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Viel Rummel um ein Schild auf der Gleim-Oase

9. November 2014

schild_gleimoase4Pas­san­ten wun­dern sich, Rad­fah­rer dre­hen ihre Köp­fe und schau­en beim Vor­bei­fah­ren stau­nend auf die Ver­kehrs­in­sel vor dem Gleim­tun­nel. Auf der Gleim-Oase ste­hen viel mehr Men­schen als üblich und eine Fern­seh­ka­me­ra filmt sie. Mit­ten in dem klei­nen, fast 30 Jah­re alten Park ist am Mon­tag (3.11.) ein Schild zur Geschich­te der Ver­kehrs­in­sel ent­hüllt wor­den. Das Schild wird bis zum 11. Novem­ber zu sehen sein.

Die gro­ße Auf­merk­sam­keit für die zeit­lich begrenz­te Akti­on erklärt sich nicht auf den ers­ten Blick. Aber dass eine Bezirks­stadt­rä­tin, das Amt für Umwelt und Natur, vie­le Kiez­läu­fer aus Mit­te, Anwoh­ner aus dem Kiez, Bezirks­po­li­ti­ker, Jour­na­lis­ten und sogar ein Fern­seh­team ins Brun­nen­vier­tel gekom­men sind, hat gute Grün­de. Ein Grund ist, dass sich die Gleim-Oase direkt an der ehe­ma­li­gen Ber­li­ner Mau­er befin­det und in den Rah­men der Fei­er­lich­kei­ten zum Mau­er­fall­ju­bi­lä­um passt. Bezirks­stadt­rä­tin Sabi­ne Weiß­ler hob bei der Ent­hül­lung des Schil­des des­halb auch die beson­de­re der Gleim-Oase her­vor: „Das ist ein beson­de­rer Platz. Schließ­lich hat sich nicht in allen Sack­gas­sen an der Mau­er so etwas gebil­det: Es ist ein Ort des Zusam­men­kom­mens. Um die Lebens­qua­li­tät zu erhal­ten, braucht man sol­che Orte.“

schild_gleimoase2Die Gleim-Oase, das sind 530 Qua­drat­me­ter Stadt. Ein Skulp­tu­ren­park, der offi­zi­ell Stra­ßen­land ist, 1985 gestal­tet nach Plä­nen den Künst­ler- und Archi­tek­ten­paa­res Ales­san­dro und Erd­mu­te Car­li­ni. In den 90er Jah­ren wur­de die Gleim-Oase ver­ges­sen und wucher­te zu. Im Jahr 2010 leg­ten die dama­li­gen Kiez­läu­fer Dun­ja Berndt und Hol­ger Eckert die Ver­kehrs­in­sel frei, fan­den Skulp­tu­ren, Tische, Stüh­le. Seit­dem küm­mern sie sich als Paten dar­um, pfle­gen die Bee­te, laden zu Lesun­gen, Aus­stel­lun­gen und Brun­ches ein.

Ein wei­te­rer Grund für die Auf­merk­sam­keit ist die Lage am Mau­er­park. Weil auf der Erwei­te­rungs­flä­che nörd­lich des Gleim­tun­nels ein umstrit­te­nes Neu­bau­ge­biet ent­ste­hen soll, ist die Zukunft der Ver­kehrs­in­sel unsi­cher. Wahr­schein­lich muss sie der geplan­ten Auf­fahrt zum neu­en Quar­tier wei­chen. „Die Gleim-Oase hat einen gro­ßen Stel­len­wert und wir müs­sen sehen, wie wir sie in die neue Zeit ret­ten kön­nen“, for­mu­lier­te es Bezirks­stadt­rä­tin Weiß­ler, die für Sozia­les zustän­dig ist. Doch viel mehr als das Schild zu ent­hül­len, den bei­den Paten Mut zu machen und mit dem zustän­di­gen Stadt­rat Cars­ten Spal­lek zu spre­chen, kann sie nicht tun – Stadt­ent­wick­lung gehört nicht in ihr Ressort.

Dass so vie­le zu der Ent­hül­lung des Schil­des gekom­men sind, hat vor allem aber damit zu tun, dass Dun­ja Berndt und Hol­ger Eckert kei­ne fünf Meter vor dem Gleim­tun­nel seit fast fünf Jah­ren zei­gen, was man mit uner­müd­li­chem Bür­ger­en­ga­ge­ment errei­chen kann und wie man die Nach­barn in ein Pro­jekt ein­bin­det. Mit sehr viel Hin­ga­be küm­mern sie sich um den Mini­park, ohne Mit­tel für die unge­zähl­ten Stun­den, die Grün­pfle­ge oder ihre Ver­an­stal­tun­gen in Anspruch zu nehmen.

An den Pro­tes­ten der ver­schie­de­nen Bür­ger­initia­ti­ven gegen das geplan­te Wohn­ge­biet betei­li­gen sie sich nicht. „Wir hof­fen, dass es nicht kommt“, ist alles, was Dun­ja Berndt dazu sagt. „Wir sagen unse­re Mei­nung und hof­fen, dass die Gleim-Oase auch für ande­re erhal­tens­wert ist. Alles ande­re über­las­sen wir den Fachleuten.“

Zum ers­ten Mal haben die Paten jetzt aber doch Geld erhal­ten. Die Con­rad-Stif­tung „Bür­ger für Mit­te“ hat 1500 Blu­men­zwie­beln bezahlt, damit Win­ter­lin­ge, Tul­pen und Nar­zis­sen im kom­men­den Früh­ling die Ver­kehrs­in­sel erblü­hen las­sen. Das Schild indes, das in der Mit­te der Gleim­stra­ße nur ein paar Tage über die Geschich­te der beson­de­ren Ver­kehrs­in­sel infor­miert, wird im kom­men­den März in einer Aus­stel­lung über die Gleim-Oase im Rat­haus Mit­te zu sehen sein.

Text + Fotos: Domi­ni­qu Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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