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Straßenschilder laden zum Reisen ein:
Weddings Straßennamen, unsere Reiseziele

12. August 2023
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Man kann mit dem Fin­ger auf der Land­kar­te ver­rei­sen. Oder man ist tat­säch­lich in der Welt­ge­schich­te unter­wegs. Da kann einem unver­mit­telt der Wed­ding begeg­nen. Oder umge­kehrt, die Welt begeg­net einem nicht nur in der bun­ten Wed­din­ger Bewoh­ner­schaft, son­dern auch auf Stra­ßen­schil­dern. Manch­mal ist es ganz leicht, die Namens­ge­ber zu besu­chen. Und manch­mal wäre das ganz schön aufwendig!

Viel­leicht ist es kein Zufall, dass in unse­rem frü­her als Arbei­ter­stadt­teil bekann­ten Wed­ding so vie­le Stra­ßen­na­men von Orten sind, die für die meis­ten sei­ner Bewoh­ner wohl uner­reich­bar waren. Even­tu­ell kamen sie selbst aus Bran­den­burg oder Pom­mern, nach des­sen Städ­ten und Inseln man­che Stra­ßen­na­men benannt waren, wie Lie­ben­wal­de, Sol­din, Wol­lin, Stet­tin oder Wol­gast. Aber wei­ter ent­fern­te Städ­te wie Ams­ter­dam, Ost­ende oder Lon­don waren außer­halb des Radi­us, den ein­fa­che Men­schen frü­her vom Wed­ding errei­chen konn­ten, wenn sie nicht zur See fuh­ren oder in den Krieg zogen.

Heu­te füh­ren unse­re man­che Urlaubs­rei­sen an Orte, die uns im Wed­ding ganz selbst­ver­ständ­lich auf den wei­ßen Stra­ßen­schil­dern begeg­nen. Vor Jah­ren war ich ein­mal in Oslo (Oslo­er Stra­ße!) und Stock­holm (Stock­hol­mer Stra­ße!). Unse­re Autorin Domi­ni­que wie­der­um hat eine Kreuz­fahrt gemacht, die sie nach Trond­heim oder Trom­sö (Trom­sö­er Stra­ße!) führ­te (Unse­re Dront­hei­mer Stra­ße im Wed­ding wird nach einer alten Recht­schrei­bung geschrie­ben). In Brüs­sel, Ant­wer­pen oder Gent bin ich eben­falls schon mehr­fach gewesen.

Stral­sund (l.) und Trom­sö (r.) Fotos: D. Hensel

In die­sem Jahr begeg­ne­te mir der Wed­ding wie­der­um in einem Bene­lux­land, und zwar in Gro­nin­gen in den Nie­der­lan­den (Gro­nin­ger Stra­ße!). Das liegt nah an der deut­schen Gren­ze, wo wir eine Feri­en­woh­nung gemie­tet hat­ten. Gro­nin­gen ist eine quir­li­ge Stadt, in deren Innen­stadt seit 1977 der durch­ge­hen­de Auto­ver­kehr unter­bun­den und der Fahr­rad­ver­kehr stark geför­dert wird. Das woll­te ich mir ein­mal anschau­en und, nun, ich bin begeis­tert und wün­sche ich mir das Glei­che für den Wedding!

Spä­ter ging es dann noch ein­mal über Tra­ve­mün­de (Tra­ve­mün­der Stra­ße) und Wol­gast (Wol­gas­ter Stra­ße) nach Use­dom (Use­do­mer Stra­ße!), und da mich inter­es­sier­te, wo eigent­lich Hei­de­brink liegt, führ­te uns der Weg durch den neu­en Tun­nel unter der Swi­ne in Świ­nou­jście (Swi­ne­mün­de, Namens­ge­be­rin einer Stra­ße und sogar einer Brü­cke) nach Międ­zy­wod­zie (Hei­de­brin­ker Stra­ße!), einem klei­nen See­bad auf der pol­ni­schen Halb­in­sel Wol­lin (Wol­li­ner Stra­ße!). Voll­ge­stopft mit Attrak­tio­nen und Buden ist das ein Bade­ort ohne Chi-chi, aber wun­der­schön im Wald und am Meer gele­gen. Noch etwas wei­ter ent­lang der Küs­te kommt man nach Koło­brzeg (Kol­ber­ger Stra­ße!) und Kos­za­lin (Kös­li­ner Stra­ße!), aber dafür fehl­te lei­der die Zeit. Man hät­te viel­leicht auch noch einen Schlen­ker nach Szc­ze­cin (Stet­ti­ner Stra­ße) machen kön­nen. Von da wäre es nur einen Kat­zen­sprung nach Mys­li­borz gewe­sen, wo unser Autor And­rei Schnell 2014 ein­mal war. Die heu­te pol­ni­sche Stadt hieß bis 1945 ein­mal Sol­din (Sol­di­ner Straße!).

Nationalpark Jasmund. Foto: Hensel
In den Natio­nal­park Jas­mund kommt man vom Wed­ding aus recht schnell – ein­fach ab Gesund­brun­nen gen Nor­den fah­ren bis es nicht mehr wei­ter geht. 🙂 Foto: Hensel

Neben den Namen von den Inseln Wol­lin und Use­dom gibt es auch vie­le Stra­ßen­na­men mit Bezug auf Rügen und Umge­bung (Jas­mun­der, Put­bus­ser, Rüge­ner, Stral­sun­der, Dem­mi­ner, Zings­ter Stra­ße). Wem auch das noch zu weit weg ist, wie wäre es denn mit der Schul­zen­dor­fer oder Schön­wal­der Stra­ße? Oder mit der Ber­nau­er, Bie­sen­ta­ler, Wrie­ze­ner oder Frei­en­wal­der Stra­ße? Da blei­ben wir nament­lich zumin­dest ganz in der Nähe, in Brandenburg.

Doch das hält den Wed­ding nicht davon ab, von wirk­lich wei­ten Orten zu träu­men. Und da kann ich lei­der nicht mit­re­den: die Syri­sche, Indi­sche, Ira­ni­sche, Afri­ka­ni­sche Stra­ße, der Pekin­ger Platz und die Kiautschou­stra­ße – ich habe mir von all die­sen Orten bis­her noch kein Bild machen kön­nen. Aber zum Glück gibt es vie­le Wed­din­ger, die aus die­sen Tei­len der Welt kom­men und sich viel­leicht freu­en, wenn sie beim Blick auf die Stra­ßen­schil­der manch­mal dar­an erin­nert werden. 

Ehe­ma­li­ges Hei­de­brink (l.), ehe­ma­li­ges Sol­din (r.; Foto: A.Schnell)

Hier wer­den die Stra­ßen­na­men erklärt

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

3 Comments Leave a Reply

  1. Macht sehr, sehr viel Mühe, ich weiß.: Joa­chim, du hät­test auch eine schö­ne Land­kar­te anhand von Land­marks der Orte unse­rer Stra­ßen­na­men in unse­ren Kiezen zeich­nen kön­nen: je bun­ter des­to bes­ser: unser Fantasiebezirk!

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