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Ungewöhnliches Sportangebot im Wedding:
Wie die Roten Pandas Solidarität und Vielfalt leben

25. Juni 2025

Ein Verein bietet indonesisches Kung Fu in der Nachbarschaftsetage der Fabrik Osloer Straße an. Ein Interview mit Fredi vom Rote Pandas e.V.:

Ihr macht indonesisches Kungfu. Man kennt Kungfu vor allem als chinesische Kunst. Was ist denn das Besondere an indonesischem Kungfu?


Fredi: Technisch gesehen gibt es da wenig Unterschiede. In den chinesischstämmigen Kampfkünsten unterscheidet man zwischen nördlichen und südlichen Stilen. Erstere trainieren oft mit weit ausladenden, blumigen und körperlich sehr anspruchsvollen Bewegungen, während die südlichen Stile kompakt und minimalistisch sind. Karate z.B. ist aus südlichen Stilen entstanden, die nach Okinawa gekommen sind. So ähnlich ist unser Stil entstanden, als die Familie meines Lehrers vor etwa hundertfünfzig Jahren aus der Provinz Fujian nach Indonesien migriert ist.

Wie kam es zur Gründung des Vereins Rote Pandas e.V., und was war die ursprüngliche Motivation dahinter?


Ich habe vor etwa 15 Jahren mit meiner Aikido-Vorerfahrung einen Selbstverteidigungskurs angeboten und bin dadurch auf einen Schüler meines jetzigen Lehrers gestoßen, der in Berlin unterrichtet hat. Sein Kungfu war sehr weich, fließend, ruhig und gleichzeitig gut für Selbstverteidigung. Wir fanden unsere Stile gegenseitig gut und haben schon nach einem halben Jahr zusammen die Roten Pandas gegründet. Als er dann zwei Jahre später Berlin verlassen hat, habe ich die Gruppe etwas unvorbereitet übernommen. Zum Glück hat er mich noch mit seinem Lehrer zusammengebracht, der zwar nicht in Berlin wohnt, bei dem ich aber seither regelmäßig lerne. Die Stimmung im Verein ist heute noch genauso schön wie damals, und wir führen alle gemeinsam den Stil weiter.

Könnt ihr mehr über die Philosophie der „Open Source Kampfkunst“ erläutern und wie sie sich in eurem Training widerspiegelt?


Das ist schwierig zu erklären, aber es gibt diesen Spruch "Was starr wird, bricht". Traditionelle Kampfkünsten versuchen häufig alles wie die Meister vor ihnen zu machen, um den großen Schatz, den sie weiterführen, angemessen zu würdigen. Aber man darf nie vergessen, warum man etwas so tut wie man es tut. In unserem Training gibt es zwar feste Techniken wie z.B. Blöcke, Würfe, Schläge, Tritte, Kniestöße und Ellenbogentechniken. Wir testen sie aber ständig im Partnertraining, um die ihnen zugrundeliegenden Bewegungsprinzipien besser zu verstehen.
Und wir tauschen uns viel mit anderen Vereinen aus, geben Wissen weiter und lernen auch gern von anderen Schulen.

Wie integriert ihr Prinzipien wie Solidarität und Inklusion in euren Trainingsalltag?


Wie alle Kampfkünste und Kampfsportarten, die mit viel Kontakt trainieren, müssen wir aufpassen, dass wir niemanden ausschließen, der sich noch nicht so viel Kampf zutraut. Deshalb führen wir alle Pandas langsam und spielerisch an das kämpfen heran, versuchen zu empowern und gleichzeitig ein Bewusstsein für das Gegenüber zu entwickeln. Wir haben ziemlich genau 50 Prozent Frauenanteil und versuchen auch sonst möglichst divers zu sein. Dabei können wir auch scheitern. Wir haben z.B. letztes Jahr im Rahmen eines Programms in der Fabrik Osloer Straße mithilfe einer Förderung durch die Stiftung Mensch ein inklusives Training für gehörlose Jugendliche angeboten. Das war trotz Unterstützung durch Gebärdensprachenübersetzer sehr betreuungsintensiv und hat uns als kleinen Verein überfordert. Leider gibt es sonst in Berlin und Brandenburg praktisch keine Kampfkunstangebote für gehörlose Menschen.

Was muss man denn können, um bei Euch mitmachen zu können?


Man muss in den vierten Stock zu unserem Trainingsraum finden, der ist etwas versteckt. Ansonsten braucht man keine Vorkenntnisse. Traut euch einfach vorbeizukommen, selbst wenn ihr Euch nicht sportlich fühlt. Das Wichtige ist, dass ihr Lust auf das Training habt. Für den Rest sorgen wir dann schon.

Trainingszeiten der Roten Pandas

Erwachsene: Montag, Mittwoch und Freitag um 18:30 in der Nachbarschaftsetage der Fabrik Osloer Straße 12 statt (im 1. Hof, Aufgang A, 4. Etage).

Teenager (12-16 Jahre): Mittwoch und Freitag um 17:00, auch in der Nachbarschaftsetage.

Mitbringen: eine bequeme lange Hose, leichte Trainingsschuhe und etwas zu trinken

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Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

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