Wird im Wedding eigentlich noch berlinert, in etwa so? „Icke ditte bin Berliner. Wer ma haut, den hau ick wieda. Icke, ditte, kieke ma.” Man sollte meinen, dass der Stadtdialekt, das Berlinern, immer noch zum Alltag bei uns gehört. Schließlich gilt der Wedding als einer der letzten authentischen Stadtteile Berlins, wo Arbeiterkultur, Straßen-Slang und traditionelles Großstadtfeeling aufeinandertreffen.
Man hört eine wilde Mischung
Eine Umfrage auf unserer Weddingweiser Pinnwand ergab ein Ergebnis, das Hoffnung auf ein Überleben des lokalen Jargons gibt. Zugezogene geben bei uns offensichtlich nicht den Ton an. Auch der Wedding lebt natürlich von den vielen Neuberlinern, ob mit oder ohne ausländischen Hintergrund. Aber dass schwäbische, englische oder spanische Klänge auf unseren Straßen dominieren, kann niemand behaupten. Eher hört man türkische, arabische, polnische Sprachfetzen, oder alles zusammen in den wildesten Mischungen aus Kiezdeutsch und Fremdsprache.
Unsere Umfrage
Berlinern wurde abgewöhnt
Doch selbst Ur-Berliner haben manchmal noch eine Hemmung, ihren Dialekt zu verwenden, und das hat viel mit seinem schlechten Image zu tun. „Es wurde einem in der Berliner Schule abgewöhnt. Wobei unsere Deutschlehrerin wenigstens ein paar Stunden zum Dialekt gemacht hat und richtiges Altberlinerisch kann man kaum lesen“, schreibt unsere Leserin Tine. Und Natalie erzählt: „Uns wurde in der Schule eher ausgetrieben zu berlinern. Lange galt unsere schöne Mundart als asozial.“ Und längst nicht jeder gebürtige Berliner beherrscht das Berlinern, wie das Beispiel unserer Leserin Svenja zeigt: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen und würde mir wünschen, dass ich ohne Nachdenken berlinern könnte, aber leider hab ich Migrationshintergrund: Mama aus dem Ruhrgebiet, Papa aus dem Harz. Ich hab genug Zeit mit Vollblutberlinern verbracht, dass ich ganz gut berlinern kann, ist aber schon ein bisschen, als ob ich eine andere Sprache sprechen würde.“
Klingt authentisch, ist es aber nicht immer
Manchmal kommt es beim Berlinern aber gar nicht darauf an, die Worte richtig auszusprechen. Es ist eher die Art, Dinge treffend und meistens ziemlich rotzig auszudrücken, die das Berlinische kennzeichnet. Die Verwechslung von Akkusativ und Dativ, der “Akkudativ”, ist das typischste Kennzeichen des Dialekts. Beispiel gefällig? “Mir und mich verwechsel ick nich’, dit kann mich nich’ passieren.”
Wenn alle Stricke reißen, genügt auch ein Besuch des Prime Time Theaters, wo die Besucher von Postbote Kalle in schnoddrigstem Berlinisch begrüßt werden. Und so authentisch das auch klingt – in Wirklichkeit ist Kalle-Darsteller Oliver Tautorat janz woanders uffjewachsen…