Es fehlt, es nervt! Es fehlt, es stört, es nervt! Lautstark und mit selbst gebastelten Plakaten haben Kinder und Jugendlichen die Erwachsenen vor einer Woche (8.7.) beim Sommerfest auf dem Spielplatz Eulerstraße begrüßt. Was nervt und was fehlt führten sie den Politikern, dem Jugendamt und den Vertretern von Polizei und Quartiersmanagement dann ganz bildhaft auf der Bühne vor. Mehr Fußballplätze wünschen sie sich vor allem, aber auch coolere Spielplätze, mehr Sicherheit und weniger Müll an ihren Treffpunkten.
Umfrage unter dem Motto “Check den Wedding!”
Über die spontane Kinderdemo auf der Bühne hat sich keiner der Erwachsenen beschwert. Der Bezirksbürgermeister nickte anerkennend – und lächelte sogar ein wenig über die engagierten Kinder. Es wäre auch komisch, wäre es anders. Die Kinder waren sozusagen vom Jugendamt beauftragt, ihre Meinung über ihren Stadtteil zu sagen. Fast 400 Kinder und Jugendliche im Gesundbrunnen sind in den vergangenen Monaten unter anderem von so genannten Youth Teams, anderen Kindern und Jugendlichen, befragt worden, 500 Fragebögen wurden ausgewertet. Lebenswelt- und Sozialraumanalysen heißt das in Erwachsenensprache. Die Stadtteilkoordination Gesundbrunnen der Fabrik Osloer Straße, Träger des Projekts, hat das mit „Check den Wedding!“ in eine Sprache übersetzt, die die Zielgruppe versteht. Maude Fornaro leitete das Projekt.
Die Befragungen fanden in Freizeiteinrichtungen, Schulen und im öffentlichen Raum im Stadtteil statt. Die Idee ist, die Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der Kinder und Jugendlichen zu erfassen und in die Jugendsozialhilfeplanung des Jugendamtes einfließen zu lassen. Der Gedanke dahinter: Kinder wissen am besten, was Kinder gut finden und was nicht.
Ist der Wedding der beste Ort der Welt?
Findest du, dass der Wedding der beste Ort der Welt für junge Menschen ist? Diese Frage beantworteten 150 Kinder und Jugendliche mit „nein“. 103 kreuzten „geht so“ an. 64 meinten, der Wedding* sei der beste Ort der Welt. Die restlichen Befragten konnten sich nicht entscheiden und machten keine Angabe. Dafür hatten die Kinder Wünsche. Mehr Sauberkeit, mehr Sicherheit, mehr Freundlichkeit, mehr Sportplätze und Sportangebote, mehr Treffpunkte, belebtere Straßen.
Die meisten Kinder und Jugendlichen hatten auch lobende Worte für ihren Stadtteil. Natur, Parks, Bäume und Blumen gibt es laut Umfrage genug in Gesundbrunnen. Auch Spielplätze gebe es genug. Wenn sie cooler wären, auch für Zwölf- bis 27-Jährige und besser instand gehalten würden wäre eigentlich in punkto Spielplatz alles ok. Hausaufgabenhilfe und Beratungsangebote vermissen die Kids nicht, dagegen mehr Freundlichkeit untereinander. Die Kids wünschen sich, das Angebote für sie an ganz klassischen Orten stattfinden: vor allem in Schulen, in Kinder- und Jugendclubs und auf Spielplätzen.
Mehr Fußballplätze bitte!
Auch zum Freizeitverhalten der jungen Stadtteilbewohner wurden Fragen gestellt. Liest man die Antworten, kann man sehen, dass Sport die mit Abstand wichtigste Beschäftigung ist. Mehr Fußballplätze, mehr Sportplätze, mehr Schwimmbäder, mehr Sportangebote sind das, was den Kids fehlt. Die liebsten Sportarten der Kinder und Jugendlichem im Sozialraum sind übrigens neben dem unangefochtenen Spitzenreiter Fußball Tanz, Schwimmen und Basketball. Die liebsten Orte der jungen Generation Gesundbrunnen sind Spielplätze (84 Stimmen), das Gesundbrunnen Center (74 Stimmen) und der Humboldthain mit Spielplatz (74 Stimmen).
Das bunte Spielplatzfest rund um die Präsentation der Umfrageergebnisse wurde nach den Ideen der Kinder konzipiert. Mit ganz viel Zuckerwatte, Mitmachzirkus, Fußballspielen und vielem mehr. Es war ein tolles Fest mit vielen Besuchern. Die engagierten Kinder und Jugendlichen können stolz sein auf das, was sie geschafft haben. Jetzt sind Politik und Verwaltung an der Reihe, die Ideen der Kinder umzusetzen. Damit in Zukunft nichts fehlt und nichts nervt.
Mehr auf dem Projektblog www.checkdenwedding.wordpress.com
* Für ganz genaue Leser: Die Befragung fand im Ortsteil Gesundbrunnen statt. Angepasst an die Sprachgewohnheiten der beteiligten Kinder und Jugendlichen wählte der Projektträger den Projekttitel „Check den Wedding!“
Text und Fotos: Dominique Hensel
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