Das alte Schulgebäude in der Putbusser steht wie ein organgefarbener Geist im Brunnenviertel. Verlassen und vergessen. Für manche ist das Haus aber ein Teil ihrer Geschichte. Die Weddingerin Susanne Haun zum Beispiel ist dort zur Schule gegangen und verbindet mit dem Gebäude und dem Ranke-Gymnasium viele schöne Erinnerungen. Ein Text aus dem brunnen-Magazin zum Themenschwerpunkt “Alte Schule”.
Susanne Haun wurde im Wedding geboren, hat hier ihre Kindheit verbracht. Sie wohnte in der Malplaquetstraße, ihre Eltern hatten eine Glaserei. Susanne wurde 1971 in die Rübezahl-Grundschule (heute: Erika-Mann-Grundschule) eingeschult. Als eine von zwei Schülern ihrer Klasse erhielt sie die Gymnasialempfehlung. „Ich hatte mich dann für das Lessing-Gymnasium beworben“, erzählt sie. „Das Ranke-Gymnasium war sehr verrufen, weil es als politisch stark links galt. Es wurde auch Rote Ranke genannt“, sagt die Frau, die noch heute im Wedding wohnt und als Zeichnerin arbeitet. Susanne Haun wollte deshalb eigentlich nicht auf das Ranke-Gymnasium. Sie fürchtete, aufgrund des Rufs der Bildungseinrichtung später keine Arbeit zu finden. Doch dann kam die Zusage für die Schule in der Putbusser Straße …
Ihrem beruflichen Weg hat die Schule dann doch nicht geschadet. Susanne Haun begann nach dem Abitur 1983 eine Ausbildung zur Datenverarbeitungskauffrau, schrieb Computerprogramme – anfangs noch auf Lochkarten. Seit 2002 ist sie hauptberufliche Künstlerin. Stolz kann sie darauf verweisen, dass sie bereits seit 1999 als vermutlich erste Künstlerin weit und breit eine eigene Website hatte. „Meine Vorgeschichte hat mir dabei sehr geholfen. Ich denke gern an meine Zeit auf der Ranke zurück. Sie hat mir viele Türen geöffnet“, sagt sie.
Sie erinnert sich an vieles aus der Schulzeit. Daran, dass ihre Lehrer streng und nicht sehr modern waren. Oder daran, dass sie während der ganzen Schulzeit dasselbe Schließfach für ihre Sachen hatte. „Das war toll“, erinnert sie sich. Auch die Bibliothek im Haus, die sie in den Pausen besuchen durfte, gefiel ihr sehr. Viele Arbeiterkinder waren in ihrer Klasse und, ganz anders als heute, nur zwei türkischstämmige Kinder. „Ich habe in der Schule Freundschaften fürs Leben geschlossen“, sagt Susanne Haun rückblickend.
In ihrer Schulzeit hat Susanne Haun durch die Fenster im Schulraum, die man übrigens nicht öffnen konnte, auch gesehen, wie sich das Viertel veränderte. „Wir haben gesehen, wie die Abrissbirne gegen das Gemäuer geschlagen ist, die ganze Zeit. Das war schon traurig. Mein Klassenraum ging zur Swinemünder hin, ich konnte den Abriss des Viertels sehen“, sagt die ehemalige Schülerin.
Ihre Schule hat Susanne Haun gefallen: „Ich fand dieses hochmoderne Gebäude außergewöhnlich, ich mochte das Orange, ich mochte es auch innen. Als damals Zwölfjährige hatte ich aber erst Probleme, mich zu orientieren. Es sah alles so gleich aus“. Dass ihre alte Schule heute wie vergessen im Viertel steht, findet die ehemalige Schülerin schon ein wenig traurig.
Weitere Texte zum Themenschwerpunkt rund um die alte Schule aus dem brunnen-Kiezmagazin (Links folgen nach Veröffentlichung):
- Architektur: Eine maßgeschneiderte Schule für den Wedding
- Alte Schule: Erste gingen die Schüler, dann die Bücher
- Ein Herzensprojekt für die Zukunft
Text: Dominique Hensel
Wir übernehmen diesen Text aus dem Kiezmagazin brunnen, Ausgabe 2/2017. Vielen Dank! Mehr über die Bürgerredaktion, die das Magazin herausgibt, steht auf dem Redaktionsblog www.brunnenmagazin.wordpress.com
Ich wechselte im Sommer 1973 von der Rehberge Grundschule zum Ranke Gymnasium, damals noch in der Lütticher Straße. Einige Wochen später düsten wir nach Gesundbrunnen zur Grundsteinlegung des neuen Schulgebäudes und 1977 zogen wir um! Von den 3 Gymnasien im Wedding, war die Ranke die absolut schwerste: 2 Drittel der Benotungen bezogen sich auf mündliche Mitarbeit! DAS RANKE-GYMNASIUM HAT MICH GEPRÄGT!!!!!!!!!!!!!!!!