26.08.2014 Inzwischen ist das junge Berliner Unternehmen Coffee Circle von Kreuzberg in den Wedding gezogen. Dort hat es mehr Platz für den eigenen Kaffee, den es direkt aus Äthiopien importiert und in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreibt. Auch die eigene Rösterei soll im Gewerbehof in Bahnhofsnähe bald Platz finden. Einkaufsleiter Hannes Fendrich, der auch deutscher ‘Brühmeister’ ist, hat uns in den neuen Räumlichkeiten herumgeführt.
Ein Hinterhof in der Lindower Straße 18, die parallel zum S‑Bahnhof Wedding verläuft: Hier ist die neue Heimat des vor dreieinhalb Jahren gegründeten Kaffee-Anbieters. Als wir zum Besuch eintreffen, ertönt gerade ein Aufruf des Muezzins der benachbarten Moschee. Den hipperen Standort hatte Coffee Circle am Schlesischen Tor, doch im Wedding stehen dem von fast ausschließlich jungen Leuten geführten Unternehmen größere Räume zu günstigeren Konditionen zur Verfügung. Und da das Interesse an erlesenem Kaffee und dessen bestmöglicher Zubereitung nicht nur in Berlin steigt, scheint die flächenmäßige Expansion Sinn zu machen.
Hannes Fendrich, der uns zum Rundgang begrüßt, ist während des Studiums in Köln in die Kaffee-Szene geraten. “Ich habe festgestellt, was für eine Wissenschaft dahintersteckt”, erzählt der geprüfte Barista, der bei Coffee Circle unter anderem für die Auswahl der Bohnen und die Betreuung der belieferten Cafés zuständig ist. Im letzten Jahr hat er den “Brewers Cup”, die deutsche Meisterschaft im Kaffeebrühen, gewonnen und danach bei der WM in Rimini immerhin den 20. Platz belegt.
So gelingt der Kaffee
Natürlich rät Fendrich zu frisch gemahlenem Kaffee. Eine halbe Stunde nach dem Mahlen seien bereits 50 Prozent der Aromen verschwunden, erklärt er. Wenn man das Pulver lagern wolle, dann am besten dunkel, etwa in einer Schublade, und nicht im Kühlschrank – wegen den Fremdgerüchen. Einfrieren sei ebenfalls eine Möglichkeit. Dann kommt Fendrich zur Zubereitung: “Gefiltertes Wasser lässt die Aromen besser durch. Ansonsten schmeckt der Kaffee schnell mal überdeckt”, empfiehlt der Experte. Dass es zur Not auch mit normalem Leitungswasser geht, beweist der spätere Geschmackstest, denn noch fehlt selbst Coffee Circle ein Wasserfilter in der eigenen Küche.
Fendrich brüht den Kaffee in einem gläsernen Filtersystem namens Chemex, das zunächst vorgespült wird. Der Tipp des Barista zur idealen Pulvermenge gilt übrigens für alle Sorten: rund 60 Gramm pro Liter. Zunächst gießt Fendrich nur so viel heißes Wasser ein, dass das Pulver knapp bedeckt ist. Nach dem ersten ‘Befeuchten’ gibt er mehrmals so viel hinzu, dass der Pegel ein bis zwei Zentimeter über dem Kaffee steht. Der Geschmack gibt ihm Recht. Es verwundert nicht, dass der Barista beim Trinken auf Milch und Zucker verzichtet. Eine klare Meinung hat Fendrich auch zur neu entwickelten ‘All-inclusive-Kaffeemaschine’ eines Berliner Unternehmens, die nicht nur Mahlen und Brühen, sondern auch das Rösten der Bohnen in einem Vorgang erledigt. Kaffee sollte nach der Röstung entgasen und daher fünf bis sieben Tage ruhen, sagt er – sonst seien Säure und Bitterkeit zu dominant.
Fair gehandelt, nicht ganz billig
Beim Rundgang durch die Büro- und Lagerräume von Coffee Circle erklärt Fendrich das Geschäftsmodell des Unternehmens. Der Kaffee kam bisher ausschließlich aus Äthiopien – künftig soll es auf Kundenwunsch hin auch Mischungen geben. Die Gründer haben bei den Verträgen mit den Bauern großen Wert auf Fairness gelegt. Außerdem geht von jedem verkauften Produkt ein Euro an soziale Projekte in dem ostafrikanischen Land. Der Kunde kann online mitbestimmen, welches Projekt er unterstützen will. Coffee Circle bietet gemahlenen und nicht gemahlenen Kaffee sowie selbstverständlich Espresso an. Dazu kommen inzwischen auch Kapseln und Zubehör. Die hohe Qualität der Arabica-Sorten hat allerdings ihren Preis.
Kontakt mit dem Wedding gesucht
In Berlin gehören 10 bis 15 Cafés zu den Coffee Circle-Abnehmern, vor allem in Kreuzberg, Mitte und Prenzlauer Berg. Die rund 20 Mitarbeiter im Großraumbüro auf der Weddinger Fabriketage hoffen, dass bald auch Partner aus ihrem neuen Kiez hinzukommen. Immerhin holen Vertreter des Nachbarschaftsgartens Himmelbeet bereits Kaffeepulver als Dünger ab. Noch wirkt das trendige Start-up im Wedding wie ein Ufo, doch haben die hiesigen Kaffeegenießer einen unschlagbaren Vorteil: nach Vorbestellung können sie ihren Kaffee mit unterschiedlichsten Sorten in der Lindower Straße 18 selbst abholen, so dass die Versandkosten entfallen.
Weitere Infos auf der Webseite (Online-Shop) des Unternehmens.
Autor: Nikolaus Triantafillou, QIEZ.de, Joachim Faust; Fotos: Coffee Circle
Ein Beitrag unseres Kooperationspartners QIEZ.de
Coffee Circle
Lindower Str. 18, 13347 Berlin-Wedding
Tel. 030 3982 1383
[…] ist auch der Anspruch von Coffee Circle, einem inzwischen in der Lindower Straße im Wedding ansässigen bundesweit tätigen Unternehmen […]
[…] in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Hinterhof der Hausnummer 18 befindet sich mit dem Coffee Circle inzwischen auch ein großer Händler für fairen Kaffee, wo man verschiedene Sorten vor Ort kaufen […]
Und wen es interessiert, wie die Kaffeekleinbauern in Kooperativen zu ” besseren Preisen ” kommen können, hier etwas Lesestoff:
http://www.technoserve.org/files/downloads/resource-library_presentation_leveraging-sms-technology.pdf
Hier noch etwas zu den Gründern:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/unternehmensberater-aussteiger-ich-schmeiss-hin-a-776700–3.html
Was die sogenannten faire Preise (fairtrade) betrifft, hier ein Artikel aus der Zeit:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014–08/fairetrade-kaffee
Gut finde ich dass sich Coffee Circle mit dem Thema auseinandersetzt!!
Allerdings kann ich nicht erkennen (oder kann es nicht finden)
wo konkret der ” fair trade ” von Coffe Circle beschrieben wird:
http://www.coffeecircle.com/kaffeewissen/fairtrade-systeme-im-vergleich/fair-trade-kritik/
Ja Moritz, dann lies mal richtig 🙂 Coffee Circle verkauft halt “direct trade” Kaffee und gerade keinen (!) Fair Trade Kaffee. Also direkt gehandelten Kaffe, ohne kommerzielles Fair-Trade Siegel für das die Bauern und der Händler meist nur mehr Geld aufwenden muss und die Wirkung im Erzeugungsland auf der Strecke bleibt. Direkter Handel bedeutet auch, dass die Bauern direkt beim Verkauf einen weitaus besseren Preis für ihren Kaffee bekommen können, weil eben nicht der Weltmarkt + Fair Trade Siegel den Preis bestimmen.