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Erinnerung an die Versöhnungskirche:
Vor 40 Jahren gesprengt

20. Januar 2025
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Der markante Turm der Versöhnungskirche wollte sich nicht ohne weiteres beseitigen lassen: Nachdem das Kirchenschiff bereits am 22. Januar 1985 gesprengt worden war, lief am 28. Januar nicht alles nach Plan. Die Trümmer des Kirchturms schlugen auf die Hinterlandmauer ein, während das Kirchturmkreuz weggerissen wurde und auf ein Grab des Elisabethfriedhofs im Ostteil Berlins stürzte. Bei den Aufräumarbeiten blieb es zunächst unentdeckt. Erst später fanden Friedhofsarbeiter das Kreuz und verbargen dieses Zeugnis der Zerstörung. Nach dem Mauerfall kam das Kreuz zurück.

Die Sprengung der Versöhnungskirche bleibt ein eindrückliches Symbol der Teilung Berlins und der Härte des DDR-Regimes. Die Kirche, die im Todesstreifen der Berliner Mauer und direkt im Schussfeld lag, wurde gesprengt, offiziell aus „Sicherheitsgründen“. Ihr Abriss bedeutete nicht nur das Ende eines historischen Sakralbaus, sondern auch bis heute den Verlust eines Ortes, der trotz der Teilung für viele Menschen emotional bedeutend war.

Versöhnungskirche Bernauer Straße, 12. Januar 1978 Foto: Olga Bandelowa

Geschichte der Versöhnungskirche

Die Versöhnungskirche, 1894 eingeweiht und von Kaiserin Auguste Viktoria gestiftet, war einst Mittelpunkt einer großen Gemeinde mit 20.000 Mitgliedern. Nach schweren Kriegsschäden wurde sie 1950 wiederhergestellt, doch der Bau der Berliner Mauer 1961 schnitt die Kirche von ihrer Gemeinde ab. Sie geriet in den Todesstreifen, wurde geschlossen und später von der DDR-Grenztruppe als Wachturm genutzt. Am 22. Januar 1985 ließ die DDR-Regierung die Kirche und wenige Tage später auch ihren Turm sprengen.

Durch einen 1984 ausgehandelten Verkauf des Grundstücks konnte die DDR-Regierung ein neues Gemeindezentrum im Neubaugebiet Hohenschönhausen finanzieren, das 1988 eingeweiht wurde. Liturgische Gegenstände der Versöhnungskirche wurden vor der Sprengung gesichert und in der 1981 gegründeten Ost-Berliner Versöhnungsgemeinde Marzahn weiterverwendet. Diese Gemeinde wurde 2002 Teil der Biesdorfer Evangelischen Versöhnungsgemeinde. Heute erinnert die 2000 eröffnete Kapelle der Versöhnung an der Bernauer Straße an die Geschichte dieses Ortes und die Bedeutung der Versöhnung.

Lazarus-Kapelle und Versöhnungskirche

Gedenken nach 40 Jahren

Am Sonntag, dem 26. Januar gedenkt die Evangelische Gesundbrunnengemeinde mit einem Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Kapelle der Versöhnung der Zerstörung der Kirche vor 40 Jahren. Im Anschluss, um 11.30 Uhr, findet eine Begegnung mit Imbiss und heißen Getränken im Dokumentationszentrum Berliner Mauer (Bernauer Straße 111, 13355 Berlin) statt. Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Professor Dr. Axel Klausmeier, und Gemeindepfarrer Thomas Jeutner werden die Gäste begrüßen.

Kapelle der Versöhnung

Gesprächsimpulse geben unter anderem Almut Bellmann (Superintendentin des Kirchenkreises Berlin Nord-Ost), Frank Röger (Architekt und Leiter des Kirchlichen Bauamtes der EKBO) und Ute Zimmermann (Ehrenamtliche an der Kapelle der Versöhnung). Der ehemalige Kirchsaal der Versöhnungsgemeinde, heute Teil des Dokumentationszentrums, bietet den passenden Rahmen für diesen besonderen Moment des Erinnerns.

Hier könnt ihr ein Video der Sprengung sehen

weddingweiserredaktion

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1 Comment Leave a Reply

  1. Habe mir die Sprengung seinerzeit angesehen, von der Westseite, ein schlimmes Sakrileg, nicht einmal die antichristlichen Nazis hätten derartiges gewagt. Ein schauderhafter Moment, aber eben nicht verwunderlich in einem Land, in dem z.B. der ehrwürdige Dom zu Angermünde als Garage des Fuhrparks der örtlichen LPG genutzt wurde.
    Heute sind so einige Gotteshäuser im Umfeld überflüssig geworden, die EKD in Wedding nimmt immer mehr den Charakter einer religiösen Sekte an, nein, sie ist es bereits. Zuerst gingen die Steuersparer und Gewohnheitsatheisten, kein Verlust, nun geht die die Kirche tragende Substanz, die Wertkonservativen, gleich ob national oder liberal ausgerichtet, für die Religion stets Teil ihrer Identität war, weil sie die unsägliche Politik der EKD nicht mehr länger ertragen. Ganz so weit bin ich noch nicht. Was soll ich in einem Gottesdienst, in dem statt dem Himmelreich profaner Zeitgeist gepredigt wird?

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