In die dänische Hauptstadt könnte man ja fliegen, mit der Bahn oder dem Fernbus fahren. Oder aber – mit dem Fahrrad. Schlappe 620 Kilometer ist der Radweg lang, und da ist die Fähre zwischen Rostock und Gedser nicht mal eingerechnet. Die ersten dreizehn Kilometer führt der Weg durch Berlin-Mitte. Den dicht besiedelten Stadtteil Wedding, im Allgemeinen nicht als Etappe Richtung Skandinavien bekannt, tangiert die Strecke an seinem westlichen Rand. Gerade auf dem Weddinger Abschnitt sind die Ruhe und der unerwartete landschaftliche Reiz die eigentliche Sensation.
Am Nordufer können Weddinger am besten auf den Weg nach Dänemark “einsteigen”. Die weiter südlich gelegenen Teile des Radweges sind derzeit von mehreren Baustellen beeinträchtigt, was den Fahrspaß deutlich mindert. An der Ecke Samoastraße beginnt ein verkehrsberuhigter Abschnitt des Nordufers, die vielleicht schönste Promenade im Wedding am Wasser des Schiffahrtskanals. Umrahmt wird der kleine Park von repräsentativen Altbauten, die jede Menge Gastronomie beherbergen. Doch für eine Pause ist es noch zu früh, wir wollen ja schließlich nach Kopenhagen. Das Nordufer lässt sich ohne viel Autoverkehr gut durchfahren, auf der rechten Straßenseite ist das efeuumrankte Robert-Koch-Institut einen Seitenblick wert. Ab der verkehrsreichen Kreuzung mit der Föhrer Straße beginnt ein neuer Rad– und Fußweg auf der Uferseite, von dem aus links Speichergebäude, Kräne und Öltanks des Westhafens zu sehen sind. Auf der rechten Straßenseite erstreckt sich die Krankenhausstadt des Virchow-Klinikums.
Plötzlich, man hat sich gerade an das idyllische Wäldchen am Eckernförder Platz gewöhnt, kommt den Radfahrern die breite Seestraßenautobahn in die Quere. Zwei Fußgängerampeln kosten wertvolle Zeit, aber es werden die letzten für sehr lange Zeit sein. Hinter der Verkehrsschneise kommt der Plötzensee in Sicht, ein sieben Hektar großes blaugraues Stück Wedding. Statt ihn zu umrunden, folgen wir der Straße Nordufer, vorbei am Freibad, dem Jugendgästehaus und der Gruppe Hausboote, die hier in einer Ausbuchtung des Kanals liegen. Ab hier kommen keine Wohnhäuser mehr ins Sichtfeld, ab hier beginnt eine einzige grüne Freizeitzone. Von der Schleuse Plötzensee ist leider kaum etwas zu sehen – dafür Sportanlagen und der Biergarten Kastaniengarten. Und hier endet der gemeinsame Weg mit den Autos. In einer akkuraten Kleingartenkolonie biegt der Weg nach links ab, und über eine Rampe kommen die Radfahrer zum ersten Mal ans Wasser des Hohenzollernkanals. Spätestens hier vergisst man die Nähe der Innenstadt, obwohl dies noch immer Berlin-Mitte ist. Romantik pur, für ein paar hundert Meter unterbrochen durch einen Umweg rund um das Football-Stadion und die Brachen des Napoleonkais. Noch einmal wird es grün am durchgehend asphaltierten Radfernweg, und erst dann geht es hinaus aus dem Gebiet des Wedding, den man hier längst vergessen hat. Kopenhagen, wir kommen. Oder vielleicht erst mal Spandau, für den Anfang…
[…] Für Radfahrer und Fußgänger gibt es am wäldchenartigen Eckernförder Platz den geteerten Radfernweg Berlin-Kopenhagen; die Straße Nordufer wird hier jedoch unterbrochen. Erst wenn die Sylter Straße am […]