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Strickmode:
Warme Wolle aus dem Wedding

12. November 2022

Das, wofür ande­re Ber­li­ne­rin­nen lan­ge Wege in Kauf neh­men, haben die Wed­din­ge­rin­nen jetzt vor der Haus­tür. Gleich neben dem S‑Bahnhof Wed­ding und dem Café „Cof­fee Cir­cle“ in der Lin­dower Stra­ße haben sich die Woll­händ­le­rin­nen von „Wol­len Ber­lin“ nie­der­ge­las­sen. Die Adres­se ist ein Geheim­tipp unter Strick­be­geis­ter­ten und die gro­ße Aus­wahl an natür­li­chen Gar­nen ist genau das Rich­ti­ge für die war­men Pull­over, die wir in die­sem Win­ter brau­chen werden.

Fotos: Rolf Fischer

Die freund­li­chen Frau­en von „Wol­len“ sind nicht leicht zu fin­den. „Hof 2, Auf­gang 5 – Tor bit­te drü­cken“ steht unter den Kon­takt­an­ga­ben im Inter­net. Doch wenn man vor dem schmie­de­ei­ser­nen Tor des präch­ti­gen Gewer­be­hofs aus der Grün­der­zeit in der Lin­dower Stra­ße steht, geht es ganz ein­fach. Kein Ruckeln und Rüt­teln und auch kein Trep­pen­stei­gen. Das Geschäft ist im Erd­ge­schoss. In der hel­len Fabrik­eta­ge emp­fängt mich Ruta Slus­kai­te-Ditt­mann, die Grün­de­rin und Inha­be­rin von „Wol­len“.

Ruta Slus­kai­te-Ditt­mann mit Jani­na (links) und Mimi (rechts) von Wol­len Ber­lin
Foto: Rolf Fischer

Die kal­te Jah­res­zeit steht vor der Tür. Kom­men vie­le zu euch, mit dem Wunsch, sich etwas War­mes für den Win­ter zu stricken?

Ruta: Ja, der Herbst lief gut. Vie­le kamen mit der Idee „Ich strick mir jetzt einen war­men Pul­li.“ Wer sel­ber stri­cken kann, ist jetzt ja im Vorteil.

Eine Kol­le­gin aus Froh­nau hat mich auf euer Geschäft auf­merk­sam gemacht. „Wol­len“ war das ers­te, was ihr zum The­ma Wed­ding ein­ge­fal­len ist. Ist „Wol­len“ ein Geheimtipp?

Ruta: Wir haben uns einen guten Ruf erar­bei­tet. Wir füh­ren nur natür­li­che Gar­ne, die meis­tens aus der Regi­on oder aus Euro­pa kom­men. Meri­no-Wol­le muss nicht aus Über­see kom­men, sie kann auch aus Bran­den­burg stam­men. Und dann neh­men wir uns viel Zeit für Beratung.

Kennt ihr das Spree­garn aus dem Wedding?

Ruta: Ja, dar­über habe ich im Wed­ding­wei­ser gele­sen. Mein Mann ist ja ein gro­ßer Fan vom Weddingweiser.

Auf wen zielt euer Angebot?

Wir haben für alle was, auch preis­lich. Für die 16-jäh­ri­gen, die auf Tik­Tok gese­hen haben, dass Häkeln im Trend ist und für Älte­re, die schon ihr Leben lang stricken.

Und woher kommt eure Kundschaft?

Ruta: Aus ganz Ber­lin, aber nicht nur. Es kom­men sogar regel­mä­ßig Tou­ris­ten aus Skan­di­na­vi­en, wo Stri­cken ja noch stär­ker eine Tra­di­ti­on ist. Wir haben uns über die Jah­re eine Stamm­kund­schaft auf­ge­baut und freu­en uns über alle, die uns auch nach dem Umzug von Fried­richs­hain in den Wed­ding treu geblie­ben. Aber natür­lich auch über alle, die neu dazu gekom­men sind.

Seit eini­gen Jah­ren ist Stri­cken auch in Deutsch­land wie­der ziem­lich beliebt. Mit You­Tube-Tuto­ri­als kann man sich das jetzt auch selbst bei­brin­gen. Mitt­ler­wei­le machen wir etwa die Hälf­te des Umsat­zes online. Aber vie­le kom­men trotz­dem ger­ne wei­ter­hin in den Laden. Gar­ne sind ein Pro­dukt, das man ger­ne anfasst und sieht – wegen der Qua­li­tät, dem Gefühl und den Farben.

Ihr seid seit einem Jahr im Wed­ding. Was hat euch nach zehn Jah­ren im Fried­richs­hain hier­her bewegt?

Ruta: Ich lebe schon lan­ge im Wed­ding, am Naue­ner Platz. Als ich Mut­ter gewor­den bin, bin ich mit dem Kin­der­wa­gen hier viel durch die Stra­ßen spa­ziert und habe die­sen tol­len Ort ent­deckt! Auch die Hälf­te unse­res Teams wohnt im Wedding.

Und eure Kun­din­nen haben den Umzug mitgemacht?

Ruta: Wir haben vor­her eine Umfra­ge in den sozia­len Medi­en gemacht. Und vie­len war es egal, wohin sie in Ber­lin anrei­sen. Ande­re sahen sogar Vor­tei­le, weil es direkt an der S‑Bahn liegt. Wir wer­ben auch für den Wed­ding und sagen: „Ver­bin­den Sie den Ein­kauf mit einem Aus­flug in den Kiez.“ Mit dem Café vor der Tür ist das natür­lich eine gute Kom­bi­na­ti­on. Wir haben eini­ge Kun­din­nen, die im Fried­richs­hain direkt neben uns gewohnt haben, ver­lo­ren, aber jetzt kom­men mehr aus Rei­ni­cken­dorf oder Char­lot­ten­burg und natür­lich auch aus dem Wedding.

Vor vier­zig Jah­ren war es ein poli­ti­sches State­ment, als die Män­ner der Grü­nen, mit dicken Bär­ten und Latz­ho­sen im Bun­des­tag strick­ten. Wel­che Män­ner kom­men heu­te zu euch?

Ruta: Ganz unter­schied­li­che. Wir haben einen Rechts­an­walt, der strickt und ande­re neh­men sich die islän­di­schen Män­ner zum Vor­bild, die ja auch stri­cken. Män­ner machen etwa 10 Pro­zent unse­rer Kund­schaft aus. Die meis­ten die kom­men nicht allein wegen des Stri­ckens, son­dern haben sich auch sonst mit Mode oder Design beschäftigt.

Öff­nungs­zei­ten

Mo geschlos­sen, Di – Fr 11–19 Uhr, Sa – 11–16 Uhr

[email protected]

Tele­fon 030–29351995, Whats­app 015172041943

Lin­dower Str. 18, 13347 Berlin

Hof 2, Auf­gang 5 – Tor bit­te drücken

Rolf Fischer

Ich lebe gerne im Wedding und schreibe über das, was mir gefällt. Manchmal gehe ich auch durch die Türen, die in diesem Teil der Stadt meistens offen stehen.

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