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Litterpickerin Anna Wasilewski:
Konzept: Putzen in Gemeinschaft

27. April 2024
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Nicht nur Reinigen wie die BSR, sondern Sauber machen wie die Nachbarn. Litterpickerin Anna Wasilewski traut sich zu, die Parks und Spielplätze besser vom Müll befreien zu können als die Berliner Stadtreinigung oder das Straßen- und Grünflächenamt. „Ich wette, dass Parks und Spielplätze sauberer aussehen werden, wenn ich den Zuschlag erhalte“, sagt die 38-Jährige.

Anna Wasilewski möchte vom Senat oder dem Bezirk beauftragt werden, regelmäßige Putzaktionen durchzuführen. Die Litterpickerin (litter heißt Müll, to pick heißt pflücken, sammeln) will weg von der zivilgesellschaftlichen Zusatzleistung und hin zur sozialunternehmerischen Regelleistung. Vor drei Jahren hat die Fotografin in der Böttgerstraße die erste ehrenamtliche Müll-Lese-Aktion unter Nachbarn organisiert. Aus der zivilgesellschaftlich bewegten Anwohnerin, die vor ihrer eigenen Haustür kehren wollte, ist mittlerweile eine Proaktivistin geworden. Sie erhielt die Bezirksverdienstmedaille von Berlin Mitte und den Deutschen Nachbarschaftspreis der nebenan.de-Stiftung. Die selbst gewählte Bezeichnung Proaktivistin leitet sich vom Adjektiv proaktiv ab, was Handeln aus eigener Initiative bedeutet. „Ich mag das Wort Proaktivistin, weil ich für etwas bin, nicht nur über etwas meckern will“, sagt Anna Wasilewski. Nun zielt sie auf die nächste Wandlung. Sie will sich von einer Verfechterin der guten Sache zu einer Sozialunternehmerin wandeln. Beispiele für Unternehmen, die Gutes tun, gibt es viele. Von der traditionsreichen Arbeiterwohlfahrt bis zum jungen Mitglieds-Supermarkt SuperCoop.

Anna Wasilewski
Litterpickerin Anna Wasilewski. Foto: Eric Birnbaum

Auf die Idee, mit einem Gewerbeschein die Welt zu verbessern, trägt Anna Wasilewski bereits eine Weile mit sich herum. Anna Wasilewski hat ein Konzept geschrieben, in dem es nicht nur ums Putzen, sondern auch um die Einbindung von Gemeinschaften und der lokalen Ebene, um Aufklärung und um Nachhaltigkeit geht. Das Reinigen sollen betroffene Anwohner übernehmen, die auch bezahlt werden, statt Arbeitnehmer, die einfach nur ihren Job machen. Diese Art des Müllbeseitigens „fördert nicht nur die lokale Beschäftigung, sondern stärkt auch die Bindung zwischen den Bürger*innen und ihren Parks und Spielplätzen“, schreibt sie in ihrem Konzept. Wo entsprechende Ausschreibungen der öffentlichen Hand zu finden sind, hat sie schon mal Ende März öffentlich in der Bezirksverordnetenversammlung erfragt.

Anna Wasilewski
Gemeinschaftliche Putzaktion. Foto: Valentin Paster
Logo Weddinger Allgemeine Zeitung

Der Text ent­stand in Zusam­men­ar­beit mit der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autor ist And­rei Schnell.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

6 Comments

  1. ACHTUNG: Dies ist nicht der ursprünglich erschienene Text. Wir haben diesen gegen eine andere Fassung ausgetauscht. Diese Version stammt (wie angegeben) aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung und ist von Andrei Schnell.

  2. Ach Anna hätten wir uns doch früher kennengelernt.. Ich wohnte lange am Vinetaplatz und habe ca 10 Jahre versucht, den Müll Herr (Frau) zu werden – war nicht einfach und am Ende war ich nach wie vor alleine mit meinem Müllpicker – aus dem Sanitätsgeschäft- unterwegs. Jetzt bin ich ins saubere Zehlendorf gezogen aber trotz Müll mochte ich meinen Vinetaplatz sehr.. und Dir gutes Gelingen!! Cecilia Gib nie auf!!👍👍

    • Danke für den schönen Kommentar. Das freut mich sehr. Für die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ist das Litterpickern wunderbar. Ein Umzug ist auch Selbstwirksam. Grüße nach Zehlendorf.

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