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Wie lange dauert es noch mit der “Dauerkolonie Togo”?

14. Juni 2014
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Die Dauerkolonie Togo wurde "wild" umbenannt

Sie wir­ken befremd­lich, aus der Zeit gera­ten und füh­ren immer wie­der zu Nach­fra­gen: die wei­ßen Tafeln mit der Auf­schrift „Dau­er­ko­lo­nie Togo e.V.“. Für die afri­ka­ni­sche Com­mu­ni­ty Ber­lins sowie eini­ge Initia­ti­ven ist der Text sogar eine unhalt­ba­re Pro­vo­ka­ti­on. Mit einem offe­nen Brief for­dert der Ver­ein Ber­lin Post­ko­lo­ni­al e.V. daher nun Bezirks­bür­ger­meis­ter Dr. Chris­ti­an Han­ke auf, die Schil­der ent­fer­nen zu las­sen. „Wie die Klein­gar­ten­ko­lo­nie Kame­run in Ber­lin-Wed­ding e.V. trägt der 1939 benann­te Klein­gar­ten­ver­ein Togo e.V. die kolo­nia­le bzw. impe­ria­le Ideo­lo­gie des Afri­ka­ni­schen Vier­tels seit sei­ner Grün­dung im Namen. Noch expli­zier­ter als bei den cha­rak­te­ris­ti­schen Stra­ßen­na­men im Kiez ging es bei die­sen Benen­nun­gen um die Reinsze­nie­rung von gewalt­sa­men Inbe­sitz­nah­men bzw. um die akti­ve Pro­pa­gie­rung von Rück­erobe­run­gen eins­ti­ger deut­scher Kolo­nien, die – ana­log zum Kolo­ni­sie­ren von Gar­ten­land – als Bei­trag zur ‘Kul­ti­vie­rung’ einer angeb­lich unbe­wohn­ten ‘Wild­nis’ geprie­sen wur­den“, so der Ver­ein Ber­lin Postkolonial.

Die Tage der Schilder sind gezählt

Dabei ver­wei­sen die Schil­der nicht ein­mal auf den aktu­el­len Namen des Klein­gar­ten­ver­eins. Die­ser hat­te sich zwar am 16.4.1961 den Namen „Dau­er­ko­lo­nie Togo e.V.“ zuge­legt, die­sen jedoch in den 1980er Jah­ren in „Klein­gar­ten­ver­ein Togo e.V.“ geän­dert. Die Afri­ka­ni­sche Com­mu­ni­ty fin­det es daher ver­stö­rend, dass die Dop­pel­deu­tig­keit des Begriffs „Kolo­nie“ – Klein­gar­ten­an­la­ge oder Fremd­herr­schaft über afri­ka­ni­sche Gebie­te – auf den Schil­dern noch immer ihren Aus­druck fin­det. Doch zeich­net sich ab, dass die Schil­der bald im Muse­um lan­den wer­den. Nach einem Stadt­rund­gang Anfang Juni 2014 sicher­ten SPD-Poli­ti­ker aller Ebe­nen (Bund, Land und Bezirk) zu, eine bal­di­ge Ent­fer­nung der vier Tafeln aus eige­ner Tasche finan­zie­ren zu wollen.

Erneut wird in dem offe­nen Brief eine Umbe­nen­nung des Nach­ti­gal­plat­zes, der Peter­s­al­lee und der Lüde­ritz­stra­ße nach afri­ka­ni­schen Per­sön­lich­kei­ten gefor­dert: „Ohne die­se Maß­nah­men wird der „Lern- und Erin­ne­rungs­ort Afri­ka­ni­sches Vier­tel“, in dem die kri­mi­nel­len Begrün­der der deut­schen Kolo­nien in Afri­ka bis heu­te geehrt wer­den, ein kolo­nia­ler Gedenk­ort blei­ben“, fürch­tet der Ver­ein, der regel­mä­ßig Füh­run­gen durch das Afri­ka­ni­sche Vier­tel orga­ni­siert. Doch neue Stra­ßen­na­men gegen den Wil­len der Anwoh­ner durch­zu­set­zen, nur um auch den kolo­nia­len Wider­stand zu wür­di­gen – davor schre­cken Lokal­po­li­ti­ker zu Recht zurück. Dabei könn­te eine rela­tiv kos­ten­güns­ti­ge Maß­nah­me sehr schnell sehr viel bewir­ken: es wür­de sicher schon viel ändern, wenn Zusatz­schil­der die Wid­mung der bis­he­ri­gen Stra­ßen­na­men erläu­tern und eine his­to­ri­sche Ein­ord­nung der Namens­ge­bung erlauben.

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Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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