Der namenlose Platz vor dem ehemaligen Rathausturm hat auch nach einem Treffen zwischen Namensgeber und Platzeigentümer keinen Namen erhalten. Walter Frey, von der Stadtteilvertretung mensch.müller kämpfte letzten Mittwoch, 26. August, wortreich für den Vorschlag Elise-und-Otto-Hampel-Platz. Sven Lemiss, Geschäftsführer der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement hielt dagegen. Die klaren Fronten weichten am Ende der Verhandlung ein klein wenig auf. Die Namenskämpfer hoffen nun, ihr Ziel erreichen zu können, wenn es ihnen gelingt das Bezirksamt zu einer eindeutigen Stellungnahme zu bewegen.
Sven Lemiss von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) verwies darauf, dass der Hauptmieter, das JobCenter, den neuen Namen ablehnt. Die BIM ist Eigentümerin des Platzes und Privatplätze können vom Bezirksamt nicht mit Namen versehen werden – nur der Eigentümer kann eine Benennung vornehmen. Das JobCenter, den die BIM als wichtigsten Mieter ernst nimmt, lehnt den Namen ab, weil es fürchtet, es könnte zu Verballhornungen kommen. Eine Einstellung, die nicht gerade selbstbewusst zu nennen ist, aber mit der die BIM umgehen muss. Dennoch deutete Sven Lemiss an, dass für ihn eine Benennung denkbar wäre, wenn das Bezirksamt sich eindeutig zu dem Namen bekennt. Das JobCenter schickte keinen Verteter zum Termin.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) steht schon seit Jahren eindeutig für den Namen Elisa-und-Otto-Hampel-Platz. „Ich erwarte von der BIM und dem Bezirksamt, dass dem beständig klar gemachten Wunsch der Bürgerinnen und Bürger entsprochen wird. Die BVV hat alle Beschlüsse dazu gefasst.“, so Vera Morgenstern, Vorsitzende AG Geschichte BVV-Berlin Mitte. Doch die BVV ist kein Parlament, dass gesetzkräftig Beschlüsse fassen kann. Für den Bezirk bindende Beschlüsse fassen kann nur das Bezirksamt, wobei das Wort Bezirksamt doppeldeutig ist. Gemeint ist nicht eine Behörde, die umgangssprachlich als Amt bezeichnet wird. Bezirksamt meint hier den Bezirksbürgermeister Christian Hanke und die vier Stadträte.
Zumindest Bürgermeister Christian Hanke schreibt im von der Landes-SPD herausgegebenen Berliner Stadtblatt: „Der Platz am Rathaus soll in Zukunft nach Elise und Otto Hampel benannt werden.“ Das kann man als neutrale Aussage lesen oder als Bekenntnis. Beides ist möglich. Auch, dass die fünf Entscheidungsträger um Christian Hanke auf einer ihrer regelmäßigen Sitzungen schriftlich den Wunsch nach einer Benennung in Elise-und-Otto-Hampel-Platz festhalten, sollte möglich sein.
Kurz gesagt: Wenn das Bezirksamt sich positioniert und wenn Sven Lemiss zu seiner Andeutung steht, dann klappt die Bennung des namenlosen Platzes vor dem ehemaligen Rathaus. Zumal die Pressesprecherin der BIM, Katja Cwejn, auf Anfrage eindeutig erklärt, “dass die BIM, sollte das Bezirksamt Mitte einen Beschluss zur Benennung des Rathausvorplatzes treffen, diesem Beschluss folgen und die Benennung des Rathausplatzes in Elise-und-Otto-Hampel-Platz beim Bezirksamt beantragen und anschließend umsetzen werden.”
Für den Namen Elise-und-Otto-Hampel-Platz kämpfen die Stadtteilvertretung mensch.müller, die AG Geschichte der Bezirksverordnetenversammlung, der Weddinger Heimatverein und die ortsansässige SPD-Gliederung 16. Die Namensfindung begann vor zwei Jahren. Den Namen brachte die CDU ein. Vom Ehepaar Hampel war niemand Mitglied in der SPD oder KPD und somit für die Konservativen tragbar.
Elise und Otto waren zwar Widerstandskämpfer, aber eher unpolitische Leute – für den Autor Hans Fallada vielleicht gerade deshalb ein ideales Vorbild für seinen Roman „Jeder stirbt für sich allein“, in dem die Unmenschlichkeit des NS-Regimes Thema ist.
Nachtrag Juni 2016: Die Namensgebung für den Rathausvorplatz ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Die Berliner Immobilien Management GmbH hat inzwischen beim Bezirksamt den Antrag auf Benennung des Platzes nach den Widerstandskämpfern Elise und Otto Hampel gestellt.
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Berliner Immobilienmanagement GmbH – ehemals Liegenschaftsfond
Über die Hampels und Falladas Buch schreibt EckeMüller
Ältere Artikel auf dem Weddingweiser 1 und 2
Bürgermeister Christian Hanke im Juni auf Seite 2 im Berliner Stadtblatt
§5 Berliner Straßengesetz verlangt, dass Namen der Orientierung dienen
Die zugehörigen Ausführungsvorschriften im Berliner Amtsblatt Nr. 35⁄12. 08. 2011
Wie Straßen in Mitte umbenannt werden sollen, Beschluss 2002
Autor: Andrei Schnell
Grafik: SPD Mitte Abteilung 16