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Entdeckungen mitten in der Großstadt:
Zwei Rangerinnen für die Stadtnatur

30. Dezember 2020
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Stadtnaturrangerinnen
Simo­ne Völ­ker und Lau­ra Dame­ri­us sind die Stadt­na­tur-Ran­ge­rin­nen in Mit­te. Foto: And­rei Schnell

Auch wenn die Natur in einer Metro­po­le wie Ber­lin alles ande­re als unbe­rührt ist, so ist sie den­noch schüt­zens­wert. Die Stif­tung Natur­schutz Ber­lin pro­biert nun seit Mai die­ses Jah­res aus, ob Ran­ger eine gute Sache sind, um Stadt­men­schen die Natur in der City zu erklä­ren. Für den Wed­ding sind Simo­ne Völ­ker und Dr. Lau­ra Dame­ri­us als Ran­ge­rin­nen ange­stellt. „In unse­rem Job als Ran­ger in der Stadt ist sozia­le Kom­pe­tenz gefragt“, fas­sen die bei­den ihre Erfah­run­gen nach dem hei­ßen Som­mer 2020 zusammen. 

Rangerinnen im Gespräch
Zwei Stadt­na­tur-Ran­ge­rin­nen im Gespräch. Foto: And­rei Schnell

Bei einem Spa­zier­gang ent­lang des Plöt­zen­sees Ende Okto­ber kann ein Repor­ter der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung beob­ach­ten, was mit die­sem Satz gemeint ist. Ein Mann ist gera­de umständ­lich dabei, in einen Neo­pren-Anzug zu stei­gen. Ein­fach nur mal kurz­ent­schlos­sen und zur schnel­len Abküh­lung will er offen­kun­dig nicht über Zaun klet­tern. Was die bei­den Stadt­na­tur-Ran­ge­rin­nen von die­sem lang vor­be­rei­te­ten Plan hal­ten, las­sen Sie sich nicht anmer­ken. Sie geben dem Mann „die Infor­ma­ti­on an die Hand“, dass er sich in einem Land­schafts­schutz­ge­biet befin­det. Die bei­den Frau­en klä­ren auf, sie ver­tei­len kei­ne Straf­zet­tel. „Wir sind nicht das Ord­nungs­amt und nicht die Park­ma­na­ger.“ Die bei­den wol­len nicht stra­fen, nicht beleh­ren, sie wol­len infor­mie­ren, hof­fen auf die Eigen­mo­ti­va­ti­on. Denn vie­le wol­len an den Plöt­zen­see, weil sie die schö­ne Natur mögen. Das haben die bei­den beob­ach­tet. Doch Natur in der Stadt, die muss geschützt wer­den. Das Ufer des Plöt­zen­sees und die angren­zen­den Reh­ber­ge sind das ein­zi­ge Land­schafts­schutz­ge­biet im Bezirk. „Was für ein Schatz mit­ten in der Groß­stadt.“ Die Men­schen, die im Okto­ber rund um den See unter­wegs sind, wis­sen um die­sen Wert. Den­noch braucht ihre Moti­va­ti­on einen Schub. Denn: „… es gibt ja nur das Frei­bad, wo man Ein­tritt zah­len muss …“, sagt eine Frau vor­wurfs­voll. Soll­te das Frei­bad viel­leicht kos­ten­los sein? „Das ist eine poli­ti­sche Fra­ge, da muss der Bezirk eine Ant­wort fin­den“, sagen die bei­den Anwäl­tin­nen der Stadt­na­tur. Und zei­gen dem Repor­ter, wie stark das Ufer bereits zer­stört ist.

Der Auf­trag für die bei­den Stadt­na­tur-Ran­ge­rin­nen lau­tet: ansprech­bar sein und Men­schen anspre­chen. Aber auch das Revier zu beob­ach­ten, ist eine ihrer Auf­ga­ben. Das tun sie in ganz Mit­te, nicht nur am Plöt­zen­see. Umwelt­bil­dungs­ar­beit mit Kin­dern gehört zu ihrem Job. Und manch­mal zäh­len oder regis­trie­ren sie Tier- und Pflan­zen­ar­ten. Dabei ist „Stadt­na­tur nicht nur in den Grün­an­la­gen und Parks zu fin­den“, sagen die bei­den. Offen­kun­dig ist ihre Arbeit eine Rie­sen­auf­ga­be. Doch die Stif­tung Natur­schutz Ber­lin, bei der die bei­den ange­stellt sind, hat vom Senat ledig­lich Geld für zwei Ran­ge­rin­nen in Mit­te erhalten.

Stadtnatur-Ranger

Zwölf Stadt­na­tur-Ran­ger, die nicht mit den Park­ma­na­ger ver­wech­selt wer­den wol­len, gibt es in Ber­lin. Ihr Zahl soll auf 25 anwach­sen. Auch wenn es viel mehr grü­ne Ecken und Parks in Mit­te gibt, nur der Plöt­zen­see mit den Reh­ber­gen ist ein Land­schafts­schutz­ge­biet. Es ist das ein­zi­ge im Bezirk. “Stadt­na­tur ist aber über­all, nicht nur in Schutz­ge­bie­ten”, sagen die bei­den. Die Ran­ger sind „sind Ansprech­part­ne­rin­nen für Fra­gen rund um das The­ma Natur­schutz“, sagt das Bezirks­amt. Die Stif­tung Natur­schutz Ber­lin, bei der die Ran­ge­rin­nen ange­stellt sind, beschreibt die Auf­ga­ben der Ran­ger so: „Durch ihre ste­ti­ge Anwe­sen­heit in ihrem Bezirk tra­gen die Stadt­na­tur-Ran­ge­rin­nen zur Umwelt­auf­klä­rung und Ver­brei­tung des Natur­schutz­ge­dan­kens bei.“ Wei­te­re Auf­ga­ben sind Schutz der Natur, Moni­to­ring und Kar­tie­rung und Umwelt­bil­dung. Stadt­na­tur-Ran­ge­rin­nen sind ein bun­des­weit ein­ma­li­ges Modell­pro­jekt. Aktu­ell wird es bis Ende 2021 lau­fen. Die Stadt­rä­tin für Grün­flä­chen im Bezirk, Sabi­ne Weiß­ler, sagt: “Ich wün­sche mir, dass das Modell­pro­jekt über das Jahr 2021 hin­aus fort­ge­setzt wird.”

Aus ihren täg­li­chen Beob­ach­tun­gen wol­len die bei­den Ran­ge­rin­nen im nächs­ten Som­mer eine Kar­te erstel­len. „Es geht uns dar­um, die Natur sicht­bar zu machen“, sagen sie. In einer Klein­gar­ten­an­la­ge im Volks­park Reh­ber­ge wol­len sie dem­nächst Amphi­bi­en- und Rep­ti­li­en­ar­ten erfassen.

Update: Auf die­ser Kar­te kann man Natur­ent­de­ckun­gen im Wed­ding finden!

Logo Weddinger Allgemeine ZeitungDer Text stammt aus der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung, der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Geschrie­ben wur­de er von And­rei Schnell. Wir dan­ken dem RAZ-Ver­lag.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

4 Comments

  1. Das Strand­bad soll­te geschlos­sen wer­den. Wie sol­len denn Besu­chen­de ver­ste­hen “Schutz­ge­biet” und “Sie dür­fen hier nicht Baden” und neben­an tum­melt sich alles.. Und wenn das gan­ze Are­al über­lau­fen ist, dann macht’s mehr Ver­stand, wenn das Baden gänz­lich ver­bo­ten ist.

  2. Die Frau­en tun ihre Arbeit. Ich wur­de ange­spro­chen, als ich mit mei­nen Kin­dern am Möwen­see im Volks­park die Enten füt­tern woll­te. Jetzt weiß ich, dass der See schon ein­mal aus­ge­bag­gert wer­den muss­te, weil so viel altes Brot am See­grund vermoderte.

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