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Entspannter Flohmarkt am Pankeufer

30. September 2018

Nur noch der Name Gesund­brun­nen lässt erah­nen, dass es dort einst­mals eine Heil­quel­le mit Kur­be­trieb gab. Heu­te wür­de man das Well­ness nen­nen, was sich um 1760 rund um das abge­ris­se­ne Trink­häus­chen an der Tra­ve­mün­der Stra­ße abspiel­te. Für vie­le ist aber auch Bum­meln sehr erhol­sam, vor allem, wenn es rechts und links des Wegs an Stän­den Klei­dung, Trö­del und Schnick­schnack zu ent­de­cken gibt.  Der sonn­täg­li­che Floh­markt am Pan­keu­fer hat sich zwi­schen Biblio­thek am Lui­sen­bad und Bad­stra­ßen­brü­cke ange­sie­delt – eine ent­spann­te Atmo­sphä­re ist dort garantiert. 

Gegengewicht zum Mauerpark-Flohmarkt

Floh­markt vor der Bibliothek

Erst 2018 zog der Floh­markt vom Gelän­de gegen­über der Wie­sen­burg um auf die idyl­li­sche Mei­le zwi­schen Bad­stra­ße, Biblio­thek am Lui­sen­bad und Tre­sor­fa­brik. Laut Betrei­ber Chris­toph Rathe­now soll der Floh­markt am Pan­keu­fer ein klei­nes, aber fei­nes Gegen­ge­wicht zum klas­si­schen Trö­del­markt im Mau­er­park sein. Unter dem Halb­schat­ten der Bäu­me fin­det sich bis Ende Okto­ber jeden Sonn­tag ab 11:00 Uhr ein viel­fäl­ti­ges Ange­bot an alten Büchern und ehr­wür­di­gen Vinyl-Plat­ten, nost­al­gi­scher Beklei­dung und Acces­soires. Aber auch Haus­halts­wa­ren, Musik­in­stru­men­te, elek­tro­ni­sche Gerä­te, kurz kurio­se Din­ge, die aus Ber­li­ner Kel­lern und Dach­bö­den ans Tages­licht beför­dert wor­den sind, sind dort zu fin­den. Von gebrauch­ten Fil­men, exklu­si­ven Plat­ten­samm­lun­gen, über indi­vi­du­el­les Geschirr, alten Radi­os, Uhren, bis hin zum 60er-Jah­re-Föhn oder zur 70er-Jah­re-Lam­pe kann das Spek­trum rei­chen. Direkt am Floh­markt gibt es mit dem Café Lui­se und dem Café Cof­fee & Vino auch zwei Gas­tro­no­mien, wo die Floh­markt­be­su­cher ein­keh­ren können.

Ausflug in die Vergangenheit

Links die Pankemühle

Doch auch das Umfeld des Floh­markts ver­dient eine nähe­re Betrach­tung. Spä­tes­tens seit 1702 ist die Pan­ke­brü­cke der heu­ti­gen Bad­stra­ße erwähnt, und kurz dar­auf ent­stand an die­ser Stel­le eine Walk­müh­le. Deren Nach­fol­ge­ge­bäu­de von 1844 mit auf­ge­mal­tem Mühl­rad kann man heu­te noch dort fin­den. Gegen­über der Müh­le, hin­ter den Häu­sern an der heu­ti­gen Bad­stra­ße Nr. 35–39, wur­de 1748 erst­mals eine Quel­le erwähnt, deren Was­ser nach einer Unter­su­chung als hei­lend galt. Ab 1757 errich­te­te Hof­apo­the­ker Behm mit könig­li­cher Finanz­hil­fe aus­ge­dehn­te Kur­ein­rich­tun­gen, zu Ehren König Fried­rich II. unter dem Namen “Fried­richs-Gesund­brun­nen”: ein sechs­ecki­ges Bade­haus, Behand­lungs­häu­ser und eine Gast­wirt­schaft. Doch der Boom als Heil­bad hielt nur weni­ge Jah­re an, das zwi­schen­zeit­lich ver­fal­le­ne Kur­bad wur­de vom neu­en Besit­zer ab 1809 in Lui­sen­bad umbe­nannt. Die Namens­ge­be­rin war natür­lich die damals sehr belieb­te Köni­gin Lui­se, die selbst Gast des Kur­bads gewe­sen sein soll.

Auch bau­lich fan­den vor 200 Jah­ren Ver­än­de­run­gen am “Lui­sen­bad” statt. Der Brun­nen wur­de in ein neu­es acht­ecki­ges Gebäu­de mit der Auf­schrift “In fon­te salvs” ein­ge­fasst. Die Allee nach Ber­lin nann­te man Brun­nen- bzw. Bad­stra­ße. Die Ver­schmut­zung der Pan­ke, maß­geb­lich durch die fluss­auf­wärts lie­gen­den Ger­be­rei­en ver­ur­sacht, hat den bal­di­gen Nie­der­gang des Lui­sen­bads als Kur­ort beschleu­nigt. Am Rand der stark wach­sen­den Haupt­stadt gele­gen, wur­de der Gesund­brun­nen mehr und mehr zu einer Ver­gnü­gungs­mei­le mit Aus­flugs­lo­ka­len, was er bis in die 1960er Jah­re auch blieb. Und die Quel­le? 1869 bei Bau­ar­bei­ten lädiert, ver­sieg­te sie spä­ter bei der voll­stän­di­gen Bebau­ung des Are­als mit Miet­häu­sern. An einer Haus­wand an der Bad­stra­ße Ecke Tra­ve­mün­der Stra­ße lebt sie aber noch wei­ter, als Reli­ef­dar­stel­lung des Brun­nen­hau­ses von 1809. Die Biblio­thek wur­de 1995 als moder­ner, über­wie­gend unter­ir­disch ange­leg­ter Neu­bau der Archi­tek­ten Chest­nut und Niess eröff­net. Dabei sind Tei­le das alten Gebäu­des erhal­ten geblie­ben. Dazu gehört der Put­ten­saal im ers­ten Ober­ge­schoss, der heu­te als stil­vol­ler Ver­an­stal­tungs­saal dient. Die Biblio­thek hat aller­dings nur mon­tags bis sams­tags geöffnet.

Die Bild­hau­er­werk­statt

Gegen­über der Biblio­thek, auf der ande­ren Sei­te der klei­nen grü­nen Fuß­gän­ger­brü­cke, lie­gen die lang­ge­zo­ge­nen Fabrik­ge­bäu­de einer Bild­hau­er­werk­statt. Frü­her wur­den dort Tre­so­re unter dem bekann­ten Mar­ken­na­men Arn­heim produziert.

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