Ursprünglich war zwischen Putbusser und Swinemünder Straße eine damals völlig neuartige Schulform geplant: das Oberstufenzentrum (OSZ) Wedding. Doch dann kam alles anders. Die Bürgerredaktion aus dem Brunnenviertel hat sich in der neuesten Ausgabe des Kiezmagazins brunnen mit dem alten Schulstandort beschäftigt und eine Reihe von Beiträgen veröffentlicht, die wir teilweise übernehmen.
Das Oberstufenzentrum war aufgrund der Bildungsreform unter der sozialliberalen Regierung Willy Brandts ab 1969 geplant worden. Das Schulwesen sollte nach dem Willen der Politik künftig dreistufig (in Grund‑, Mittel‑, Oberstufe) organisiert werden. Bildung für alle und mehr Chancengleichheit wurden gefordert. Schule sollte zu einem demokratischen Ort werden.
Die Berliner Architekten Pysall, Jensen und Stahrenberg, die 1971 den Architektenwettbewerb gewonnen hatten, schufen eine dreigeschossige Anlage mit flexiblen Räumen und großen, multifunktionalen Flächen. Im Erdgeschoss waren Musikraum, Verwaltung, Lehrer- und Schüler-Aufenthaltsbereiche, Mensa und das großzügig gestaltete Schulforum angesiedelt. Gleichzeitig waren Räume und Bereiche dieser Etage auch für die außerschulische Nutzung vorgesehen.
Es sollte ein Ort der Begegnung und Bildung entstehen; Schule und Öffentlichkeit sollten miteinander verzahnt werden. Von Anfang an war eine öffentliche Bibliothek geplant. Eine innere Erschließungsstraße, die sogenannte Schulstraße, durchzieht das Gebäude. Im ersten Stockwerk sollten die Fachbereiche für die Naturwissenschaften sowie Kunst und Werken unterkommen, das zweite Stockwerk war für die Unterrichtsräume in allen weiteren Schulfächern vorgesehen.
Schon früh wurde kritisch angemerkt, dass der Bezirk im OSZ ausschließlich die gymnasiale Oberstufe zusammenfassen wollte, ohne aber die berufliche Ausbildung zu integrieren, wie es der Senat eigentlich vorgesehen hatte. Als das Gebäude nach einer bewegten Planungsgeschichte 1976 fertiggestellt war, wurde es indes gar nicht als Oberstufenzentrum (also für die Klassen 11 bis 13) genutzt. Stattdessen bezog 1977 das Ranke-Gymnasium (mit den Klassen 7 bis 13) den Neubau. Es erstaunt nicht, dass das nach Maß gebaute Raumprogramm den Anforderungen der tatsächlichen Nutzer so nicht entsprach.
Weitere Texte zum Themenschwerpunkt rund um die alte Schule aus dem brunnen-Kiezmagazin:
- Alte Schule: Erst gingen die Schüler, dann die Bücher
- Erinnerungen an die Rote Ranke
- Ein Herzensprojekt für die Zukunft
Text: Angelika Wieters, Fotos: Christian Kloss, urbanophil
Wir übernehmen diesen Text aus dem Kiezmagazain brunnen, Ausgabe 2/2017. Vielen Dank! Mehr über die Bürgerredaktion, die das Magazin herausgibt, steht auf dem Redaktionsblog www.brunnenmagazin.wordpress.com