Ein Kino im Brunnenviertel? Das gibt es heute nicht mehr, dabei blickt der Kiez auf eine bewegte Kinogeschichte zurück.
In der Gegend von der Torstraße bis hoch zur Badstraße schossen Anfang des 20. Jahrhunderts Kinos wie Pilze aus dem Boden. Das bewegte Bild war schwer in Mode gekommen. Schnell verwandelten sich Restaurants, Läden, Tanzsäle und sogar Wohnungen in Kinomatographentheater und Lichtspielhäuser. Andere Kinogebäude wurden ganz neu errichtet. Zunächst flimmerten Stummfilme über die Leinwand, ab Mitte der 1930er-Jahre dann Tonfilme. Das kostete viele Musiker den Job.
Im Kino wurden früher kurze Vorfilme gezeigt, dann kam die speziell für die Leinwand produzierte Nachrichtensendung Wochenschau und im Anschluss der Hauptfilm. Die kleinen Häuser hielten sich oft nur wenige Jahre, da sie schnell von den konkurrierenden Prunkkinos in den Ruin getrieben wurden. Andere fanden ihr Ende während des Krieges, sie fielen der Zerstörung zum Opfer. In den 1950er-Nachkriegsjahren blühte die Kinokultur dann noch einmal auf.
Gerade im Brunnenviertel erhielten viele Kinos als Grenzkinos Fördermittel, weil die Westberliner den Bürgern Ostberlins für geringen Eintritt (1,25 Ostmark / 25 Westpfennige) das westliche Filmkulturgut nahebringen wollten. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Filme aus Großbritannien und den USA, aber auch aus der jungen Bundesrepublik. Doch mit dem Bau der Mauer und der wachsenden Anzahl von Fernsehapparaten in den Wohnzimmern waren die Tage der Grenzkinos gezählt. Heute gibt es im Brunnenviertel kein Kino mehr.
Text und Grafik: Sulamith Sallmann, Übernahme aus dem Kiezmagazin brunnen
Man könnte ein YouTube-Kino gründen. Traditionelles Kino ist ja leider zu schwierig.