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Willy-Brandt-Schule mit Willkommens-Rekord

Das eine sind Zah­len. So hat die Wil­ly-Brandt-Schu­le acht Will­kom­mens­klas­sen, in denen etwas mehr als 100 Schü­ler Deutsch ler­nen. Spä­ter wer­den sie in eine Regel­klas­se wech­seln. Die Zah­len mar­kie­ren einen Rekord, denn kei­ne ande­re Schu­le in Ber­lin inte­griert so vie­le jun­ge Flücht­lin­ge ins Schul­sys­tem. Das ande­re sind die Men­schen und Kin­der, die mit die­sen Zah­len zusam­men­ge­fasst wer­den. „Es spricht sich her­um, dass die Schü­ler bei mir kei­ne Num­mer sind″, sagt Schul­lei­te­rin Andrea Franke. 

Willy Brand Schule
Wil­ly-Brandt-Ober­schu­le sagt am häu­figs­ten Will­kom­men. Foto: And­rei Schnell

Die von ihr geführ­te Wil­ly-Brandt-Schu­le in der Grün­ta­ler Stra­ße betrei­be einen gro­ßen Auf­wand, um den Wün­schen der ein­zel­nen Eltern und Schü­lern gerecht zu wer­den, sagt die Schul­lei­te­rin. Viel Bera­tung sei nötig, um das deut­sche Schul­sys­tem zu erklä­ren, beson­ders beim Wech­sel ins regu­lä­re Sys­tem. Um einen sanf­ten Über­gang zu schaf­fen und um sagen zu kön­nen, dass „wir noch kein Kind im Regen ste­hen las­sen″ haben, sind vie­le Gesprä­che nötig. So gebe es Eltern, die wol­len, dass ihr Kind mög­lichst schnell wie­der an ein Gym­na­si­um wech­selt, wie dies in Kiew im Her­kunfts­land Ukrai­ne der Fall gewe­sen sei. In sol­chen Fäl­len müs­se Ver­ständ­nis dafür geweckt wer­den, dass ohne aus­rei­chen­de Deutsch­kennt­nis­se kein Schü­ler am Gym­na­si­um mitkommt.

Doch bevor der Wech­sel in eine alters­ge­mä­ße Schul­klas­se auf der Tages­ord­nung steht, kommt die Will­kom­mens­klas­se. Für die­se hat sich das Kol­le­gi­um der Wil­ly-Brandt-Schu­le Level-Kur­se über­legt. Die Rekord­zahl an Schü­lern und Klas­sen kann dem­nach auch ein Vor­teil sein, um leis­tungs­ge­rech­ter unter­rich­ten zu kön­nen. So ler­nen in zwei Klas­sen jene Schü­ler, die mit Sprach­kennt­nis­sen des Niveaus A0 anfan­gen – also ohne jeg­li­che Deutsch­kennt­nis­se. Zwei wei­te­re Klas­sen bewe­gen sich for­mal eben­falls auf Niveau A0, aber die Schü­ler fan­gen nicht bei Null an. Drei Kur­se bewe­gen sich auf Stu­fe A1 und ein Kurs ist für Schnell­ler­ner reser­viert. Schü­ler, die in das regu­lä­re Schul­sys­tem wech­seln wol­len, erhal­ten bei der Schul­lei­te­rin einen Ter­min. Andrea Fran­ke nimmt bei die­sem Ter­min die drei­stün­di­ge Prü­fung mit Hör­ver­ste­hen, Lese­ver­ste­hen, Schrei­ben und Spre­chen ab.

Die Wil­ly-Brandt-Schu­le hat 22 Regel­klas­sen der Jahr­gangs­stu­fen 7 bis 10. Mehr als 600 Schü­ler ler­nen in der Grün­ta­ler Stra­ße. Die Will­kom­mens­klas­sen sind in einem Gebäu­de der Musik­schu­le in einer Ent­fer­nung von 10-Fuß­mi­nu­ten unter­ge­bracht. Auch wenn Mit­tag­essen, Kunst und Sport im Haupt­haus statt­fin­det, sei die räum­li­che Tren­nung „über­haupt nicht gut″, sagt Andrea Fran­ke. Die Situa­ti­on ähne­le trotz aller Bemü­hun­gen zur Zusam­men­füh­rung einer zwei­ten Schule.

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Der Text erschien zuerst in der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autor ist And­rei Schnell. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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