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Zeitreise: Friseur zwischen den Kulturen

1. März 2021
Weddinger Zeitreise

Der Wed­ding­wei­ser exis­tiert seit gut zehn Jah­ren. Wir haben aber auch schon vor­her Tex­te ver­fasst, die wir euch in loser Fol­ge vor­stel­len. Die alten Tex­te schei­nen manch­mal aus einer ande­ren Zeit zu stam­men. Dies­mal ein Text aus dem Jahr 2007 über einen klei­nen, nicht mehr vor­han­de­nen Fri­seur­sa­lon an der Wollank­stra­ße. In die­sem Umfeld ver­misch­ten sich deut­sche und tür­ki­sche Friseurstraditionen. 

Nassrasur am Luftballon

Fri­seur­sa­lon im Wed­ding, Foto: Samu­el Orsenne

Ich war heu­te bei mei­nem Fri­seur, in mei­nem Vier­tel, das sich im Über­gangs­be­reich vom mul­ti­kul­tu­rel­len Wed­ding zum brav-vor­städ­ti­schen Pan­kow befin­det. Der jun­ge Mann hat sich vor kur­zem mit sei­ner Freun­din mit einem eige­nen Salon selb­stän­dig gemacht. „Der Laden läuft ganz gut“, sagt er, was wohl auch an den Kampf­prei­sen liegt. Sei­ne Ambi­ti­on ist, mit den deut­schen Salons zu kon­kur­rie­ren, aber eben moder­ne­re Schnit­te zu bieten. 

Heu­te gibt es sie an vie­len Stel­len: Bar­ber-Shops. Foto: Samu­el Orsenne

Von den eben­falls in der Nähe kon­kur­rie­ren­den tür­ki­schen Her­ren­sa­lons will man sich eben­falls abset­zen, auch wenn nicht ohne Neid aner­kannt wird, dass den Her­ren der Schöp­fung dort ein tol­ler Ser­vice gebo­ten wird. Das bleibt nicht ohne Fol­gen für den jun­gen deut­schen Fri­seur: Er möch­te gern, und das ist wirk­lich nicht mehr typisch in der Bran­che, Nass­ra­su­ren anbie­ten. „Die Tür­ken ler­nen noch das Bar­biers­hand­werk in der Tür­kei“, erklärt er. Er hat das Rasie­ren aber nicht mehr in der Aus­bil­dung gelernt, son­dern muss­te einen Kum­pel mona­te­lang rasie­ren. Und an einem Luft­bal­lon hat er auch geübt. 

So treibt die Ver­mi­schung der Kul­tu­ren den Ser­vice­ge­dan­ken auf die Spit­ze, und am Ende bie­tet das jun­ge Fri­seur­paar etwas, was es so in deut­schen Salons noch nicht gab: die Nass­ra­sur direkt neben der Tro­cken­hau­be für weib­li­che Kunden.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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