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Vier Architekten, vier Ideen für die Wiesenburg

15. Februar 2016
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Die Vorlage: Die Wiesenburg 1905. Die Vorlage: Die Wiesenburg 1905. Historisches Foto.
Die Vor­la­ge: Die Wie­sen­burg 1905. His­to­ri­sches Foto.

Die Büros ps wed­ding, Die Zusam­men­ar­bei­ter, Die Bau­pi­lo­ten und Klin­ken­berg Archi­tek­ten sind vom Eigen­tü­mer der Wie­sen­burg, der Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft Dege­wo, beauf­tragt wor­den, Ideen für das Gelän­de zu ent­wi­ckeln. Am Don­ners­tag, 11. Febru­ar, stell­ten die Archi­tek­ten ers­te Ent­wür­fe vor. Erkämpft haben sich die Wie­sen­bur­ger, dass sie als Ver­ei­ni­gung von Mie­tern bei der Zukunft des his­to­ri­schen Are­als mit­spre­chen dürfen.

„Wir stel­len uns die Wie­sen­burg als einen Ort vor, an dem auch zukünf­tig eine Kom­bi­na­ti­on aus Woh­nen, Leben und Arbei­ten mög­lich ist“, erklärt Dirk Seu­bert, Abtei­lungs­lei­ter Sanie­rung bei dege­wo. Den vier Ent­wür­fen vom 11. Febru­ar ist gemein­sam, die Anmu­tung des Ortes Wie­sen­burg zu erhal­ten. Außer­dem wird es eine Wie­der­öff­nung des Zugangs Kol­ber­ger Stra­ße geben. Die Dege­wo, das Bezirks­amt, das Quar­tiers­ma­nage­ment Pank­stra­ße und nicht zuletzt der Ver­ein Wie­sen­burg ent­schei­den nun in einem drei­stu­fi­gen Werk­statt­ver­fah­ren über Ent­wür­fe und Planungen.

Bausenator Andreas Geisel ein Fan der Wiesenburg? - Foto: QM Pankstraße
Bau­se­na­tor Andre­as Gei­sel ein Fan der Wie­sen­burg? – Foto: QM Pankstraße

Öffent­li­che Sympha­ti­en für die Wiesenburger
Der Ver­ein Wie­sen­burg e.V., der sich jahr­zehn­te­lang als Eigen­tü­mer sah, konn­te und kann die Gebäu­de nicht sanie­ren. Nach­dem der Rechts­streit um das Eigen­tum an dem Grund­stück zuguns­ten des Lan­des Ber­lin ent­schie­den wur­de, kann die lan­des­ei­ge­ne Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft Dege­wo nun die Rui­ne ret­ten und hat auch das dazu not­wen­di­ge Geld. Die Wie­sen­bur­ger sind ein akti­ver Ver­ein und erhal­ten für ihre uner­müd­li­che Arbeit auch Aner­ken­nung. So über­reich­te Bau­se­na­tor Andre­as Gei­sel Ende Janu­ar dem Wie­sen­burg e.V. den vom Quar­tiers­ma­nage­ment Pank­stra­ße gestif­te­ten Preis für Enga­ge­ment. Der Deut­sche Kul­tur­rat hat die Wie­sen­burg in die rote Lis­te der bedroh­ten Kul­tur­ein­rich­tun­gen aufgenommen.

12500 Qua­drat­me­ter ist das Grund­stück groß. Damit besteht genug Raum für vie­le Ideen. Geprüft wird von den Archi­tek­ten zum Bei­spiel, ob Woh­nun­gen für Flücht­lin­ge errich­tet wer­den könn­ten. Eine Modul­bau­wei­se ver­bie­tet sich an die­sem denk­mal­ge­schütz­ten Ort von allein; die Unter­brin­gung von woh­nungs­lo­sen Men­schen, was Flücht­lin­ge per Defi­ni­ti­on sind, wür­de zur Geschich­te der Wie­sen­burg gut passen.

Archi­tek­ten mit Fingerspitzengefühl
Die Wahl der vier Archi­tek­tur­bü­ros ps wed­ding, Die Zusam­men­ar­bei­ter, Die Bau­pi­lo­ten und Klin­ken­berg Archi­tek­ten zeigt bereits, dass die Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft Dege­wo kei­ne maxi­ma­le Ver­wer­tung der Immo­bi­lie anstrebt. Die Archi­tek­ten des Team ps wed­ding haben das ExRo­ta­print und das Ate­lier­haus Wie­sen­stra­ße 29 saniert. Die Zusam­men­ar­bei­ter Ange­li­ka Dre­scher und Chris­ti­an Schö­ningh haben für die Arbeits­ge­mein­schaft jun­ger Genos­sen­schaf­ten im Wohn­bund gear­bei­tet. Der Wohn­bund ist ein Netz­werk, das an die so genann­te Wohn­re­form zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts anknüpft. Die Bau­pi­lo­ten schrei­ben bereits im ers­ten Satz ihrer Web­sei­te, ihre Arbeits­wei­se sei “die Teil­ha­be und Mit­wir­kung der Nut­zen­den in die Pla­nung mit ein­zu­be­zie­hen”. Achi­tekt Ste­fan Klin­ken­berg vom Büro Klin­ken­berg-Archi­tek­ten hat 1981 sei­ne Diplom­ar­beit über die Wie­sen­burg geschrieben.

Wahrzeichen der Wiesenburg ist der Schornstein. Foto: Wiesenburg e.V.
Wahr­zei­chen der Wie­sen­burg ist der Schorn­stein. Foto: Wie­sen­burg e.V.

LINKS
Web­sei­te des Ver­eins Wie­sen­burg e.V.
Die Wie­sen­burg auf der Roten Lis­te des Deut­schen Kulturrats

Autor: And­rei Schnell / Fotos: oben – his­to­ri­sches Foto, Urhe­ber nicht zu ermit­teln. Mit­te: Quar­tiers­ma­nage­ment Pank­stra­ße. Unten: Wie­sen­burg e.V.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

7 Comments

  1. Dass Ste­fan Klin­ken­berg sei­ne Diplom­ar­beit über die Wie­sen­burg geschrie­ben hat, wuss­te ich gar nicht. Aber er hat echt Ahnung, wie man kom­ple­xe Denk­ma­le in gute Nut­zung bringt – und die Nut­zer mit ein­be­zieht – und enga­giert sich dabei auch oft per­sön­lich, nicht nur als Archi­tekt. Schö­nes Bei­spiel ist die König­stadt-Braue­rei in Przlbg. http://www.gidak.de/

  2. @Schaffelder

    Statt kucken, soll­te der Ver­fas­ser ein­mal hingucken: 

    “Die mode­ra­ten Kos­ten von knapp 2100 Euro pro Qua­drat­me­ter waren durch gemein­sa­me Ent­wick­lung eines Kon­struk­ti­ons­sys­tems, durch Stan­dar­di­sie­rung von Aus­bau­tei­len wie Fas­sa­den, Türen, Instal­la­tio­nen etc. mög­lich. Die drei Häu­ser sind anschlie­ßend von den Ber­li­ner Büros car­pa­ne­to schö­ningh archi­tek­ten (feder­füh­rend für das Gesamt­pro­jekt), FAT_Koehl Archi­tek­ten und BAR­ar­chi­tek­ten im Rah­men des gemein­sa­men Regel­werks indi­vi­du­ell rea­li­siert worden.
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/neues-bauprojekt-spreefeld-in-mitte-am-alten-kater-holzig-wird-gewohnt-und-gefeiert/11432474.html
    Das die Grund­stücks­prei­se zum Erwerbs­zeit­punkt sehr güns­tig waren, wird lei­der verschwiegen

    Und:
    Die Bau­pi­lo­ten haben auch eine Webseite !!!

    http://www.baupiloten.com/projekte/erika-mann-primary-school/
    http://www.baupiloten.com/projekte/erika-mann-grundschule‑2/

  3. Zu den Architekten:
    Die Bau­pi­lo­ten haben u.a. die Innen­ge­stal­tung der Eri­ka-Mann-Schu­le zusam­men mit den Schü­lern ent­wi­ckelt – ein irres Pro­jekt mit QM-Mit­teln, die damals, Anfang der 2000er noch reich­lich flos­sen. Kuckt Euch die Schu­le mal von innen an, wenn Ihr könnt!
    Die Zusam­men­ar­bei­ter ste­hen u.a. für die Genos­sen­schaft Spree­feld, die gleich hin­term Deut­schen Archi­tek­tur­zen­trum an der Spree bewie­sen haben, dass man heut­zu­ta­ge kos­ten­güns­tig Wohn­raum schaf­fen kann – und zwar ziem­lich indi­vi­du­ell nach den Bedürf­nis­sen der Bewoh­ner und mit gro­ßer Aus­strah­lungs­kraft ins Umfeld (geht mal in den Bootsbunker!).
    Klin­ken­berg ken­ne ich nicht, aber allein, dass er mit den drei ande­ren zusam­men auf­taucht, macht einen schon neugierig.
    Wo kann man sich die Ent­wür­fe anschaun?

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