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Clarissa Meier: Big Mama im Soldiner Kiez

10. April 2018
Clarissa Meier steht vor dem Schriftzug Hotel Big Mama
Cla­ris­sa Mei­er vor ihrem Hotel Big Mama in der Kolo­nie­stra­ße. Foto: And­rei Schnell

Cla­ris­sa Mei­er ist Unter­neh­me­rin und setzt sich gleich­zei­tig für ihren Kiez in der Kolo­nie­stra­ße ein. Sie sieht dar­in kei­nen Gegen­satz. Denn ihr Lebens­mot­to lau­tet: „Wer Ver­ant­wor­tung über­neh­men kann, der muss es auch.“ Ver­ant­wor­tung zu tra­gen bedeu­tet für Cla­ris­sa Mei­er, einer­seits im Sol­di­ner Kiez das „Senio­ren­do­mi­zil an der Pan­ke“, das Hotel „Big Mama“ und das Café „La Tor­tu­ga“ wirt­schaft­lich auf Erfolgs­kurs zu hal­ten. Und ande­rer­seits bedeu­tet die­ser Lebens­spruch für sie, dass sie auch ein klein wenig Ver­ant­wor­tung für ihr Umfeld über­nimmt. Ihre Bedin­gung: Wenn kon­kre­te, mess­ba­re Erfol­ge zu erwar­ten sind, dann hilft sie. „Ich bin Lebens­prak­ti­ke­rin“, sagt sie erklärend.

Etwas zurückgeben

Clarissa Meier
Cla­ris­sa Mei­er vor dem Senio­ren­do­mi­zil. Foto: And­rei Schnell

Cla­ris­sa Mei­er hat in ihrem Leben Höhen und Tie­fen erlebt. „Ich habe ver­ant­wor­tungs­vol­le Men­schen in mei­nem Leben getrof­fen“, sagt sie über die Zei­ten, in denen sie es schwer hat­te. Sie hat damals die von die­sen Men­schen gebo­te­nen Chan­cen genutzt. Nun ist sie in der Posi­ti­on, ande­ren Men­schen Chan­cen zu geben. Und das tut sie. So ist es noch nicht lan­ge her, da waren in Ber­lin Aus­bil­dungs­plät­ze für Jugend­li­che knapp. Cla­ris­sa Mei­er bil­de­te zu die­ser Zeit Jugend­li­che aus dem Sol­di­ner Kiez aus, „weil damals bestimm­te Adres­sen sofort dazu führ­ten, bei Bewer­bun­gen aus­sor­tiert zu wer­den“. Sie bil­de­te aus in der Pfle­ge, in der Küche, in der Ver­wal­tung. Sie unter­stütz­te die Grup­pe der Senio­ren-Cheer­lea­der. Sie hat sich ver­pflich­tet, zehn Jah­re lang die öffent­li­che Beleuch­tung eines dunk­len Weges von der Kolo­nie­stra­ße zur Pan­ke zu bezah­len. Ein im Wort­sinn sicht­ba­rer Bei­trag, den sie damit leistet.

Die 49-jäh­ri­ge nimmt sich Zeit, um sich im Kiez ehren­amt­lich zu enga­gie­ren. So ist sie seit fast 20 Jah­ren im Quar­tiers­rat Sol­di­ner Kiez aktiv. Wenn bei die­ser ehren­amt­li­chen Arbeit über Pro­jek­te dis­ku­tiert wird, denkt sie prak­tisch: „Es muss auch etwas her­aus­kom­men“, sagt sie. Etwas Kon­kre­tes, etwas Mess­ba­res. So theo­rie­ge­la­den ein Pro­jekt­an­trag auch sein mag, für sie bleibt ent­schei­dend, dass prak­ti­sche Ergeb­nis­se zu erwar­ten sind. Eine Klet­ter­wand, ein sanier­ter Spiel­platz, ein Kiez­fest. Das sei­en hand­fes­te Ver­bes­se­run­gen für den Kiez.

Das Thema Müll

Mülleimer
Dan­ke sagen gehört zum freund­li­chen Ton von Cla­ris­sa Mei­er – Foto: And­rei Schnell

Auch beim Müll auf der Stra­ße, ein The­ma das sie stark beschäf­tigt, geht Cla­ris­sa Mei­er lebens­prak­tisch vor. Sie weiß, dass es nichts bringt, wenn sich alle auf­re­gen, wenn ein Kind wie­der ein­mal eine lee­re Süßig­kei­ten­tü­te fal­len lässt. „Da gehe ich hin und rede freund­lich mit dem Kind“, sagt sie. Alles ande­re hel­fe doch nichts und brin­ge nichts, ist sie überzeugt.

Noch ein Bei­spiel, wie sie die Sache mit dem Müll prak­tisch angeht: Dass so vie­le Ber­li­ner ein schlech­tes Bild vom Sol­di­ner Kiez haben, dar­an kön­ne sie wenig ändern. „Aber es muss nicht sein, dass Besu­cher von außen in der Kolo­nie­stra­ße zuerst Müll sehen!“ Ihre Lösung ist: ein­fach han­deln. So ruft sie bei der BSR an. Immer wie­der. Sie spricht auch mal die oran­ge­nen Jungs an, wenn die­se durch die Stra­ße brau­sen, ohne den Geh­weg wirk­lich geputzt zu haben.

Dass Cla­ris­sa Mei­er lebens­prak­tisch ist, zeigt recht gut eine Anek­do­te. Als sie das Hotel auf­mach­te, stand die Fra­ge nach einem Namen an. „Ich wuss­te, dass mei­ne Mit­ar­bei­ter sich gegen­sei­tig warn­ten, wenn ich auf den Hof fuhr: Ach­tung, Big Mama kommt.“ So ein­fach war der Name vor fünf Jah­ren gefun­den. Ohne viel Grübelei.

Text und Fotos:  And­rei Schnell

 

 

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Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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