Die Pandemie trifft nahezu alle Branchen. Auch unsere Weddinger Bars bleiben natürlich nicht verschont. Kurzzeitig sah es nach dem ersten Lockdown so aus, als seien wir auf dem besten Weg, die Pandemie zu besiegen. Doch dann kam der Rückschlag. Im Herbst stiegen die Corona-Fallzahlen wieder drastisch an und mit ihnen kam letztlich der zweite Lockdown. Gastronomensind besorgt, denn niemand kann ihnen sagen, wie lange der nochmals verlängerte Lockdown anhalten und ob ihre Bar, ihr Café oder ihr Restaurant überleben wird. Ich wollte von unseren Bar-Betreibern im Wedding wissen, wie sie bisher über die Runden gekommen sind und ob sie sich Sorgen um die Existenz ihrer Bars machen. Dafür habe ich mit Marcel, dem ‚BESTE-Bar‘-Besitzer gesprochen.
Personal auf Mini-Jobs angewiesen
Die BESTE-Bar ist im Wedding etabliert und lockte vor der Corona-Pandemie ihre Besucher dienstags mit einem feinen Aperol-Spritz und mittwochs mit einem Moscow-Mule für 3.50€ in der Willdenowstraße an. Die Bar war immer gut besucht. Viele Studenten trafen sich hier, um über wichtige und weniger wichtige Lebensthemen zu philosophieren, Stammgäste kamen regelmäßig auf ein Feierabendbier vorbei. Doch dieses Jahr ist alles anders. Im Februar kam die Pandemie schließlich auch in Deutschland an und im März wurde der erste Lockdown beschlossen.
Marcel beschäftigt in seiner Bar vier Personen, die er alle bis zum 1. Juni entlassen musste.
„Im ersten Lockdown-Monat kamen die Corona-Hilfen für Gastronomen und ich konnte meinen Mitarbeitern pauschal einmalig einen Betrag auszahlen, dieser entsprach zwar nicht ihrem regulären Lohn, aber immerhin war es etwas. Ich wollte, dass wir die Zeit zusammen durchstehen. Danach musste ich sie aber entlassen“, sagt er. Es sind natürlich nicht nur die Bar-Betreiber selbst, die von der Pandemie betroffen sind, sondern auch die Weddinger Mitarbeiter, die in ihrem Bezirk beschäftigt und auf ihre Mini-Jobs angewiesen sind.
Ab dem 1. Juni durfte die Gastronomie unter Auflagen wieder öffnen. Auch die BESTE-Bar öffnete mit einem Hygienekonzept und Marcel konnte seine Mitarbeiter wieder einstellen.„Man hat gemerkt, dass die Leute wieder Lust hatten auszugehen“, stellt Marcel fest.
Bis Oktober hatte die Bar mit ihrem Hygienekonzept geöffnet. Wenn man die Masken, die mittlerweile ohnehin schon zum Alltagsbild gehören, sowie den etwas größeren Abstand zwischen den Tischen ausblendete, fühlte sich alles für einen kurzen Moment an wie früher. Dann wurde jedoch die Sperrstunde beschlossen. Ab 23 Uhr durfte somit kein Alkohol mehr verkauft werden. Kurz darauf kam dann auch der zweite Lockdown, in welchem wir bis heute stecken. „Ich habe mir schon gedacht, dass der zweite Lockdown kommen wird“, sagt Marcel. Der sei auch gut und richtig, stellt er weiter fest, denn Bars seien nun mal ein Treiber für die Ausbreitung. „Ich war fast erleichtert, als der Beschluss über den Lockdown kam, weil wir bis dahin zwar geöffnet haben durften, aber der Bevölkerung abgeraten wurde, Bars zu besuchen“, fährt er fort.
Marcel selbst ist hauptberuflich YouTuber, das heißt, dass er neben den Bareinkünften durch eine zweite Einnahmequelle abgesichert ist. Viele andere Gastronomen haben dieses Glück nicht, deshalb wollte ich von ihm wissen, wie sich – seiner Meinung nach – der Wedding nach der Pandemie im Hinblick auf die Gastronomie verändern wird. „Ich denke schon, dass viele kleine und vor allem neue Cafés und Bars, die noch nicht so etabliert sind, schließen werden“, sagt er.
Öffnung steht wohl in den Sternen
Dann wollte ich natürlich noch erfahren, wie es speziell um die BESTE Bar steht. Marcel stellte zuversichtlich fest, dass er guter Dinge sei. Die Gelder der Corona-Hilfen kämen zwar sehr verzögert, aber wenn sie denn endlich mal da seien, würde seine Bar die Krise überstehen. Zu guter Letzt erkundete ich mich, wie die Bewohner des Weddings ihre Bars unterstützen könnten. „Kommt vorbei, sobald wir wieder aufmachen!“, appelliert er energisch, die Zuversicht ist ihm anzuhören. Wann das der Fall sein wird, steht wohl in den Sternen. Uns bleibt also nur alles dafür zu tun, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und sich an die Maßnahmen zu halten, damit die Fallzahlen sinken und wir bald wieder ein Bier oder ein Drink in unserer Lieblingsbar genießen können.