Die Weddingwoche ist eine wöchentliche Kolumne über aktuelle Ereignisse in unserem Stadtteil. Diese erscheint auch samstags im Berliner Abendblatt, Ausgabe Wedding.
Welche Eigenschaften besitzt der Wedding? Diese Frage versucht der Weddingweiser derzeit in einer Umfrage zu klären. Am meisten Stimmen erhielt bisher das Attribut „ehrlich“ (17%), was zunächst mal darauf hoffen lässt, dass bei der Umfrage tatsächlich ehrlich geantwortet wird. Letztlich lässt es aber darauf schließen, dass der Weddinger, zum Beispiel der homo sapiens sprengelkiezis, einem besonders authentischen Lebensstil frönt. Wer glaubt, dies sei nichts Außergewöhnliches, der braucht sich nur mal fragen, ob ein Blog über Beverly Hills zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wäre.
Vermutlich ist es diese Ehrlichkeit, die den Wedding so unkompliziert macht (15% der Stimmen). Hier gibt es noch die klare Kante, die Politiker so gerne hätten, und die sie hier studieren könnten. Auf dem dritten Rang findet sich das Stichwort „lebendig“ (12%), was mir absolut plausibel erscheint, denke ich nur an meinen lebhaften Currywurst-Dealer oder meinen letzten Slalom über die Müllerstraße.
Dagegen erhielt „spießig“ nur eine einzige Stimme. Wikipedia weiß, dass ein Spießer eine „engstirnige“ Person ist, die sich durch „ausgeprägte Konformität“ und „geistige Unbeweglichkeit“ auszeichnet. Das sind Eigenschaften, die sich mit Lebendigkeit, Authentizität und einer unkomplizierten Art tatsächlich kaum vereinbaren lassen.
Halten wir also fest: Der Weddinger gilt vielleicht nicht unbedingt als herzlich (knapp 2%), aber er ist bestimmt kein Spießer!
Autor: Ingo Scharmann
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