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Persönliche Begegnung mit der Geschichte:
Zeitzeugen: Lebende Quellen der Geschichte

21. Juni 2022

Wie­der ein­mal frei­tags ab 14 Uhr gab es ein Senio­rIn­nen­tref­fen im Ota­wi­treff (Ota­wi­st­ra­ße 46 nahe am Park Reh­ber­ge), bei dem es plau­schig, infor­ma­tiv und mit viel freu­di­gem Aus­tausch zu einem ange­bo­te­nen The­ma zugeht. Dies­mal ging es um Oral History. 

Am heu­ti­gen Tag waren zwei Mit­wir­ken­de, Dr. Ger­trud Aichin­ger und Chris­tin Som­mer­feld, von der Zeit­zeu­gen­bör­se e.V. (ZZB) aus unse­rer Nach­bar­schaft in der Togo­stra­ße 74 anwe­send, um für die Mit­ar­beit an den Pro­jek­ten und The­men zu wer­ben. Die ZZB ist offen für alle Inter­es­sen­tIn­nen: Vie­le Kon­tak­te kom­men durch die Initia­ti­ve aus der Bür­ger­schaft zustan­de. Sie ste­hen für über­ge­ne­ra­tio­nel­len Aus­tausch zur Ver­fü­gung. Ein aktu­el­les Groß­pro­jekt ist das mit Lot­to­mit­teln geför­der­te Vor­ha­ben „Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­ten“, das in einer Stadt wie Ber­lin, in der 190 Natio­nen bei­ein­an­der leben, viel Auf­re­gen­des an Geschich­ten und Erin­ne­run­gen ver­spricht. Dazu gibt es einen viel­spra­chi­gen Fly­er und vie­le Über­set­zungs­an­ge­bo­te auf der Web­sei­te der ZZB. 

Dr. Aichin­ger Foto: [email protected]

„Die Zeit­Zeu­gen­Bör­se wur­de 1993 in Ber­lin gegrün­det. Initia­to­rin und lang­jäh­ri­ge ers­te Vor­sit­zen­de war Inge­burg Sel­dte. Von 1994 bis 1997 wur­de die ZZB von der Bun­des­re­gie­rung als Modell­pro­jekt für Vor­ru­he­ständ­ler/-innen geför­dert. Seit 1998 arbei­tet die ZZB als unab­hän­gi­ger gemein­nüt­zi­ger Ver­ein.“ Die ZZB hat der­zeit etwa 40 Mit­glie­der und etli­che Ehren­mit­glie­der und 25 Mit­ar­bei­te­rIn­nen, die alle­samt ehren­amt­lich tätig sind. Das haupt­säch­li­che Ziel der ZZB ist, wie der Name schon sagt, eine Bör­se zu sein, um Zeit­zeu­gen zu ver­mit­teln an Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen, Jour­na­lis­ten, Tou­ris­ten und ande­re Ver­an­stal­ter, die Oral Histo­ry prak­ti­zie­ren, die die­sen aus­ge­wähl­ten Zeu­gen die Mög­lich­keit geben, ihre authen­ti­schen Schil­de­run­gen vor­zu­tra­gen, His­to­ri­sches und Zeit­his­to­ri­sches wei­ter­zu­ge­ben und auf Fra­gen hin zu erläu­tern. Auf die­se Wei­se gibt es bei­spiels­wei­se für Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Chan­ce, lebens­na­he und durch (über-)lebende Per­so­nen beleg­te his­to­ri­sche Situa­tio­nen in ihrer Erfahr­bar­keit zu grei­fen und sich zu ver­ge­wis­sern, kon­kre­ter als jedes Schul­buch. Etwa 120 Ber­li­ner Zeit­zeu­gen sind in einer Daten­bank ver­zeich­net, sol­che, die für Film­pro­jek­te, für Schu­len und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen u. a. zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Zeit­zeu­gen bewer­ben sich und bekom­men zunächst ein ers­tes Gespräch mit bis zu drei Mit­ar­bei­tern im Ver­eins­sitz Togo­stra­ße 74, und wei­ter­hin einen Fra­ge­bo­gen vor­legt. In einem zwei­ten Schritt wird ein Kreis zum The­ma begrün­det und die Teil­neh­me­rIn­nen wäh­len dort wie­der­um ein The­ma für sich aus, das sie auch öffent­lich vor­tra­gen möch­ten. Der drit­te Schritt führt dann zur Über­nah­me in die Daten­bank, von wo aus Zeit­zeu­gen auf Anfra­ge ver­mit­telt wer­den. Sprach­bar­rie­ren kann man durch Über­set­zer über­win­den, und Inter­views kön­nen auch im Tan­dem erfol­gen, wie als Mut­ter-Toch­ter-Gespräch oder Vater-Sohn-Inter­view. Audio- und Video­da­tei­en sind das kom­mu­ni­ka­ti­ve Ergeb­nis und Pod­casts dabei voll im Trend. Sogar Thea­ter­grup­pen wur­den gegrün­det, um his­to­ri­sche Bege­ben­hei­ten gemein­sam nachzuspielen. 

Chris­tin Som­mer­feld, Foto: [email protected]

Das aktu­el­le Vor­ha­ben der ZZB ist für das Jahr 2023 geplant, das Jahr des 30-jäh­ri­gen Bestehens der Ber­li­ner Zeit­zeu­gen­bör­se e.V.. Es soll eine Aus­stel­lung an einem zen­tra­len Ber­li­ner Ort anhand der Bio­gra­fien von Zeit­zeu­gen gezeigt werden. 

Autorin: Rena­te Straetling

Arti­kel des Tagesspiegels

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt. Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte. Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.de mit etwa 55 Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22).-
Ich habe noch viel vor!
www.renatestraetling.wordpress.com

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