Die Wiesenburg muss saniert werden, sonst verfiele sie. Aber was ist Sanierung und was ist maßlose Überbauung? Diese Frage wird im zweiten Werkstattverfahren entschieden, das am 10. Mai startete. “Zielstellung ist die Erarbeitung einer genehmigungsfähigen Lösung für Wohnungsneubau und Sanierung der denkmalwürdigen Bausubstanz”, so die Degewo, die Eigentümerin des Geländes in der Wiesenstraße 55 ist. Die Nutzer des Geländes, die sich im gemeinnützigen Verein Wiesenburg e.V. zusammengefunden haben, wollen eine “harmonische Entwicklung”. Wieviele Wohnungen werden am Ende gebaut?
Wünsche der Wiesenburg an das Verfahren
Der Verein Wiesenburg entsendet nur zwei Vertreter in das Verfahren, das “40 Akteure und Vertreter aus Bezirk, den Fachbehörden der Senatsverwaltung und des Quartiersmanagements” zusammenbringt. Wenn die zwei Wiesenburger ihre Ziele erreichen wollen, werden sie bei dieser “Beteiligung” gute Argumente brauchen. Ihr Verhandlungsziel: Die Degewo soll “ihre angepeilte Bebauungsdichte von 100 – 120 Wohnungen in großen und hohen Wohnblocks überdenken” und “eine kleinteiligere Bebauung mit Wohnateliers, Projekt- und Freiräumen für eine soziale und kulturelle Nutzung” ermöglichen, so Wiesenburg-Vorstand Bittner.
Er hofft auf die positiven Signale, die er vom Senat und vom Bezirk gehört habe. Mut gemacht hat Bittner zum Beispiel der Stadtrat Ephraim Gothe (SPD), der gesagt haben soll: “Die Wiesenburg ist ein lebendes Gesamtkunstwerk, das in seiner Einzigartigkeit erhalten bleiben soll. Der Geist des verwunschenen Altbauteils soll in den Neubau hineinreichen.”
Erwartungen der Degewo
Der Degewo legt sich öffentlich bei der Frage der Dichte des Neubaus und damit der Anzahl der Wohnungen nicht fest. Ihr ist es wichtig, dass bis zum Sommer 2017 ein “konsensfähiges Gesamtkonzept für das anstehende Baugenehmigungsverfahren” erstellt ist.
Nach einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit der Wiesenburger konnte das Landesunternehmen im November 2014 nach der Übertragung des Grundstücks nicht im Alleingang über die Zukunft des Geländes entscheiden. Die Degewo startete eine “Beteiligung” in einem “kooperativen Planungsverfahren”. Sie möchte als “verantwortungsvolle Eigentümerin” wahrgenommen werden, so Christoph Beck, Vorstand der landeseigenenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo. Keine Aussage über die Zahl der Neubauten enthält auch die Aussage einer Mitteilung, dass das “geplante Wohnungsangebot sich unter anderem auch an gemeinwohlorientierte, theater- beziehungsweise kunstinteressierte und sozial engagierte Neumieter richten” soll.
Fest steht bereits, dass es keine Flüchtlingsunterkunft geben wird, wie die Degewo mitteilt. Außerdem steht fest, dass “die Sammelhalle durch einen direkten Bezug zu den Freiflächen in ihrer Funktion und Bedeutung gestärkt werden soll. Die Nutzbarmachung und der Wiederaufbau der Sammelhalle für kulturelle Nutzungen ist geplant.”
LINKS
Die Wiesenburger haben eine neue Webseite online gestellt und informieren auf dieser über die Geschichte des Areals und über den Verein. So bietet die Wiesenburg jeden zweiten Sonntag im Monat um 15 Uhr Führungen an.
Text und zweites Foto: Andrei Schnell, Foto oben: Weddingweiser