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Wedding-Krimi: “Vindicta – Strafe muss sein”

21. April 2015
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Ein Kri­mi, der im Wed­ding spielt – das hat es schon des Öfte­ren gege­ben. Die Phan­ta­sie von Film- oder Buch­au­to­ren wird gern von in der Gesell­schaft als Tabu ange­se­he­nen The­men ange­regt: zum Bei­spiel Sado­ma­so­chis­mus ℠. Fik­tio­na­le Stof­fe schwel­gen in bizar­ren SM-Bil­dern und stel­len eher Distanz zu die­sem The­ma her als Ver­ständ­nis. Die Wed­din­ger Kri­mi-Autorin Isa­bel­la Bach ver­sucht mit ihrem neu­en Roman, nicht ein­fach eine span­nen­de Kri­mi­hand­lung in die­ses Milieu zu ver­le­gen. Viel­mehr erklärt sie anhand tie­fer Ein­bli­cke in die Psy­che der Per­so­nen aus der SM-Sze­ne und ihrer oft ahnungs­lo­sen Ange­hö­ri­gen, wel­che Umstän­de Men­schen dazu brin­gen kön­nen, abso­lu­te Kon­trol­le über ande­re aus­zu­üben oder sich bedin­gungs­los hinzugeben.

Isabella Bach (Quelle: privat)
Isa­bel­la Bach (Quel­le: privat)

Dabei bezeich­net sich die Autorin selbst als Nicht-SMle­rin. „Ich bin in mei­nem ers­ten Leben als Chef­se­kre­tä­rin vie­len sadis­ti­schen bzw. maso­chis­ti­schen Typen begeg­net und wel­chen die ihre Nei­gun­gen in der SM-Sze­ne aus­le­ben“, sagt die gebür­ti­ge Frank­fur­te­rin im Inter­view mit dem Ber­li­ner Stadt­blatt. Dass sich die inten­si­ven Recher­chen aus­zah­len, zei­gen die vie­len Facet­ten die­ses hoch­kom­ple­xen The­mas, die in Isa­bel­las Bachs Roman „Vin­dic­ta – Stra­fe muss sein“ ange­schnit­ten wer­den. „Ich sehe SM als Spie­gel für die Gewalt­be­reit­schaft in unse­rer Gesell­schaft“, betont die Autorin ihre Moti­va­ti­on, die SM-Sze­ne zum Dreh- und Angel­punkt eines außer­ge­wöhn­li­chen Todes­fal­les zu machen. Gera­de auch die sze­ne­frem­den Per­so­nen, die sich durch die per­sön­li­che Ver­stri­ckung und die Ver­däch­ti­gun­gen des ermit­teln­den Poli­zis­ten damit aus­ein­an­der­set­zen müs­sen, füh­ren die Leser gedank­lich an das The­ma SM her­an. Inne­re Dia­lo­ge der Haupt­fi­gur Feli­ci­tas mit Gott las­sen erah­nen, dass das The­ma Reli­gi­on – vor allem in ihrer katho­li­schen Aus­prä­gung – eng mit SM in Ver­bin­dung gebracht wird. Den Satz „Stra­fe muss ein“ sagt im Roman bezeich­nen­der­wei­se auch die Mut­ter Obe­rin eines Klos­ters – und nicht eine Figur aus der SM-Sze­ne. Spe­zi­fi­sche Begrif­fe wer­den in Fuß­no­ten erläu­tert, auch wenn dies manch­mal den Lese­fluss etwas hemmt und für das Ver­ständ­nis des Romans oft nicht erfor­der­lich ist.

Der Wedding als Schauplatz

Eine wei­te­re Beson­der­heit des Romans ist, dass Isa­bel­la Bach die Hand­lung zwar in einem ihr frü­her frem­den Milieu spie­len lässt, die Hand­lungs­or­te aber wei­test­ge­hend in die Ber­li­ner Orts­tei­le Wed­ding und Gesund­brun­nen ver­legt hat. Gro­ße Detail­kennt­nis ech­ter Orte und Cafés wie dem Gilmore’s oder dem Schr­a­d­ers zei­gen, dass die Buch­au­to­rin Spaß dar­an hat­te, ihren Wohn­be­zirk zum Schau­platz ihrer Phan­ta­sie wer­den zu las­sen. Und da wim­melt es nur so von gebro­che­nen Bio­gra­phien und unwahr­schein­li­chen Zufäl­len! So ist die eso­te­risch ange­hauch­te Groß­mutter der Haupt­fi­gur zufäl­lig die Freun­din des Lei­ters der Mord­kom­mis­si­on. Doch all das tut dem Lese­ver­gnü­gen die­ses Hei­mat­kri­mis kei­nen Abbruch. Wenn Feli­ci­tas bei­spiels­wei­se die War­ten­den auf dem Bahn­steig am Leo­pold­platz nach Sadis­ten, Maso­chis­ten oder Nor­ma­los scannt, macht das Lesen ein­fach Spaß. Auch wer vom Flak­bun­ker Hum­boldt­hain als Schau­platz von (erfun­de­nen?) SM-Ses­si­ons liest, sieht den Wed­ding mit ganz ande­ren Augen! Aber je wei­ter die Hand­lung vor­an­schrei­tet, gewöhnt sich der Leser schnell an die Par­al­lel­welt des SM und kann sich ganz in die Suche nach dem Mör­der fallenlassen.

Ein ungewöhnlicher Krimi

In dem Maße, wie der Leser oder die Lese­rin sich in die Welt der auf eige­ne Faust ermit­teln­den Domi­na Feli­ci­tas hin­ein­fin­det, wird die abwei­send wir­ken­de SM-Fas­sa­de immer brü­chi­ger. Für die Ver­let­zun­gen, die wir uns zufü­gen, brau­chen Men­schen eben kei­ne Peit­schen oder Fes­sel­spie­le. In Wirk­lich­keit geht es in die­sem Roman näm­lich um Ver­ge­bung – nicht durch einen stra­fen­den, bösen Gott. Son­dern durch uns. Wie schwer das ist, erfährt Feli­ci­tas im Lau­fe des Romans. Die­ser endet anders als übli­che Kri­mis, denn der Fall gerät immer mehr aus dem Fokus. Fün­dig wird die zer­ris­se­ne Haupt­fi­gur am Ende dennoch….

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Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

1 Comment Leave a Reply

  1. Wie kriegt man den Spa­gat des Mögens hin, ohne männ­lich breit­bei­nig zwi­schen Wed­ding-Mit­te und Gesund­brun­nen zu stehen?
    Gruß, jetzt aus Tiergarten,
    Frank Singielli

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