Vor neun Jahren organisierte das landeseigene Wohnungsunternehmen degewo zum ersten Mal ein Modefest auf der Brunnenstraße in Höhe U‑Bahnhof Bernauer Straße. Damals wie heute ist die Hoffnung, das Fest Weddingdress möge helfen, das Brunnenviertel an das sogenannte kreative Berlin anzudocken. Tatsächlich finden sich viele Modeaussteller, die sich auf 130 Ständen präsentieren. Die degewo spricht deshalb von einem Erfolg.
Bei dem Modefest am Sonnabend und am Sonntag ab 12 Uhr gibt es auf der Bühne Modeschauen, DJs und Vorstellungen von Schülern der Gustav-Falke-Schule. In der Mitte der Modemeile befinden sich Getränkestände und Kinderstationen wie die Hüpfburg und das Kinderschminken. Aber das Wichtigste sind die Modestände. Sowohl an Marktständen als auch in unvermieteten Gewerberäumen der Brunnenstraße bzw. im großen Saal des Supermarkts kann alles, was gefällt, sofort gekauft werden.
Weddingdress sucht traditionell die zeitliche Nähe zur fashion week, ohne ein Bestandteil dieser Messe (ab 8. Juli) zu sein, die in diesem Jahr im Wedding im Erika-Hess-Eisstadion veranstaltet wird.
Aus Sicht der Menschen im Brunnenviertel, mit denen ich bislang gesprochen habe, ist es bedauerlich, dass für das Vermietungsexperiment der degewo (während der Gründung des Weddingdresses vor 9 Jahren wurden Modeläden zu günstigen Mieten in die Brunnenstraße gelockt) kleine altangestammte Geschäfte weichen mussten.
Regelmäßig stößt Weddingdress im Brunnenviertel die Diskussion an, ob das Fest nun die Gentrifizierung vorantreibt oder nicht. Aber man kann wohl eher davon ausgehen, dass es, wie der Begriff Gentrifizierung nahelegt, so leicht nicht ist, ein ganzes Quartier mit 20.000 Einwohnern geplant aufzuwerten. Wenn es so leicht wäre, würde man sich in Berlin vor Modefesten wahrscheinlich nicht mehr retten können.
Autor: Andrei Schnell
[…] Zuerst erschienen auf http://www.weddingweiser.de. […]