Auch wenn die Natur in einer Metropole wie Berlin alles andere als unberührt ist, so ist sie dennoch schützenswert. Die Stiftung Naturschutz Berlin probiert nun seit Mai dieses Jahres aus, ob Ranger eine gute Sache sind, um Stadtmenschen die Natur in der City zu erklären. Für den Wedding sind Simone Völker und Dr. Laura Damerius als Rangerinnen angestellt. „In unserem Job als Ranger in der Stadt ist soziale Kompetenz gefragt“, fassen die beiden ihre Erfahrungen nach dem heißen Sommer 2020 zusammen.
Bei einem Spaziergang entlang des Plötzensees Ende Oktober kann ein Reporter der Weddinger Allgemeinen Zeitung beobachten, was mit diesem Satz gemeint ist. Ein Mann ist gerade umständlich dabei, in einen Neopren-Anzug zu steigen. Einfach nur mal kurzentschlossen und zur schnellen Abkühlung will er offenkundig nicht über Zaun klettern. Was die beiden Stadtnatur-Rangerinnen von diesem lang vorbereiteten Plan halten, lassen Sie sich nicht anmerken. Sie geben dem Mann „die Information an die Hand“, dass er sich in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. Die beiden Frauen klären auf, sie verteilen keine Strafzettel. „Wir sind nicht das Ordnungsamt und nicht die Parkmanager.“ Die beiden wollen nicht strafen, nicht belehren, sie wollen informieren, hoffen auf die Eigenmotivation. Denn viele wollen an den Plötzensee, weil sie die schöne Natur mögen. Das haben die beiden beobachtet. Doch Natur in der Stadt, die muss geschützt werden. Das Ufer des Plötzensees und die angrenzenden Rehberge sind das einzige Landschaftsschutzgebiet im Bezirk. „Was für ein Schatz mitten in der Großstadt.“ Die Menschen, die im Oktober rund um den See unterwegs sind, wissen um diesen Wert. Dennoch braucht ihre Motivation einen Schub. Denn: „… es gibt ja nur das Freibad, wo man Eintritt zahlen muss …“, sagt eine Frau vorwurfsvoll. Sollte das Freibad vielleicht kostenlos sein? „Das ist eine politische Frage, da muss der Bezirk eine Antwort finden“, sagen die beiden Anwältinnen der Stadtnatur. Und zeigen dem Reporter, wie stark das Ufer bereits zerstört ist.
Der Auftrag für die beiden Stadtnatur-Rangerinnen lautet: ansprechbar sein und Menschen ansprechen. Aber auch das Revier zu beobachten, ist eine ihrer Aufgaben. Das tun sie in ganz Mitte, nicht nur am Plötzensee. Umweltbildungsarbeit mit Kindern gehört zu ihrem Job. Und manchmal zählen oder registrieren sie Tier- und Pflanzenarten. Dabei ist „Stadtnatur nicht nur in den Grünanlagen und Parks zu finden“, sagen die beiden. Offenkundig ist ihre Arbeit eine Riesenaufgabe. Doch die Stiftung Naturschutz Berlin, bei der die beiden angestellt sind, hat vom Senat lediglich Geld für zwei Rangerinnen in Mitte erhalten.
Stadtnatur-Ranger
Zwölf Stadtnatur-Ranger, die nicht mit den Parkmanager verwechselt werden wollen, gibt es in Berlin. Ihr Zahl soll auf 25 anwachsen. Auch wenn es viel mehr grüne Ecken und Parks in Mitte gibt, nur der Plötzensee mit den Rehbergen ist ein Landschaftsschutzgebiet. Es ist das einzige im Bezirk. “Stadtnatur ist aber überall, nicht nur in Schutzgebieten”, sagen die beiden. Die Ranger sind „sind Ansprechpartnerinnen für Fragen rund um das Thema Naturschutz“, sagt das Bezirksamt. Die Stiftung Naturschutz Berlin, bei der die Rangerinnen angestellt sind, beschreibt die Aufgaben der Ranger so: „Durch ihre stetige Anwesenheit in ihrem Bezirk tragen die Stadtnatur-Rangerinnen zur Umweltaufklärung und Verbreitung des Naturschutzgedankens bei.“ Weitere Aufgaben sind Schutz der Natur, Monitoring und Kartierung und Umweltbildung. Stadtnatur-Rangerinnen sind ein bundesweit einmaliges Modellprojekt. Aktuell wird es bis Ende 2021 laufen. Die Stadträtin für Grünflächen im Bezirk, Sabine Weißler, sagt: “Ich wünsche mir, dass das Modellprojekt über das Jahr 2021 hinaus fortgesetzt wird.”
Aus ihren täglichen Beobachtungen wollen die beiden Rangerinnen im nächsten Sommer eine Karte erstellen. „Es geht uns darum, die Natur sichtbar zu machen“, sagen sie. In einer Kleingartenanlage im Volkspark Rehberge wollen sie demnächst Amphibien- und Reptilienarten erfassen.
Update: Auf dieser Karte kann man Naturentdeckungen im Wedding finden!
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag.
Das Strandbad sollte geschlossen werden. Wie sollen denn Besuchende verstehen “Schutzgebiet” und “Sie dürfen hier nicht Baden” und nebenan tummelt sich alles.. Und wenn das ganze Areal überlaufen ist, dann macht’s mehr Verstand, wenn das Baden gänzlich verboten ist.
Die Frauen tun ihre Arbeit. Ich wurde angesprochen, als ich mit meinen Kindern am Möwensee im Volkspark die Enten füttern wollte. Jetzt weiß ich, dass der See schon einmal ausgebaggert werden musste, weil so viel altes Brot am Seegrund vermoderte.
Das ist ja auch aus gutem Grund verboten https://weddingweiser.de/fuettern-an-den-weddinger-seen-verboten/
Asche auf mein Haupt 😉