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Wohnungspolitik:
Vorkauf dank Genossenschaft

Vorkauf zweier Miethäuser zugunsten der DPF eG gelingt
19. August 2021
Manfred Böhm

Rund 100 Mie­ter des Eck­hau­ses Mül­lerstra­ße und Kame­ru­ner Stra­ße haben sich zusam­men­ge­schlos­sen und auf eige­ne Faust einen Käu­fer für das von ihnen bewohn­te Haus gesucht. Sie haben einen Vor­kauf durch den Bezirk erreicht und damit ver­hin­dert, dass ihr Haus in den Besitz eines Immo­bi­li­en­in­ves­tors gelangt.

Im Sep­tem­ber 2020 erreich­te die Mie­ter die Nach­richt, dass ihr Miet­haus nach dem Tod des pri­va­ten Eigen­tü­mers zum Ver­kauf stand. „Ver­drän­gung durch Luxus­sa­nie­run­gen oder Umwand­lung in Eigen­tums­woh­nun­gen stan­den im Raum und berei­te­ten unse­rer Häu­ser­ge­mein­schaft gro­ße Sor­gen“, sagen die Mie­ter rück­bli­ckend. Sie schaff­ten es, dass nun die DPF e.G Eigen­tü­me­rin ist. Die nach dem Krieg in Ost­ber­lin gegrün­de­te Genos­sen­schaft erwarb gleich­zei­tig ein Haus in der Torf­stra­ße 26. Dort leben 33 Mietparteien.

Der Weg dort­hin führ­te über das Vor­kaufs­recht. In Milieu­schutz­ge­bie­ten (offi­zi­ell Erhal­tungs­ge­bie­te) kann der Bezirk in einen geschlos­se­nen Kauf­ver­trag in die Rol­le des Käu­fers sprin­gen. Weil der Bezirk oft nicht das Geld hat, um den Kauf­preis zu zah­len, kann in Ber­lin eine lan­des­ei­ge­ne Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft aus­hel­fen und das Miet­haus über­neh­men. Aber auch Genos­sen­schaf­ten kom­men in Fra­ge, um als mie­ter­freund­li­che Käu­fer ein­zu­sprin­gen. Andre­as Böhm, Vor­stand der DPF e.G. sagt, dass dies aus einem ein­fa­chen Grund so sel­ten geschieht. Die Inha­ber der Woh­nungs­ge­nos­sen­schaf­ten sind Mie­ter und vor­sich­tig. Anders als pri­va­te Inves­to­ren wol­len sie das Risi­ko mini­mie­ren. Des­halb müs­se die Poli­tik in Ber­lin mit Bürg­schaf­ten und Zins­ga­ran­tien hel­fen. Dann wür­den es sich mehr Genos­sen­schaf­ten zutrau­en, lang­fris­ti­ge Kre­di­te für Vor­käu­fe aufzunehmen.

2020 gab es in Mit­te nur vier Vor­käu­fe. Geprüft wur­den 57 Fäl­le. Der durch­schnitt­li­che Ver­kaufs­preis eines gelun­ge­nen Vor­kaufs liegt im Bezirk bei 2.300 Euro pro Qua­drat­me­ter. Zum Ver­gleich: Immo­bi­li­en­web­sei­ten nen­nen für den Orts­teil Wed­ding über 3.500 Euro pro Qua­drat­me­ter als Preis. Vie­le Vor­käu­fe ver­hin­dert der neue Eigen­tü­mer, indem er eine Abwen­dungs­ver­ein­ba­rung unter­schreibt. In die­ser erklärt er sich zu bestimm­ten Zuge­ständ­nis­sen bereit.

171 Mit­glie­der grün­de­ten die DPF e.G. am 28. Mai 1957 in Ost­ber­lin. Die Genos­sen­schaft zählt heu­te über 6.000 Mit­glie­der. Sie besitzt fast 4.000 Woh­nun­gen, vie­le davon sind Plattenbauten.

Mie­ter bedan­ken sich bei Andre­as Böhm von der Genos­sen­schaft DPF eG. Foto: And­rei Schnell

Hinweis der Redaktion

Hier ein Arti­kel, den die Mieter:innen des eben­falls betrof­fe­nen Hau­ses in der Kame­ru­ner Str.55 geschrie­ben haben. 

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Der Text stammt aus der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung, der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Geschrie­ben wur­de er von And­rei Schnell. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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