Das Wahlergebnis bei der Abgeordnetenhauswahl 2016 im Wedding ähnelt dem des gesamten Bezirks Mitte. Die Grünen und die Linken liegen im Wedding sogar leicht unter dem Bezirksergebnis. Der Wedding ist also nicht besonders anders. Er ist auch nicht besonders rot, denn die SPD liegt im Wedding nur leicht über ihren Bezirksergebnis. Auch die AfD liegt im Wedding bloß ein wenig unterm Bezirksergebnis.
Im Vergleich zum Berliner Ergebnis wählen die Weddinger (wie alle in Mitte) vor allem Grüne und Linke. Die CDU und die AfD sind in Mitte (und damit auch im Wedding) unterdurchschnittlich stark. Festzuhalten ist ebenso, dass die AfD auch im Wedding ein zweistelliges Ergebnis erreicht hat.
Untenstehend die Wahlergebnisse pro Weddinger Kiez, die Gewinner der Weddinger Direktmandate und das Ergebnis Wahl der BVV-Mitte.
Ergebnis der Zweitstimmen pro Weddinger Kiez:
Beste Werte:
Die SPD hat über 25 % erreicht im Brunnenviertel, am Nettelbeckplatz und im Englischen Viertel. Aber nirgendwo war sie in Nähe der 30%-Marke. Sie ist auch nicht mehr in allen Kiezen stärkste Partei.
Die CDU hat über 15 % erreicht im Englischen Viertel und im Afrikanischen Viertel. Am Leo ist sie sogar einstellig.
Die Grünen haben rund 25 % erreicht im Brüsseler Kiez, am Leo und im Antonkiez. Sie sind allen Kiezen stark.
Die Linke hat rund 20 % am Leo, im Soldiner Kiez und im Antonkiez. Auch sie ist in allen Kiezen stark.
Die FDP hat nur im Afrikanischen Viertel die 5 % übersprungen.
Die AfD hat ihren Berliner Schnitt nur im Englischen Viertel erreicht (aber dort im Bezirk Mitte ihren höchsten Wert eingefahren).
Das heißt: Im Norden, im Afrikanischen Viertel und im Englischen Viertel, wird “bürgerlich” gewählt, im Zentrum Weddings “links”.
Afrikanisches Viertel:
SPD = 24,1 % ; CDU = 15,3 % ; Grüne = 18,1 % ; Linke = 13,8 % ; FDP = 5,1 % ; AfD = 12,6 % ; Andere = 11,0 %
Antonkiez:
Grüne = 24,5 % ; SPD = 21,7 % ; Linke = 19,5 % ; CDU = 10,3 % ; AfD = 7,6 % ; FDP = 4,3 % ; Andere = 12,1 %
Brunnenviertel:
SPD = 27,7 % ; Linke = 15,6 % ; Grüne = 15,5 % ; CDU = 14,3 % ; AfD = 12,6 % ; FDP = 3,9 % ; Andere = 10,4 %
Brüsseler Kiez:
Grüne = 25,2 % ; SPD = 21,9 % ; Linke = 18,3 % ; CDU = 10,1 % ; AfD = 8,6 % ; FDP = 4,8 % ; Andere = 11,2 %
Englisches Viertel:
SPD = 25,5 % ; CDU = 16,4 % ; Grüne = 15,0 % ; AfD = 14,3 % ; Linke = 13,1 % ; FDP = 4,7 % ; Andere = 11,1 %
Gesundbrunnen:
Grüne = 22,7 % ; SPD = 22,4 % ; Linke = 18,0 % ; CDU = 10,8 % ; AfD = 9,6 % ; FDP = 3,9 % ; Andere = 12,8 %
Leo:
Grüne = 25,0 % ; Linke = 21,3 % ; SPD = 19,7 % ; CDU = 8,7 % ; AfD = 7,8 % ; FDP = 3,8 % ; Andere = 13,8 %
Nettelbeckplatz:
SPD = 26,2 % ; Grüne = 18,3 % ; Linke = 17,1 % ; AfD = 11,5 % ; CDU = 10,2 % ; FDP = 4,1 % ; Andere = 12,6 %
Soldiner Kiez:
SPD = 20,9 % ; Grüne = 20,6 % ; Linke = 20,4 % ; CDU = 10,2 % ; AfD = 10,0 % ; FDP = 4,3 % ; Andere = 13,6 %
Sprengelkiez:
Grüne = 23,4 % ; SPD = 22,5 % ; Linke = 18,3 % ; CDU = 11,0 % ; AfD = 8,5 % ; FDP = 4,8 % ; Andere = 11,5%
Sieger in den Wahlkreisen:
Wahlkreis 4
Das ist Brüsseler Kiez und Moabit.
Gewinner: Die Moabiter wählten Marc Urbatsch von den Grünen mit 24,2 % knapp vor Andreas Wiedermann von der SPD mit 23,7 %.
Wahlkreis 5
Das ist Afrikanisches Viertel und Englisches Viertel.
Gewinner: Bruni Wildenhein-Lauterbach von der SPD mit 26,2 % vor Daniel Gollasch von den Grünen mit 20,0 %.
Wahlkreis 6
Das ist Gesundbrunnen, Nettelbeckplatz, Soldiner Kiez und teilweise Leo.
Gewinner: Ralf Wieland von der SPD gewinnt glücklich mit 25,0 % vor Nedim Bayat von den Grünen mit 24,5 %.
Wahlkreis 7
Das ist Antonkiez, Brunnenviertel, Sprengelkiez und teilweise Leo.
Gewinner: Maja Lasic von der SPD deutlich mit 31,5 % vor Jenny Neubert von Grünen mit 20,3 %.
Liste
Über die Liste zieht aus dem Wedding noch ein: Sven Rissmann (Wahlkreis 5, aber Platz 5 auf der Bezirksliste).
BVV
Die Ergebnisse für die Wahl der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) weichen von den Stimmen der Abgeordnetenhauswahl ab. Hier haben möglicherweise die EU-Bürger und die 16–18-jährigen für Abweichungen gesorgt.
Grüne = 24,0 % ; SPD = 23, 6 % ; Linke = 17,9 % ; CDU = 13,5 % ; AfD = 9,9 % ; FDP = 6,0 ; Piraten = 3,5 %.
Im Bezirk reicht es nicht für eine “Koalition” aus zwei Parteien. Für eine Zählgemeinschaft zur Wahl eines Bürgermeisters werden 28 Stimmen benötigt. SPD und Grüne kommen nur auf 27 Sitze, Grüne und Linke nur auf 24 Sitze.
Stadträte erhalten die Grünen 2, die SPD, die CDU und die Linke jeweils 1. Damit sind die Grünen Sieger im Bezirk Mitte.
In der Bezirksverordnetenversammlung erhält von 55 Sitzen die
SPD 13
CDU 8
Grüne 14
Linke 10
Piraten 2
FDP 3
AfD 5
Vergleich
Das Ergebnis der Zweitstimmen im Vergleich zum Bezirk Mitte und zum berliner Ergebnis.
LINKS
Alle Zahlen auf www.wahlen-berlin.de.
Autor: Andrei Schnell. Grafiken: Andrei Schnell. Zahlen: Landeswahlleiterin Berlin.
Was sind denn das für Wahlergebnisse? Welche Partei heißt denn „andere“?
Also, entweder man wird informiert, oder man kann es gleich lassen.
Diese Arroganz, genaue Ergebnisse zur Gunsten farbiger Blöcke zu verschweigen, kenne ich sonst nur von Massenmedien.
Macht ja nichts, wenn am Fernsehabend hundertausende Bürger nicht erfahren, wie viele Stimmen bzw. Prozente die Partei erhalten hat, die sie gewählt haben.
Ich habe das Wort Andere gewählt, weil ich es als neutral empfinde (anders als Sonstige oder Rest). Es war nicht Arroganz, weshalb ich mich auf die erfolgreichen Parteien konzentriert habe. Im Wedding und Gesundbrunnen gibt es nicht hunderttausende Wähler, zur Wiederholungswahl gab es 87.000 Wahlberechtigte, von denen 46.000 zur Wahl gingen. Die Grafik zeigt sieben Farbbalken. Würde ich weitere Balken hinzufügen, ginge das Ziel verloren, eine Infografik zu zeigen.
Aus Abwesenheitsgründen nachträglich diese Anmerkungen: Vielleicht sollte der Autor bei der nächsten Wahlanalyse mal versuchen, sein offensichtlich grün-violett hüpfendes Herz ein wenig zu beruhigen und sich in größerer Sachlichkeit üben. Drei Beispiele: Die Weddinger wählen fürs Abgeordnetenhaus also vor allem Grüne und Linke? Wieso hat dann im Vergleich zum Berliner Ergebnis die SPD im Wedding sogar ein bisschen besser abgeschnitten? Oder ist die SPD in der Wahrnehmung des Autors nicht mehr “links” genug? Und habe ich das richtig verstanden: AfD wählen = “bürgerlich” wählen? Wenn das so gemeint war, dann hat der Autor diese Einschätzung ziemlich exklusiv. Auf wessen Liste zieht denn der Herr Rissmann wohin ein? Fazit: Auch Schnellschüsse dürfen qualitativ ruhig zentrumsnah einschlagen!
Die Einschätzung, das Afrikanische Viertel habe eher bürgerlich gewählt, kann ich aus den Zahlen nicht herauslesen.