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„Wir brauchen jede Fläche, jeden Raum für den Sport!“

12. November 2020
Kiezsportlotsin Susanne Bürger
Immer in Sachen Bewe­gung unter­wegs: Kiez­Sport­Lot­sin Susan­ne Bür­ger. Foto: Hensel

„Sport und Bewe­gung ist ein Grund­be­dürf­nis“, sagt Susan­ne Bür­ger. Sie ist seit inzwi­schen sie­ben Jah­ren als Kiez­Sport­Lot­sin unter­wegs, wird seit 2016 vom Bezirk Mit­te dafür bezahlt, einen Über­blick über die Sport­an­ge­bo­te zu haben, Men­schen zum The­ma Sport zu bera­ten und mit Ver­ei­nen in Kon­takt zu blei­ben. Als Exper­tin auf dem Gebiet weiß sie, was auf dem Gebiet beson­ders fehlt: Platz für Sportangebote.

Wie eng es gewor­den ist in der Stadt, merkt Susan­ne Bür­ger auch an den Ange­bo­ten der Ver­ei­ne. „Fast alle Fuß­ball­ver­ei­ne habe Auf­nah­me­stopp, weil es nicht genug Flä­chen gibt“, sagt sie. Für die Leicht­ath­le­tik sei die Situa­ti­on schwie­rig, für Fuß­ball, für Bas­ket­ball, auch für Roll­sport­ar­ten sei die Lage nicht gut. „Man kann nichts mehr ent­wi­ckeln. Über­all gibt es Inter­es­sens­kon­flik­te“, sagt die Kiez­Sport­Lot­sin. Gibt es doch eine freie Flä­che, sei­en immer meh­re­re Grup­pen dar­an interessiert.

Zu sehen sei­en die­se wach­sen­den Platz­pro­ble­me auch an dem Grund­stück in der Ruhe­platz­stra­ße 12. Dort befin­det sich noch der Gemein­schafts­gar­ten Him­mel­beet. Doch im kom­men­den Jahr soll das Pro­jekt nach mehr­ma­li­ger Ver­län­ge­rung des Nut­zungs­ver­tra­ges für ein Fuß­ball­bil­dungs­zen­trum wei­chen. „Die Flä­che ist total wich­tig für den Sport. Ich freue mich sehr auf die Mög­lich­kei­ten dort“, sagt Susan­ne Bür­ger. Sport­flä­chen sei­en Man­gel­wa­re und jede Sport­flä­che müs­se erhal­ten blei­ben. Die Flä­che in der Ruhe­platz­stra­ße ist schon vie­le Jah­re vom Bezirk als Sport­flä­che aus­ge­wie­sen – vor vie­len Jah­ren soll­te hier ein Bas­ket­ball­leis­tungs­zen­trum ent­ste­hen – und wur­de von den Gärt­nern nur zwi­schen genutzt.

Die Schul­bau­of­fen­si­ve ver­bes­se­re die Situa­ti­on aus Sicht der Kiez­Sport­Lot­sin bei den Sport­hal­len nach und nach, „denn zu jeder neu­en Schu­le wird auch eine Sport­hal­le gebaut“. Laut Beschluss des Bezirks sind das oft sogar dop­pel­stö­cki­ge Hal­le, auch wenn die Schu­le selbst viel­leicht nur eine ein­stö­cki­ge Hal­le benö­tig­te. Eine Sol­che Hal­le wird der­zeit zum Bei­spiel in der Put­bus­ser Stra­ße im Brun­nen­vier­tel errich­tet. Ins­ge­samt soll­ten sich nach Ansicht der Kiez­Sport­Lot­sin die Schu­len noch stär­ker für den Sport öff­nen – auch die Aulen und Außen­flä­chen, nicht nur die Sport­hal­len. „Wir brau­chen jede Flä­che, jeden Raum für den Sport!“, sagt sie.

Auch an klei­ne­ren Räu­me feh­le es. „Es gibt in eini­gen ver­dich­te­ten Gebie­ten teil­wei­se kei­ne Räu­me mehr für Yoga­kur­se, Pila­tes, Gym­nas­tik und ähn­li­ches – obwohl der Bedarf groß ist“, sagt Susan­ne Bür­ger. Am schlimms­ten jedoch sei der Man­gel an Sport­plät­zen, soge­nann­ten unge­deck­ten Sport­flä­chen. Susan­ne Bür­ger wünscht sich, dass bei der Suche nach Frei­flä­chen jede Mög­lich­keit geprüft wird. In den der­zeit frei­wer­den­den Fried­hofs­flä­chen sieht sie auch eine Chan­ce für den Sport. „Die­se Flä­chen, die nicht mehr benö­tigt wer­den, sind ein rie­si­ges Poten­ti­al und im inner­städ­ti­schen, stark ver­dich­te­ten Bereich viel­leicht Teil einer Lösung“, sagt sie. Wenn Fried­hofs­flä­chen frei wer­den, eig­ne­ten sie sich nicht nur zum Gärt­nern. Auch Sport­ar­ten wie Yoga und Pila­tes sei­en hier möglich.

Sporthalle Herbert-Hoover-Schule
Die Schul­sport­hal­le der Her­bert-Hoo­ver-Schu­le wird auch von Ver­ei­nen genutzt. Foto: Hensel

Dass der Bedarf groß ist, ist laut Kiez­Sport­Lot­sin auch in den Parks und Grün­an­la­gen zu sehen. „Die Men­schen erobern sich die Räu­me, in Coro­na-Zei­ten ist das beson­ders deut­lich“, sagt sie. In die­sem Som­mer gab es kaum eine Wie­se oder Grün­flä­che, auf der nicht Sport getrie­ben wur­de. Susan­ne Bür­ger ver­weist dabei bei­spiel­haft auf die star­ke Nut­zung des Hum­boldt­hains durch spor­teln­de Men­schen. Die Grün­flä­chen teil­wei­se auch für Sport­an­ge­bo­te zu nut­zen, fin­det Susan­ne Bür­ger sinn­voll. Doch sie hat auch ande­re Ideen. Bei­spiels­wei­se hält sie das Som­mer­bad im Hum­boldt­hain für eine Poten­zi­al­flä­che für den Sport: „Das ist öffent­li­ches Gelän­de. Das ist ein Ort, den man ent­wi­ckeln könn­te“. Sie fragt: War­um das Som­mer­bad nicht über­da­chen und auch im Win­ter Schwim­men ermög­li­chen? War­um auf dem groß­zü­gi­gen Gelän­de nicht eine wei­te­re Eis­läuf­flä­che ein­rich­ten? War­um nicht die gro­ße Grün­flä­che für ande­re Sport­ar­ten nutzen?

„Die Bedürf­nis­se der Men­schen ändern sich und Bewe­gung gehört ein­fach dazu. Klar ist nur, dass wir um Misch­nut­zun­gen nicht her­um kom­men wer­den. Bei dem Nut­zungs­druck für Bil­dung, Sport und Frei­zeit, den wir haben, bleibt die Fra­ge: Wer ent­schei­det, wer eine Flä­che nut­zen darf? Wie wol­len wir das künf­tig aus­han­deln?“, sagt die Kiez­Sport­Lot­sin. Sie hat dazu vie­le Ideen – weil sie seit vie­len Jah­ren dar­über nach­denkt und immer wie­der die glei­che Fra­ge hört: Wo gibt es Platz für Bewe­gung in der Nachbarschaft?

Die Kiez­Sport­Lot­sin Susan­ne Bür­ger gibt Infor­ma­ti­on über nahe Sport- und Bewe­gungs­an­ge­bo­te für alle von 0 bis 99 Jah­ren in Moa­bit, Wed­ding und Gesund­brun­nen. Sie ist tele­fo­nisch unter (0157) 33 28 13 28 oder per E‑Mail unter [email protected] erreichbar.

Der Text ist zuerst auf der Web­sei­te des Quar­tiers­ma­nage­ments Pank­stra­ße erschie­nen. Geschrie­ben hat ihn Wed­ding­wei­ser-Autorin Domi­ni­que Hen­sel. Auch die Fotos sind von ihr.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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