Wenn man sich auf eine Sache wirklich verlassen konnte, dann darauf, dass er stets allen Trends zum Trotz irgendwie der gute alte Wedding blieb. So vollkommen in seiner eigenen Unvollkommenheit, dass man nicht wollte, dass sich daran irgendwann einmal etwas ändert.
Selbst, als Neukölln plötzlich hip wurde, als Moabit plötzlich nicht mehr altbacken war und sogar als Lichtenberg immer mehr Investoren ein Lächeln auf die Konten zauberte, der Wedding blieb halt der Wedding. Aber stimmt das wirklich? Oder ist das vielleicht einfach nur die romantische Vorstellung eines Weddingers, der sich hier schon sehr lange zu Hause fühlt? Auf einem Auge Wedding, statt auf einem Auge blind?
Hat man erst so richtig drüber nachgedacht, als es zu spät war:
Ist schade, aber so isses halt:
Wird immer seltener
Sollte man es bedauern, wenn alte Eckkneipen verschwinden oder wenn andere Weddinger Originale nach und nach nicht nur den Bezirk wechseln, sondern gänzlich und für immer schließen? Ja, unbedingt sogar!
Sollte man es bedauern, dass die Mieten steigen und immer mehr Fassaden charakterlos wärmegedämmt werden? Ja, unbedingt sogar! Doch genau das ist er, der Lauf der Zeit im Leben einer Stadt. Nicht nur im Wedding, sondern auch anderswo in Berlin.
Sollte man es bedauern, dass den alten Läden neue folgen, die nun ihrerseits etwas Neues zu schaffen suchen? Nun, das Beste am Wedding waren schon immer seine Bewohner. An guten Ideen hat es, auch wenn nicht viel Geld im Spiel ist, nie gemangelt. Ob alter Wedding oder neuer Wedding, es tut sich wirklich an allen Ecken und Enden was.
Trotz allem: Guter, alter Wedding, wir vermissen Dich (manchmal). Und verdrücken ganz leise, wenn keiner hinschaut, eine Träne.
Warum darf sich im Wedding nicht auch mal was zum Schönen entwickeln? Also ein Kiezleben mit netten sauberen Restaurants und Läden für ganz normale Leute mit ganz normalen vernünftigen Ansichten, die auch die verrückten Vögel lieben und Toleranz zu Menschen jeder Couleur walten lassen und dies als ebenso normal empfinden wie die Normalität zu sich selbst. Sich einfach gegenseitig respektieren, sich füreinander interessieren, wenn man will, einfach zusammen im Kiez leben so wie jedem es gefällt.
Wenn das Jahr zu Ende ist bin ich 30 Jahre im Wedding zu Hause. Leider muss ich sagen, dass das Proletentum und das provozierende Dumpfbackengehabe sich seit ca. 5 Jahren zusehend vermehrt und dies immer mehr auf die Straßen getragen wird. Ich wohne neben einer Grundschule auf die meine Nachbarskinder ohne Probleme gegangen sind. Heute hat sich die Schule trotz aller Bemühungen fast schon zu einer Asi-Ghettoschule entwickelt. Sind Verweigerung zur Bildung im Zusammenhang mit Lehrerbeleidigungen aber auch die Vermüllung seines eigenen Bezirkes durch dieses Klientel die gewünschten Mittel damit Mieten bezahlbar bleiben? Ist das der Preis, den man zahlen muss? Wenn es so weitergeht, wird dies nicht mehr mein Wedding sein und ich muss mich woanders niederlassen.
Werbung für Panzerspiele? Widerlich.