Mastodon

Vive la Wedding!

13. Dezember 2012
2

Sie sind jung, talen­tiert, kom­men aus Frank­reich und woh­nen im Wed­ding. Zwei Musi­ker haben die­sen Teil Ber­lins zu ihrem Wohn- und Schaf­fens­ort auserkoren.

Franz Geil über­setzt das bes­te der fran­zö­si­schen Musik ins Deut­sche. Ser­ge Gains­bourg, Fran­çoi­se Har­dy, Joe Das­sin und natür­lich France Gall – er hat sie alle im Reper­toire und über­zeugt mit Witz und Charme. Ama­lia Gon­zá­lez singt fre­che Lie­der auf Fran­zö­sisch und auf Deutsch und tritt zusam­men mit ihrer klei­nen Band, bestehend aus Cel­lis­tin und Kon­tra­bass­spie­ler auf. Am letz­ten Mitt­woch sind die bei­den gemein­sam auf­ge­tre­ten, natür­lich im Wed­ding. Vor dem Auf­tritt in der gemüt­li­chen Kugel­bahn tref­fe ich die bei­den Musi­ker zu einem klei­nen Plausch und konn­te eini­ges aus dem Leben der jun­gen Musi­ker erfahren.

Was treibt zwei jun­ge Musi­ker also in den Wed­ding, möch­te ich wis­sen. „Das Leben hat mich hier­her ver­schla­gen“ berich­tet Ama­lia, die seit 11 Jah­ren im Wed­ding lebt. Mitt­ler­wei­le woh­ne Sie auch ger­ne hier, vor ein paar Jah­ren sei das noch anders gewe­sen. Aber es tue sich was im Wed­ding, der Bezirk öff­ne sich kul­tu­rell – man kön­ne viel mit­ma­chen, mit­wir­ken und ver­än­dern. Ver­an­stal­tun­gen wie das Wed­ding Kul­tur­fes­ti­val zei­gen die Offen­heit und das Poten­ti­al das im Bezirk steckt – “Es macht mir Spaß, ein Teil davon zu sein”, sagt sie. Franz Geil, der mit bür­ger­li­chem Namen Antoine Léche­vin heißt, wohnt erst seit Kur­zem im Wed­ding. „Prenz­lau­er Berg ist vor­bei“, sagt der jun­ge Musi­ker. Der Wed­ding sei so, wie Ost­ber­lin vor ein paar Jah­ren war. Es gibt schö­ne Bars, locke­re Leu­te, eine ent­spannt-krea­ti­ve Atmo­sphä­re. Das gefal­le ihm sehr.

Amalia Gonzalez (Foto: K. Hagendorf)
Auf­tritt von Ama­lia Gon­za­lez (Foto: K. Hagendorf)

Ob der Wed­ding als Inspi­ra­ti­on für die Musik die­nen wür­de, fra­ge ich. Für Franz Geil ist es eher die Stadt an sich. Ama­lia sagt, dass sie die Men­schen hier schon inspi­rie­ren wür­den, eini­ge hät­ten ein har­tes Leben.
Mich inter­es­siert nun, wie es zu der Idee eines gemein­sa­men Auf­trit­tes kam. Kann­te man sich schon vor­her? Die fran­zö­si­schen Musi­ker in Ber­lin ken­nen sich alle unter­ein­an­der, berich­tet Ama­lia. Man beob­ach­te die ande­ren, gin­ge zu den Auf­trit­ten, kom­me ins Gespräch. So habe sich eine Freund­schaft zwi­schen den bei­den ent­wi­ckelt und damit auch die Idee von gemein­sa­men Auf­trit­ten. Zusam­men mit ande­ren Musi­kern im Wed­ding habe man auch das Pro­jekt „Melo­die Wed­ding“ ins Leben geru­fen – als musi­ka­li­sche Par­al­le­le zur Kunst­in­itia­ti­ve „Kolo­nie Wed­ding“. Beim Quar­tiers­ma­nage­ment frag­te man bezüg­lich einer Finan­zie­rung an – lei­der erfolg­los. Aber man wol­le trotz­dem wei­ter machen und das Netz­werk der Wed­din­ger Musi­ker wei­ter aus­bau­en und gemein­sam Musik machen.

Vor dem Auf­tritt möch­te ich noch wis­sen, was das Publi­kum erwar­ten kann. „Natür­lich das bes­te der fran­zö­si­schen Chan­sons auf Deutsch“, lässt Franz Geil ver­lau­ten. Fal­le die lieb­li­che fran­zö­si­sche Spra­che erst ein­mal weg, wir­ken vie­le als harm­los wahr­ge­nom­me­ne Songs scho­ckie­rend oder amü­sant. Ama­lia möch­te die Leu­te über­ra­schen. Men­schen hät­ten eine bestimm­te Idee im Kopf, wenn sie auf ein fran­zö­si­sches Kon­zert gehen und sie mache „was anders“. Bra­ve fran­zö­si­sche Musik gäbe es hier nicht.

Franz Geil (Foto: K.Hagendorf)
Franz Geil (Foto: K.Hagendorf)

Wäh­rend unse­res Gesprächs hat sich der anfangs lee­re, gemüt­li­che Gast­raum der Kugel­bahn mit Gäs­ten gefüllt. Es wird gelacht, getrun­ken, geplau­dert. Als dann alle Instru­men­te gestimmt sind, begibt man sich in das Unter­ge­schoss, wo der Auf­tritt statt­fin­det. Franz Geil macht den Anfang. Im schumm­ri­gen Licht und der gemüt­li­chen Atmo­sphä­re kommt sein fran­zö­si­scher Charme ganz beson­ders gut zur Gel­tung. Spä­tes­tens beim Song „Unter den Lin­den“, der Über­set­zung von „Champs Ely­sées“ von Joe Das­sin schwen­ken alle ihr Glas Wein in Glück­se­lig­keit. Dann betritt Ama­lia Gon­zá­lez die Büh­ne, die mitt­ler­wei­le ihr Erken­nungs­merk­mal, die grü­ne Perü­cke, trägt. Zusam­men wird nun eine Über­set­zung von “Bon­nie and Cly­de” von Ser­ge Gains­bourg gesun­gen – ein­fach zau­ber­haft. Ama­lia und ihre Band spie­len im Anschluss ein paar ihrer eige­nen Songs, ein paar fran­zö­si­sche, ein paar mit deut­schem Text, mit lau­ten und lei­sen Tönen. Aber immer mit Schwung, viel Gefühl und Witz. Très char­mant!

Wer sei­ne Ohren und Augen selbst ein­mal in Ent­zü­ckung ver­set­zen will oder sich ein Bild von der Wed­din­ger Musik­sze­ne machen möch­te, hat zum Bei­spiel am Sams­tag, den 15. Dezem­ber bei “MICHELE – Fein­kost & Fremd­spra­chen” eine gute Gele­gen­heit. Dort wer­den die bei­den Musi­ker zusam­men mit ande­ren Sän­gern des Pro­jek­tes Melo­die Wed­ding auf­tre­ten. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!

Autorin: Karo­lin Hagendorf

Web­site von Franz Geil

Web­site von Ama­lia Gonzalez

Melo­die Wedding

15.12.  im Michele, Prinzenallee 2526, 13359 Berlin

20.00 Uhr

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

2 Comments

Schreibe einen Kommentar zu melodiewedding Antworten abbrechen

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?