06.07.2020 Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur künftigen Wiesenburg. Am 17. Juni haben alle Beteiligten feierlich eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben. Dirk Feistel vom Vorstand des Wiesenburg e.V. ist an diesem Tag “vorsichtig zuversichtlich”. Es könnte nun klappen, dass die Wiesenburg zu einem Modell wird “für urbane, selbstbestimmte Räume in unserer Stadt”. Nun soll bis zum Herbst über konkrete Details zur Zukunft des ehemaligen Obdachlosenasyls verhandelt werden.
Zur Zeremonie kam die Senatorin für Stadtentwicklung Katrin Lompscher. Für sie kann die Wiesenburg ein “Vorbild für gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung” sein. So seien neue Wohnungen nötig. Damit spielt sie auf den im Rohbau fertigen Neubau für mehr als 100 Wohnungen im Hinterhof der Wiesenburg an. Aber auch der Erhalt der “Oase Wiesenburg” sei wichtig. Beide Ziele müssten zusammengebracht werden.
Die unterzeichnete Vereinbarung regelt nun Verfahren, Zeitplan und Regeln der Zusammenarbeit. Der Vertrag ist wichtig, weil sich die Beteiligten von Senat und Bezirk über Eigentümerin Degewo bis Quartiersmanagement und nicht zuletzt dem Verein Wiesenburg zwar grundsätzlich einig sind. Die historischen Gebäude sollen als Kulturstandort entwickelt werden. Doch im Detail gibt es hinter den Kulissen unterschiedliche Meinungen. Die Unterschriften haben offenbar soweit das Vertrauen geschaffen, dass der „erste Projektbaustein“ beginnen kann. Das ist die „Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes“, wie der Senat mitteilt. Diskutiert wird nun über „Nutzungen in Gebäuden und Freiraum“, über „Nutzungsszenarien“ und das eigentliche „Nutzungskonzept“.
Die Künstler und Mieter haben zu letzterem konkrete Vorschläge. „Der Verein hat ein eigenes Nutzungskonzept ‚Gewerbe- und Kreativkonzept‘ eingereicht“, sagt Vorstand Dirk Feistel. Der Verein habe sich „bereits mit verschiedenen Interessenten aus dem Kultur‑, Kreativ‑, Sozialbereich auseinandergesetzt und Zusammenarbeit vereinbart.“ Zentrales Anliegen der Wiesnburger: „Wir fordern diesen Ort mit seinem besonderen Zauber in seiner fast ursprünglichen Erscheinung zu erhalten.“
Ein weiterer Beteiligter ist das Quartiersmanamgent Pankstraße. Für dessen Teamleiterin Sükran Altunkaynak ist es wichtig, dass die Wiesenburg „auch ein Ort der Bildung bleibt“. Als Beispiel nennt sie das grüne Klassenzimmer. Dieses solle als „ein naturnaher außerschulischer Bildungsort ausgebaut werden“. So steht es in einem Konzept (IHEK) des Quartiersmanagements.
Weitere Beteiligte sind der Senat und der Bezirk. Ephraim Gothe, Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte, weist daraufhin, dass im Neubau im Erdgeschoss “Atelierwohnungen gebaut werden. “Das war Bedingung für ein zusätzliches Geschoss.” Denn: “Die Idee ist, dass sich auch im Neubau handwerkliche, vielleicht kunstaffine Mietparteien ansiedeln.” Aus seiner Sicht ist das ein wichtiger Baustein, damit sich der freie Platz zwischen den historischen Gebäuden und dem Neubau zu einem “kommunikativen Ort” entwickelt.
Eigentümer der Anlage, und damit ebenfalls Teilnehmer der Verhandlungen, ist die landeseigene Wohnungsbausgesellschaft Degewo. Für Vorständin Sandra Wehrmann ist oberstes Ziel, die Wiesenburg zu einem Ort für “überregionale Begegnung” zu entwickeln.
Grund für die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages ist, dass die Wiesenburg es geschafft hat, „Nationales Projekt des Städtebaus“ zu werden. Damit stehen in Summe 12,5 Millionen Euro zur denkmalgerechten Sanierung bereit.
Die Wiesenburg nimmt eine Fläche von 6.887 Quadratmetern ein. Ab 1983 stand die Anlage befristet unter Denkmalschutz, seit dem 7. Mai 1995 dauerhaft. 2014 wurde das Gelände nach einem Rechtsstreit an die Degewo übergeben. Die dringend notwendige Sanierung der langsam verfallenden Häuser soll bis 2023 erfolgen. Herzstück der künftigen Nutzung soll die vormalige Sammelhalle werden.
Andrei Schnell hofft das Beste für die Wiesenburg.
[osm_map_v3 map_center= “52.5456,13.3750” zoom=“17” width=“95%” height=“450” map_border=“thin solid ” post_markers=“1” control=”” bckgrndimg=”” ]