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Wie geht es dem City Kino Wedding in der Krise?

12. April 2020
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Kinobetreiberin Anne Lakeberg im leeren City Kino Wedding.
Allein im Kino: Betrei­be­rin Anne Lake­berg im lee­ren City Kino Wed­ding. Foto: Hensel

Im City Kino Wed­ding soll­te gera­de das Ara­bi­sche Film­fest lau­fen. Nach der Ber­li­na­le wäre das der nächs­te Höhe­punkt im Pro­gramm­ki­no in der Mül­lerstra­ße 74 gewe­sen. Im Win­ter und im Früh­ling, also jetzt, ver­dient das Kino sein Geld für den Som­mer, in dem alle ver­rei­sen oder lie­ber ins Frei­licht­ki­no gehen und das Kino im Cent­re Fran­cais des­halb Som­mer­pau­se macht. Eigent­lich. Das Coro­na­vi­rus hat einen Strich durch die Plä­ne von Kino­be­trei­be­rin Anne Lake­berg gemacht. Wie geht es nun wei­ter, jetzt und spä­ter und wie kann der Wed­ding sei­nem Pro­gramm­ki­no über die Kri­se helfen?

Allein im Kino

„Ich habe manch­mal rich­tig Sehn­sucht“, sagt Anne Lake­berg, die wie alle nun Zuhau­se auf das Ende der Kri­se war­tet. Regel­mä­ßig radelt sie zum lee­ren Kino­saal, schaut nach dem Rech­ten. „Ich mach’ dann mal den Pro­jek­tor an und schaue, ob nichts kaputt­ge­gan­gen ist“, sagt sie. Doch so rich­tig viel kann sie im Moment nicht tun. Auf Face­book pos­tet sie die Höhe­punk­te der letz­ten Jah­re, über­legt, wel­che Ver­an­stal­tun­gen sie machen möch­te, sobald es wie­der los­geht. Ansons­ten gibt es wirk­lich wenig zu tun: das Kino-Home­of­fice auf­räu­men, die Steu­er­erklä­rung machen, Anträ­ge auf Unter­stüt­zung stellen…

Wäh­rend ande­re Kul­tur­ein­rich­tun­gen sich aufs Inter­net ver­le­gen, haben die Pro­gramm­ki­nos nicht die­se Chan­ce auf Kom­pen­sa­ti­on. „Fil­me strea­men aus dem Kino, das wur­de mir schon von Stamm­gäs­ten vor­ge­schla­gen, aber das geht halt ein­fach nicht“, sagt sie. Über­haupt trifft die aktu­el­le Kri­se mit sei­nem Social Distancing die Pro­gramm­ki­nos mit­ten ins Herz: „Wir haben ja ver­sucht, die klei­nen Kinos gera­de auch als sozia­le Treff­punk­te zu eta­blie­ren. Was wir nun haben, ist für die Kinos des­halb wirk­lich schlimm.“

Hilfe vom Medienbord

Klei­ne Licht­bli­cke gibt es fürs City Kino Wed­ding aber auch in die­ser Zeit der zwangs­wei­sen Schlie­ßung. Anne Lake­berg als Selb­stän­di­ge konn­te einen Zuschuss vom Senat bean­tra­gen, das Kino bekommt dar­über hin­aus vom Medi­en­board Ber­lin-Bran­den­burg eine Unter­stüt­zung. Alle Kinos, die sich in die­sem Jahr für den Kino­pro­gramm­preis bewor­ben hat­ten, erhal­ten jetzt eine Art Vor­schuss auf das Preis­geld. Das kommt 69 Kinos zugu­te, auch dem City Kino Wed­ding. Doch auch das reicht nicht ewig. „Ich möch­te mei­ne Mie­te fürs Kino wei­ter­zah­len solan­ge es geht, um das Cent­re Fran­cais zu unter­stüt­zen. Auch die haben es jetzt nicht leicht“, sagt Anne Lakeberg.

Hilfe von Gutschein-Käufern

Kino­be­su­cher, die dem City Kino Wed­ding hel­fen möch­ten, kön­nen online über den Anbie­ter Kino­held jetzt Kino­gut­schei­ne kau­fen, die sie spä­ter ein­lö­sen. Auch sehr am Her­zen liegt Anne Lake­berg aber die gemein­sa­me Start­next-Kam­pa­gne der Ber­li­ner Pro­gramm­ki­nos. Unter dem Kam­pa­gnen­na­men „Fortsetzung:Folgt“ kann noch bis zum 24. Juni für eine bun­te Kino­land­schaft in Ber­lin gespen­det wer­den (www.startnext.com/fortsetzungfolgt).

Hilfskampagne für Programmkinos

„Es geht hier um die Viel­falt der Ber­li­ner Pro­gramm­ki­nos. Ich fin­de die Kam­pa­gne wirk­lich schön. Ich fänd’ es schlimm, wenn jetzt ein Kino des­we­gen schlie­ßen müss­te“, sagt Anne Lake­berg. Wer bei Start­next spen­det, unter­stützt alle 36 Pro­gramm­ki­nos, die bei der Kam­pa­gne mit­ma­chen. „Das Geld, das gesam­melt wird, wird auf jeden Fall aus­ge­zahlt und nach Lein­wand auf­ge­teilt“, erklärt Anne Lake­berg. Bis ges­tern (11.4.) hat­ten schon über 1600 Unter­stüt­zer ins­ge­samt 72.000 Euro gespen­det. Wenn 730.000 Euro zusam­men­kom­men soll­ten, so der Plan, dann erhält jede Lein­wand 10.000 Euro.

„Ich glau­be, die Leu­te kom­men wie­der“, sagt Anne Lake­berg zuver­sicht­lich. Doch wann das sein wird, weiß sie natür­lich nicht. Im Moment ist vie­les ein­fach nur unsi­cher. „Schwer zu sagen, wie gefähr­det wir und ande­re Pro­gramm­ki­nos sind, weil man nicht sagen kann, wie lan­ge das alles dau­ert“, sagt sie. Jetzt muss das Kino in der nörd­li­chen Mül­lerstra­ße erst Mal die Kri­se über­ste­hen. Viel­leicht wird es in die­sem Jahr auch gar kei­ne Som­mer­pau­se geben im City Kino Wed­ding. Wie es nach dem Ende der Coro­na-Beschrän­kun­gen wei­ter­geht, ist offen.

Video: Stop Moti­on Trai­ler von Regis­seur Erik Schmitt, Gra­fik­de­si­gne­rin Pri­scil­le Schmitt & Sound Desi­gner Paul Rischer zur Ber­li­ner Pro­gramm­ki­no Kampagne

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

1 Comment

  1. Wir den­ken an euch und kom­men sicher wie­der. Ich habe schon eine Rei­he an “Events” im Kopf, die ich nach Öff­nung von “allem” wie­der besu­chen möch­te, dazu gehört das City Kino und das Prime Time Thea­ter. Und Kaf­fee trin­ke ich mit einem rie­si­gen Stück Tor­te in der klei­nen Mensa!

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