paar eine für sich gute Lösung findet. Und ja, Arbeitgeber sollen dafür sorgen, dass Elternschaft für werdende und junge Mütter machbar ist. In meinen Unternehmen handhabe ich das so, dass, wenn jemand auf mich zukommt und sagt, er stellt sich das so und so vor, dann versuche ich, das machbar zu machen. So hatten wir im Hotel schon angestellte Männer gehabt, die Elternzeit nahmen. Das ist selbstverständlich.
Das Interview wurde Anfang Februar geführt und erschien zuerst gekürzt in der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Naja. ..
An Selbstbewusstsein mangelt es heute nur noch wenigen Frauen, zumal beruflich überall gut qualifiziert.
Als Selbständige oder Freiberuflerin mag man es da leichter haben als Andere. Auch als Ökonomin fiel mir oft auf, wie wenig auch Männer im Beruf von KoRe, ReWe und Steuern verstehen.
Aber nimmt man die Gesamtschau der Arbeits(vor-)bedingungen, so ist doch vieles entmutigend, da hierarchisch, nicht transparent (man denke an all diejenigen Frauen, die im Hintergrund verbandelt sind ) und/oder nicht tolerant, nebst verschränkten Aspekten dieser Art. Bei der Arbeitssuche kommt das alles dann umso mehr hervor – und zeitigt Nachteile systemisch bis zur Altersarmut (meist) der Frauen.